Einrichtungen zum Kaninchenwohl müssen nicht teuer sein; sie müssen leicht umsetzbar sein und müssen dem Tierhalter selbst Freude bereiten. Im Folgenden geben wir einige Tipps ab, die jeder selbst realisieren kann. 

1. Frische Luft
Ein gutes Stallklima ist von der Versorgung mit frischer und ausreichender Luft abhängig. Es darf nicht ziehen, und doch soll die Luft erneuert werden können. Im Winter ist dies leicht zu erfüllen; doch im Sommer, wenn es für die Felltiere ohnehin oft zu warm ist, müssen zusätzlich Kühlmöglichkeiten eingesetzt werden können. Wasservernebelungsanlagen, die auch Staub und Schadstoffe in der Luft zusätzlich verringern, gehören zu einer Luxusausführung.

2. Trockener Einstreubereich
Aufsaugende Einstreu soll dafür sorgen, dass die Versäuberungsstellen bestens eingerichtet werden können. Nicht alle Einstreumaterialien saugen gleich gut; doch zeigt aus Holz fabriziertes Material gute Eigenschaften, um die Feuchtigkeit aufzusaugen. Nassbereiche sind vermehrt Aufenthaltsorte für Fliegen; zudem sind nasse oder feucht gewordene Läufe für die Kaninchen ungesund und führen über kurz oder lang zu Erkrankungen.

3. Genügend Wasser
Tiere trinken immer, brauchen also immer Wasser! Es sollte auch täglich erneuert werden. Schmutzige Futtergeschirre sind regelmässig zu reinigen und nicht erst, wenn Tiere erkranken – dann ist es zu spät!

4. Gute Unterlagen
Mit erhöhten Holzbrettern in den Kaninchenställen eröffnen sich für die Tiere Wahlmöglichkeiten. So können sie sich entweder auf den kahlen Holzbrettern aufhalten oder in dem in die Kotwannen eingestreuten Stroh. Neue «Schubladen» sind für die Tiere zu wenig griffig, weshalb mehr als üblich eingestreut werden sollte, damit die Tiere sich überhaupt fortbewegen können. Ist die Möglichkeit gegeben, dass sich die Tiere auf mehreren strukturierten Stallflächen aufhalten können, so sind Kunststoffelemente empfehlenswert, weil sie einfach gereinigt werden können.

5. Ausreichend Knabberzeug
Kaninchen beschnuppern gerne ihre Umgebung. Noch mehr Spass haben sie, wenn ihnen genügend Knabbermaterial zur Verfügung steht. Sie mögen die verschiedensten Holzarten, von kleinen Kanterhölzern (Dachlatten)  bis hin zu frisch geschnittenen Obst- oder Birnbaumzweigen.  Ist die Rinde sauber von den Ästen abgenagt, dann sind diese nicht mehr interessant für die Tiere. Deshalb sollen sie aus dem Stall entfernt werden. Bei Zweigen und groben Holzästen soll immer darauf geachtet werden, dass sich die Tiere nicht verletzen können.  Es soll auch daran gedacht werden, dass die Kaninchen Fluchttiere sind und bei Gefahr Hals über Kopf fliehen wollen.

6. Qualitativ gutes Raufutter 
Raufutter beschäftigt die Kaninchen; je rohfaserreicher, desto länger sind sie mit dem Kauprozess beschäftigt. Dürrfutter oder auch Stroh sind in der Regel nicht sehr nährstoffreich; das müssen sie auch nicht sein, dafür muss aber immer eine einwandfreie Qualität zur Verfügung stehen, das heisst keine schimmelige und verstaubte Ware.  Eine kostengünstige Lösung sind Raufen, sie können in jedem Stall gut befestigt werden und sind mit Stroh oder Heu gefüllt immer interessant für die Tiere. Aber Achtung, die  Kaninchen reissen oft mehr heraus, als dass sie fressen können. So landet dieses Futter auf dem Boden und dient dort als Einstreumaterial. Grünfutter zählt auch zu den Raufutterarten, doch je länger je mehr verschwindet es zugunsten der Heufütterung. Wie weit sich die Silagefütterung bei den Kaninchen durchsetzen kann, ist nicht nur eine Frage der Herstellung, sondern auch eine Frage der beschränkten Lagerdauer. Wenn der Silageballen einmal geöffnet ist, muss er innerhalb weniger Tage verfüttert werden.

