Viele Hunde werden heute einseitig ernährt. Dies führt vor allem zu Allergien», sagt Lotti Egli, die eine Praxis für klassische Homöopathie und Tierhomöopathie in Neftenbach ZH führt. Aber auch Übergewicht, Gelenkprobleme, Magenentzündungen, Durchfall und Erbrechen könnten durch eine falsche Ernährung verursacht werden.

«Homöopathie geht immer ganzheitlich an das Tier heran, darum spielt die Ernährung auch eine grosse Rolle», sagt Egli. Sie empfiehlt eine frische Ernährung. Dazu gehören frisches Fleisch, Gemüse, Innereien und Knochen. Die Zusammensetzung dieser Teile muss auf den einzelnen Hund individuell abgestimmt werden.

Die Umstellung auf frisches Futter konnte ein Hundeleben retten
Was eine gesunde Ernährung ausmacht, hat Egli schon an praktischen Beispielen erlebt: Eine junge Dogge hatte ständig Durchfall und war deshalb total abgemagert. Schulmediziner hatten die zwölf Monate alte Hündin bereits aufgegeben und man wollte sie einschläfern lassen. Schliesslich wurde sie doch noch auf einen Gnadenhof gebracht. Der Besitzer des Hofs holte sich Hilfe bei Egli. Mit einer strikten Umstellung auf frisches Futter ohne jegliche Medikamente konnte der Hündin geholfen werden. «Nach drei Wochen hatte sie nur noch jeden zweiten Tag Durchfall und nach eineinhalb Monaten waren die Beschwerden weg und das Tier nahm sogar zu», erzählt Egli.

Die Industrie betreibe ein raffiniertes Marketing, welches den Tierhalter durch Angst vor Mangelernährung davon abhält, sein Tier selber zu ernähren, sagt Egli. Darum werde immer noch viel Fertigfutter gekauft. «Viele dieser Futter besitzen zu viel Kohlenhydrate und zu wenig Eiweiss», sagt Egli. Es sei noch viel Aufklärungsarbeit nötig.

Den Unterschied von einseitigem Fertigfutter zu frischem Futter sehe man vor allem bei Hunden, die jahrelang einseitig ernährt wurden. «Nach der Umstellung auf frisches Futter erhalten viele Vierbeiner einen richtigen Energieschub», sagt Egli. Diese Ernährung helfe vor allem auch, dass Hunde gesund alt werden. Man müsse einfach den gesunden Menschenverstand einschalten. «Jeder weiss auch, dass man ein Kind nicht nur mit Dosennahrung ernähren darf, auch wenn vom Hersteller diese als ausgewogen und vollwertige Alleinnahrung mit allen Vitaminen und Mineralien angepriesen wird», sagt Egli.

Heute gibt es eine Vielzahl von Fertigfuttermitteln und Philosophien zur Ernährung eines Hundes. Dadurch wird es immer wichtiger zu beurteilen, was eine ausgewogene Ernährung ist. «Es stellt sich die Frage, welches Futtermittel oder welches Rezept das richtige ist und wie man kombinieren darf oder auch nicht», sagt Tierärztin Kerstin Gerstner vom Institut für Tierernährung von der Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich. «Wichtig ist eine ausgewogene Ernährung insbesondere für gesundes Wachstum, aber auch für die Gesundheit während der Lebensspanne eines Hundes», sagt Gerstner.

Laut der Tierärztin könne nicht pauschal gesagt werden, dass in kommerziellen Futtermitteln zu viele Kohlenhydrate und/oder zu wenige Proteine enthalten sind. In manchen Fällen ist es sogar absolut notwendig, dass ein bestimmter Teil des Energiegehaltes der Futterration von Kohlenhydraten stammt – zumindest bei bestimmten Erkrankungen. «Der Magendarmtrakt des Hundes kann Stärke in der Ration von bis zu 50 Prozent problemlos verdauen», sagt Gerstner. Ein zu hoher Proteingehalt wird vor allem bei einem alten Hund wegen der eingeschränkten Nierenfunktion nicht empfohlen. «Die Ansprüche der Halter an Qualität und Herkunft des Hundefutters sind gestiegen», sagt Gerstner. Dies spiegelt sich in der Vielfältigkeit der kommerziellen Hundefutter sowie der alternativen Fütterungsmöglichkeiten wider. «Bio», eine möglichst schonende Herstellung oder aber spezielle als hochwertig geltende Komponenten werden für Hundebesitzer immer wichtiger.

Es gibt kaum mehr Futter, das ein Hund noch nicht gefressen hat
«Wissen und Philosophien verbreiten sich, wobei häufig schwierig zu unterscheiden ist, was Tatsachen und was nicht bewiesene Annahmen sind», sagt Gerstner. Je mehr Wissen über ein Thema angehäuft wird und je mehr «halb richtige» Philosophien und Mythen in Umlauf sind, desto weniger durchschaubar werden diese für Laien. In den Tierarztpraxen werden heute mehr Patienten mit Futtermittelunverträglichkeiten oder dem Verdacht darauf behandelt. Ein Problem ist heute das grosse Angebot der Futtermittelsorten. Wenn der Verdacht besteht, dass ein Hund eine Futtermittelunverträglichkeit oder sogar Futtermittelallergie hat, muss für die Diagnosestellung und auch für die Therapie eine Proteinquelle gefunden werden, die der Hund zuvor noch nie gefressen hat. Da heute aber fast alle Fleischsorten – neben Rind, Schwein und Poulet auch Kaninchen und Pferd oder Exotisches wie Känguru und Strauss – in vielen Rationen enthalten sind, haben viele Hunde diese in ihrem Leben bereits gefressen. Somit können sie nicht mehr für einen Patienten mit Verdacht auf Futtermittelunverträglichkeit oder Allergie verwendet werden.

«Die eine, ideale Mischung gibt es ebenso wenig wie das eine ideale Futter», sagt Gerstner. Es sei wichtig zu verstehen, dass auch Hunde Individuen sind, deren Bedarf gedeckt sein müsse, unabhängig davon, für welches Futter oder welche Fütterungsform sich der Besitzer entschieden hat.