An der Sonne liegen und ein laues Lüftchen geniessen, Erde unter den Läufen spüren und ein Loch buddeln – im Freilaufgehege fühlen sich Kaninchen sichtlich wohl: Immer wieder schnellen die Tiere in die Luft, schlenkern dabei übermütig die Hinterbeine. Dann rasen sie eine Runde oder stellen sich auf die Hinterbeine und schauen sich neugierig um. Jungtiere profitieren besonders von solchen «Ferientagen» im Auslauf, die zusätzliche Bewegung stärkt ihre Muskeln und regt die Verdauung an. In zertifizierten Kaninchenhaltungen ist regelmäs­siger Freilauf vorgeschrieben, falls die Kaninchen nicht in Doppelställen leben.

Damit die Freude ungetrübt bleibt, muss das Gehege gut durchdacht sein. Eine Rückzugsmöglichkeit schreibt die Tierschutzverordnung auch im Freilauf vor: wetterfeste Holzbauten, Röhren oder ein Unterschlupf aus Gartenplatten dienen als Verstecke und Witterungsschutz. In Gruppenhaltungen müssen Schutzhäuschen mehrere Eingänge aufweisen, damit die Tiere einander ausweichen können. Ein Gitter oder Netz über dem Gehege schützt vor Katzen und Greifvögeln, es ist für Jungtiere und Zwergkaninchen unentbehrlich. Wichtig ist auch ein grosszügig bemessener Schattenplatz – rund um die Uhr.

Marder schlüpfen durch Öffnungen, die nicht grösser sind als ein Hühnerei
Der Zaun hat die nur scheinbar einfache Aufgabe, Kaninchen im Gehege drin und ungebetene Gäste draussen zu halten. Jungtiere vermögen durch erstaunlich kleine Öffnungen zu schlüpfen, für sie sind engmaschige Gitter nötig. Auslaufgitter, wie sie in Tierhandlungen abgeboten werden, sind dafür oft zu weitmaschig. Die Zaunhöhe muss höher sein, als das Kaninchen springen kann – und das ist oft mehr als man denkt. Vorsicht vor Schutzhäuschen, die nahe am Zaun stehen und so eine Startrampe bilden zum Darüberhüpfen.

Spezielle Anforderungen muss ein Gehege erfüllen, das Tag und Nacht bewohnt werden soll. Kaninchen sind zwar in der Dämmerung besonders aktiv, doch Fuchs und Marder leider ebenso. Wo ein Hühnerei durchpasst, schlüpft auch ein Marder hindurch. Füchse vermögen hohe Abschrankungen zu überspringen, graben sich unter Zäunen durch und öffnen sogar Türen, die nicht fest verriegelt sind. Da bietet nur eine rundum geschlossene Voliere aus stabilem Gitter genügend Schutz. Strom führende Drähte bieten eine gewisse Sicherheit, wenn sie nicht übersprungen werden können. Ein bodennah geführter Stromdraht macht Füchsen jedenfalls klar, dass sie beim Kaninchengehege besser nicht graben. Sicherer ist es trotzdem, wenn die Kaninchen die Nacht im Stall verbringen.

Schwere Böden begünstigen Erreger wie die gefürchteten Kokzidien
Spezielle Aufmerksamkeit verlangt der Untergrund; schwere nasse Böden sind ungeeignet, weil sie Krankheiten begünstigen. Mit einem mobilen Freigehege kann das Problem einfach gelöst werden: Alle paar Tage wird es etwas weitergeschoben, so hat das Langohr stets frisches Grünfutter und der Infektionsdruck durch Kokzidien bleibt gering. Für junge Kaninchen empfiehlt sich dieses System besonders, da sie sehr empfindlich auf Kokzidien reagieren. Doch auch in festen Gehegen bleiben mit entsprechenden Vorkehrungen Tiere bei guter Gesundheit. Hasenzüchter und Experte Emil Buser aus Matzendorf SO betreibt seit Jahren Auslaufhaltung auch für Jungtiere. Als Einstreu verwendet er Holzschnitzel, die er rund zwanzig Zentimeter hoch einstreut. Alle ein bis zwei Monate reinigt er die Fläche und streut etwas nach. Einmal pro Jahr wird die gesamte Streu erneuert. So traten bisher nie Krankheiten auf, obschon Kaninchen ab einem Alter von etwa sieben Wochen längere Zeit in diesen Ausläufen leben.

Auch ein Boden aus befestigtem Sand eignet sich gut. Ein schönes Beispiel haben die zertifizierten Feh-Züchter Lilli und Guido Meier aus Schneisingen AG gebaut. Die Stallkonstruktion ist verblüffend einfach: Rundhölzer tragen ein Pultdach aus Well-Eternit. Drei Seiten des Stalles sind zum Schutz vor Wind und Wetter rund einen Meter hoch beplankt. Grosse Flügeltüren an der Front erlauben einen guten Zugang zum Misten, die kleinen Klapptüren daneben sind tagsüber geöffnet und verbinden den Stall mit dem Auslaufgehege. Der Sandboden ist so fest, dass er mit dem Besen gereinigt werden kann, erlaubt den Kaninchen aber trotzdem noch zu graben.

Allerdings kann sogar auf Sandböden der Kokzidiendruck nach einigen Jahren gross werden. Wer auf Nummer sicher gehen will, lässt deshalb Sandböden einmal pro Jahr vom Gärtner mit einem Flammgerät behandeln. Die hohe Temperatur vernichtet Krankheitserreger samt ihren robusten Dauerstadien.

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