7. Sauberes Futtergeschirr
Nicht selten treten die Tiere mit ihren Pfoten in das Futtergeschirr und ebenso wird das Futtergeschirr öfters auf dem Stallboden herumgeschoben. Dabei gelangt Wasser ins Futter oder umgekehrt. Es ist deshalb ratsam, die Futtergeschirre vor dem erneuten Füllen, zu reinigen. Beläge an den Wänden der Futtergeschirre dürfen nicht sein, denn sie sind Brutstätte für verschiedenste Mikroorganismen.

8. Lärm und Stress vermeiden
Fluchttiere sind mit sehr sensiblen Ohren ausgerüstet. Am Beispiel von Ratten weiss man, dass sie im Ultraschallbereich Frequenzen wahrnehmen, die wir Menschen erst gar nicht hören. Jungtiere, die ständigem Lärm ausgesetzt sind, sind entwicklungsgestört und können unter Umständen zu Aggressivität neigen. Nicht nur Lärm gilt es zu vermeiden, auch andere Stressfaktoren: Hunde oder Katzen sind für alle Kaninchen erst einmal eine Bedrohung. Auch wenn sie sich an andere Haustiere gewöhnen können, ist es doch besser, wenn Hunde oder Katzen von den Kaninchen ferngehalten werden.

9. Gruppenhaltung
Die Haltung mehrerer Zuchttiere in Gruppen ist in der Kaninchenhaltung nicht möglich. Der Vorteil der Gruppenhaltung liegt zwar im grösseren Platzangebot und der Möglichkeit, dass die Tiere den verfügbaren Raum selbst strukturieren können. Jungtiere dürfen aber nur so lange in der Gruppe gehalten werden, bis sich geschlechtsaktive Tiere bemerkbar machen. Häsinnen, die abgesäugt haben, können vorsichtig in Gruppen eingeteilt werden; widerspenstige oder aggressive Zibben müssen allerdings separat gehalten werden. Nach dem Säugen bereits aussortierte Tiere für die Mast können im Sommer in grossen Ausläufen gehalten werden, bevor sie im Herbst geschlachtet werden. Hier gilt es sichere Gehege zu erstellen, damit die Tiere nicht ausbrechen – und andere ungebetene Wildtiere (Fuchs, Marder oder Wolf) nicht eindringen können.

10. Schlupfwinkel, Licht und Schatten
Kaninchen suchen von Natur aus gerne dunkle Ecken auf. Man sollte also den Tieren auch im Gehege genügend Rückzugsmöglichkeiten geben. Die Tiere können jedoch nicht dauernd in dunklen Räumen gehalten werden, denn für gewisse Stoffwechselprozesse, wie beispielsweise die Vitamin-D3-Produktion, benötigen sie Tageslicht. Wenn es möglich ist, eine Tageszeitung im Kaninchenstall zu lesen, dann dürfen wir davon ausgehen, dass genügend Licht vorhanden ist. Im Sommer sind schattige Plätze sehr wichtig, denn Kaninchen ertragen kühlere Jahreszeiten bedeutend besser als erhöhte Temperaturen. Deshalb ist es zwingend, während den heissen Tagen immer für Abkühlung und schattige Plätze zu sorgen.

Tierwohl stärker gewichten
Die Gesundheit und das Befinden von Nutztieren wird nach Einschätzung des Leibniz-Instituts für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf bei Rostock (D) eine immer wichtigere Rolle spielen. «Bei aller Rücksichtnahme etwa auf Rentabilität und Ökonomie muss das zukünftige Leitbild der tierischen Produktion das Tierwohl sein», sagte FBN-Chef Manfred Schwerin vor der Festwoche zum 75-jährigen Bestehen der Nutztierforschung an diesem Standort. Wenn man Nutztiere als Persönlichkeiten betrachte, müssen Analysemethoden entwickelt werden, die Auskunft über die Befindlichkeit der Tiere geben (aus «die Zeit»; Sept./2014). In Deutschland ist erst vor Kurzem eine Initiative für mehr Tierwohl vorgestellt worden. Es wird dabei auf Freiwilligkeit der Beteiligten gesetzt. So braucht es eine gemeinsame Haltung, einen neuen gesellschaftlichen Pakt, um das Verhältnis von Mensch und Tier neu auszuloten, betonen die Initianten. Das Ziel dieser Initiative ist es, die Haltungsbedingungen weiter zu verbessern und noch stärker an die Bedürfnisse der Tiere anzupassen.