Welch Tiefschlag für alle Hundeliebhaber und -halter. Hiess es doch kürzlich in den Medien: Der Hund wedelt gar nicht mit dem Schwanz, weil er sich freut, seine Liebsten wiederzusehen. Seine so typische Geste habe einen ganz profanen Grund: Hunde haben im Bereich des Afters Analdrüsen, die ein persönliches Duftsekret produzieren. Dieses Duftsekret wird mit dem Schwanzwedeln möglichst weit verteilt, um jedem Artgenossen zu sagen: «Ich bin auch hier.»

Hunde schnüffeln zur Begrüssung auch nicht umsonst einander am Hinterteil herum. Daran erkennen sie ihr Gegenüber am besten. Für selbstbewusste Rüden ist es ein Muss, ihre Duftmarke möglichst weit mit Wedeln zu verströmen. Ängstliche und unterwürfige Hunde verzichten lieber auf dieses Signal. Durch die nach unten gehaltene oder eingeklemmte Rute bedecken sie die Analdrüsen, um ein Verströmen des Duftes zu verhindern, wie Justine A. Lee in ihrem Buch «Warum der Hund mit dem Schwanz wedelt» erklärt.

Ist also nichts mit Wedeln vor Freude? Wie traurig. Wie haben wir Hundefreunde uns immer gefreut ob dem für unser Verständnis unübersehbaren Ausdruck der Freude übers Wiedersehen.

Wer seinen Hund gut kennt, kann an seiner Körpersprache einiges ablesen
Doch ganz so schlimm ist es nicht. Die Rute des Hundes hat durchaus mehrere Funktionen. Das Duftverströmen ist eine. Aber genauso sehr zeigt die Haltung der Rute die Stimmung eines Hundes an. Eine Wissenschaft, die äusserst eingehend studiert wurde.

So wedelt ein Hund bewiesenermassen im Allgemeinen als Zeichen für Erregung. Darunter fällt natürlich auch Freude – eben die Freude, einen geliebten Menschen zu sehen. Oder zu merken, der Mensch will jetzt gleich mit mir auf den Spaziergang. Auch da beginnt die Rute zu rudern. Erregung kann aber auch Stress oder andere starke Gefühle bedeuten – somit kann also nicht verallgemeinert werden, dass wedelnde Hunde sich ausschliesslich freuen. Senkt der Hund den Kopf beim Wedeln gleichzeitig, ist Vorsicht angezeigt, denn dies ist eine Angriffsstellung. Freudiges Wedeln erkennt man daran, dass es sehr breit ist, manchmal hat man das Gefühl, der ganze Hund schwinge mit.

In der Regel kennt ein Halter seinen Hund gut genug, um an seiner Körpersprache einiges ablesen zu können: wie etwa Angst in geduckter Haltung und mit eingeklemmtem Schwanz. Aufmerksamkeit mit hoch aufgerichtetem Kopf und Ohren, der Körper ganz still. Widerwille, wenn er versucht mit hängenden Ohren und traurigen Augen etwas auszuweichen, das er nicht machen will. Und beim Wiedersehen das freudige Schwanzwedeln und Ankuscheln – wann sonst macht das der Hund in dieser Art und Weise? Ob er nun beim Schwanzwedeln auch noch ein paar Duftstoffe verteilt – wen stört es. Das Schöne ist, dass der Hund sich freut und diese Freude so auszudrücken vermag, dass wir Menschen sie korrekt interpretieren können.

Da sprechen alle von Tierkommunikation, dabei ist es doch so einfach. Wer ein bisschen Zeit mit seinem Tier verbringt, weiss ziemlich schnell, welche Gesten was bedeuten. Und mit dem Hund, dem Tier, das uns in unserer Geschichte am längsten schon begleitet, haben wir längst zu kommunizieren gelernt. Ohne, dass uns jemand hätte instruieren müssen, was nun eine eingeklemmte Rute oder hochgezogene Lefzen bedeuten.