Kaninchen sind hart im Nehmen. Aus­sentemperaturen im zweistelligen Minusbereich lassen die Hoppler, im wahrsten Sinne des Wortes, kalt. Reichlich Unterwolle mit dem dazupassenden Winterfell bilden die nötige Schutzschicht vor klirrender Kälte. 

Ihre Widerstandsfähigkeit haben die Hauskaninchen von ihrem Vorfahren, dem Wildkaninchen, geerbt. Dessen Herkunft ist zwar der Süden Europas, doch im Lauf der Jahrhunderte hat es sich auch an das mitteleuropäische Klima angepasst. Wildkaninchen überleben frostige Nächte in ihren wärmenden Höhlenbauten. Tagsüber nehmen sie gerne ein Sonnenbad, um sich aufzuheizen. 

Dieses Wildverhalten beobachtet man auch bei den Hauskaninchen. Im Auslauf liegen sie zum Beispiel auch bei Minustemperaturen gerne auf einer erhöhten, trockenen Fläche und lassen sich die Sonne aufs Fell brennen. Gesunde und rüstige Kaninchen können deshalb im Winter problemlos draus­sen leben. Geschwächte oder kranke Tiere hingegen sind weniger widerstandsfähig und überleben einen Kälteeinbruch unter Umständen nicht. Dies entspricht aber der natürlichen Selektion ihrer Vorfahren.

Kaninchen vertragen vor allem die sogenannte trockene Kälte sehr gut. Was ihnen hingegen zusetzen kann, sind feuchte und windige Witterungsbedingungen. Bei Durchzug oder Nässe sind Gefahren von Unterkühlung oder gar Erkältungen gross. Deshalb ist es wichtig, dass sich die domestizierten Tiere bei Bedarf, wie ihre wild lebenden Artgenossen, in einen windsicheren und trockenen Unterschlupf zurückziehen können. 

Die einfachsten und effizientesten Massnahmen, um dies zu ermöglichen, sind trockene Einstreu und reichlich Stroh, damit die Tiere sich wie in einer Höhle eingraben können. Auch das Abdecken mit einer Decke oder Blache kann Linderung oder Abhilfe bei misslichen Wetterkapriolen verschaffen.

Der Marderkaninchenzüchter Norbert Koller aus Bütschwil SG hat einige Tipps auf Lager, um Kaninchen sicher durch die Kälte zu bringen. «Der Stall muss auf drei Seiten dicht und windgeschützt sein», sagt er. «Es darf nie in die Boxen regnen oder schneien.» Am besten sei es, wenn die Kaninchen zwei Abteile zur Verfügung hätten. «Meistens haben sie dann ein sauberes Abteil, welches man ruhig abdecken kann, im anderen haben sie dann ihr Klo.» Bei sehr tiefen Temperaturen kann der Halter das Türlein halb abdecken. Wegen der Feuchtigkeit darf er es aber niemals mit Plastik ganz zumachen. 

Wasser, Gemüse und Zweige
Die Einstreu sollte trocken und üppig sein, damit sich die Kaninchen einnisten können. Des Weiteren legt man auch noch sehr gutes, grobes Heu auf den Boden, so haben die Tiere viel zu knabbern und zu verarbeiten. Wenn alles gefroren ist, nicht ausmisten, besser ist es etwas Stroh aufzustreuen, dies ergibt einen ähnlichen Effekt wie eine wärmende Matratze. 

Als Trinkgeschirre verwendet Koller Alubecher, sie können schnell aufgetaut werden. Dazu wird heisses Wasser in einen Kübel geleert und die Trinkgeschirre hineingestellt. Nach einer Minute kann man das Eis ausschütten und die Trinkgeschirre mit warmem Wasser wieder zur Hälfte auffüllen. Am nächsten Morgen wieder ein bisschen auffüllen, dazu ein Stück Apfel oder Rübe reichen. So, sagt Koller, überwintere man die Tiere bestens und könne sich im Frühjahr über vitale und gesunde Kaninchen freuen.

Von zentraler Bedeutung für das Wohlbefinden der Tiere ist nicht nur frisches Wasser, sondern auch die Ernährung. Kaninchen lieben einheimisches Wintergemüse und Obst wie Rüben, Kohlrabi, Sellerie (auch das Kraut) und vor allem Äpfel. Auch frische Äste und Zweige knabbern sie sehr gerne ab. Der Kaninchenzüchter Claude Stöpfer aus Baltschieder VS schneidet deshalb seine Obstbäume nicht alle auf einmal. «Ich lasse mir den ganzen Winter über Zeit. Denn die Zweige verfüttere ich an meine Kaninchen, so haben sie immer etwas zum Knabbern.»

Die Vorteile einer Innenhaltung
Nicht überall sind Kaninchen im Winter der Kälte ausgesetzt. Max Guntern aus Susten VS etwa hält seine zwei Zwergkaninchen vorläufig noch in einem Wohnblock. Im Mai geht aber sein lang ersehnter Wunsch in Erfüllung. Er zieht in ein älteres Einfamilienhaus mit Umschwung ein. «Dort kann ich für meine zwei Tiere einen Stall mit Auslauf bauen und ihnen endlich eine Bleibe bieten, die ihrem Naturell entspricht», sagt er. Zusätzlich bekommen die Hoppler Gesellschaft von Hühnern oder Wachteln. Vielleicht, sagt Guntern, werde er später sogar zum Züchter.

Vorläufig überwintern seine Tiere in der Wohnung. Auf die Terrasse lässt er sie nur bei Föhnwetter und Sonnenschein. «Da sie immer in der Wärme sind, hat ihr Fell meiner Meinung nach nicht die Robustheit, um die kühlen Temperaturen auszuhalten», sagt Guntern. «Aber im nächsten Winter können sie selber auswählen, wann sie nach draussen möchten.»

Auch unter Züchtern gibt es solche mit einer Innenstallhaltung. «Der grösste Vorteil im Winter ist dabei, dass man bei garstigen Witterungsbedingungen die Annehmlichkeiten eines geschützten Raumes hat», sagt Romeo Bregy aus Termen VS, der Rote Neuseeländer züchtet. Der Nachteil sei laut Bregy, dass die Fellqualität manchmal doch zu wünschen übrig lasse. Im Stall müsse ein Luftaustausch stattfinden, allerdings ohne Durchzug. Falls alles zu stark abgedichtet sei, entstehe nämlich Kondenswasser – zu hohe Luftfeuchtigkeit sei eine grosse Gefahr für Erkrankungen.

Vorteile bietet der Innenstall auch für den Züchter: Das Füttern, ausmisten und die Tierbesichtigungen sind einfacher – und das Fachsimpeln unter Züchterkollegen im geschützten Stall viel angenehmer. «Manchmal ist es aber fast zu vergnüglich», sagt Bregy schmunzelnd, «dann dauert der Züchteraustausch etwas gar lange.» Das Schöne daran sei, dass das wiederum den Zusammenhalt unter den Gleichgesinnten verstärkte.