Der erste und gewichtigste Punkt – auch finanziell – ist der Stall. Kaninchen gibt es von der Grösse XS bis XL, genauer vom gut ein Kilogramm leichten Zwergkaninchen bis zum neun Kilogramm schweren Belgischen Riesen. In einem grossen Stall fühlt sich natürlich auch ein Zwergkaninchen wohl, doch umgekehrt, ein Riese in einem kleinen Stall, geht gar nicht. Vor dem Stallkauf oder Stallbau muss man sich also klar werden, welcher Gewichtsklasse die künftigen Haustiere angehören sollen. 

Die Tierschutzverordnung schreibt verbindliche Masse für Kaninchenställe vor (siehe Tabelle unten). Es empfiehlt sich aber etwas grosszügiger zu planen: Mehr Stallhöhe verbessert die Luftzirkulation und beugt einem Hitzschlag an heissen Tagen vor. Stallbauer sind offen für solche Änderungswünsche. Genügend Fläche und Strukturierung machen einen Stall interessant und tierfreundlich. Eine erhöhte Liegefläche und ein Rückzug gehören heute zum Standard. Die Liegefläche sollte dabei so bemessen sein, dass das Tier mit nach hinten ausgestreckten Läufen darauf liegen kann, so pflegen Langohren zu «chillen». Wichtig ist nicht zuletzt eine gut schliessende Türe; Füchse sind sehr erfinderisch, wenn sie Hunger haben. Auch Occasionsställe sind eine Option, müssen aber an die gängigen Tierschutznormen angepasst werden. 

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Kaninchenvilla im Schatten
Wo soll der Stall stehen? Keinesfalls an der vollen Sonne! Kaninchen können nicht schwitzen und sind deshalb hitzeempfindlich. Wildkaninchen leben ja in Erdbauten, in deren Kühle sie sich an heissen Tagen zurückziehen können. Ein schattiger Platz ist also vorzuziehen. Die Kaninchenställe dürfen zudem nicht im Hörbereich von Ultraschallgeräten (Marderschreck) liegen. Ultraschall wird von den Langohren sehr wohl wahrgenommen und bedeutet für sie endlosen Stress!

Kaninchen dürfen von Gesetzes wegen nicht alleine gehalten werden. Da sie aber recht eigen sind in der Akzeptanz von Kollegen, müssen sie sich nicht unbedingt einen Stall teilen; mehrere Tiere in Einzelställen sind erlaubt. Das ist vor allem auch wichtig, wenn man Kaninchen züchten möchte. Die Tiere sind ja sprichwörtlich fortpflanzungsfreudig, die Anzahl Nachwuchstiere würde in einer Gruppe rasch aus dem Ruder laufen. Wer züchten will, muss daher genügend leere Boxen für die abgesetzten Tiere einplanen.

Ställe sollten mit einer Kotschale ausgerüstet sein, sie erleichtert das Misten. Kaninchen sitzen meist auf Stroh, das nicht nur eine gemütliche Liegematte abgibt, sondern auch als Beschäftigungs- und Knabbermaterial dient. In der Kotecke sorgt eine saugfähige Einstreu für eine gute Geruchsbindung. Das kann Hanfstreu oder Leinenstreu sein, Hobelspäne, Strohpellets oder Ähnliches. 

Heu ist das Hauptfutter, das allen Kaninchen immer zur Verfügung stehen muss. Das Grundzubehör für Kaninchen – Einstreu, Heu, Stroh – nimmt recht viel Platz in Anspruch, auch das muss eingeplant werden. Einen Vorrat davon sollte man regengeschützt in Stallnähe unterbringen können. Kaninchen haben zudem einen regen Stoffwechsel, es fällt also reichlich Mist an. Er kann kompostiert und im Garten verwendet werden. In einigen Gemeinden kann man ihn der Grünabfuhr mitgeben. 

Neben Heu fressen Kaninchen gerne Frischfutter, wie Wiesenschnitt, saubere Rüstabfälle, Äste von Hasel, Erle, Buche, Weide. Kraftfutter gibt es als reines Pelletfutter, als Kombifutter oder als Strukturfutter. Strukturfutter und Kombi sind gemischte Futter, die der Feinschmeckernatur des Kaninchens eher entsprechen, das Pelletfutter wird hingegen weniger durchwühlt.

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Sicher vor Feinden im Auslauf
Die Inneneinrichtung des Stalles ist einfach: ein stabiler Fressnapf und eine Tränke in Form eines Napfes oder einer Flasche. Aus dem offenen Napf trinkt es sich leichter, aber er verschmutzt schneller durch Heu und Stroh. Die Tränke muss täglich gereinigt werden, bei Flaschen benötigt man eine Flaschenbürste. Zur Stallreinigung sind ein Spachtel oder eine Schaufel (zum Beispiel eine Metall-Kehrichtschaufel) und eine Reissbürste empfehlenswert. Ein Wasseranschluss in der Nähe des Stalles ist praktisch. 

Eine Krallenzange gehört ebenfalls zur Grundausstattung. Die Krallen des Kaninchens wachsen recht schnell und müssen zwei- bis dreimal pro Jahr geschnitten werden. Langhaartiere benötigen noch Sonderzubehör, aber da lässt man sich am besten vom Züchter beraten, bei dem man die Tiere kauft. 

Wer seinen Kaninchen eine besondere Freude machen will, plant ein Auslaufgehege ein, in dem sie ab und zu herumrasen dürfen. Das kann ein fester Zaun sein, steckbare Elemente (Welpenauslauf) oder auch ein Weidenetz für Kaninchen, das mit einem Elektro-Weidezaungerät gesichert wird. Sind die Kaninchen unbeaufsichtigt im Auslaufgehege, müssen sie mit einem Netz gegen Angriffe von Greifvögeln geschützt werden. 

Kaninchen graben bekanntlich. Das bedingt, dass man das Gehege ausbruchssicher macht durch einen befestigten Boden, wie zum Beispiel Rasengitterziegel, oder durch ein Drahtgitter, das man vom Rand etwa einen halben Meter ins Gehege hineinlegt und befestigt. Wenn die Tiere nur ab und zu im Gehege sind, reicht es jedoch zu kontrollieren und Löcher zuzuschaufeln.

Kaninchen kauft man mit Vorteil bei einem Züchter; Adressen findet man über die lokalen Kleintiervereine oder auf der Website von Rassekaninchen Schweiz. Man sollte nur dort kaufen, wo man sich wohlfühlt, die Ställe sauber sind und die Tiere einen gesunden und zutraulichen Eindruck machen. Ein guter Züchter begleitet Neueinsteiger, solange es nötig ist, und beantwortet auftauchende Fragen. Rassekaninchen Schweiz führt zudem Halterkurse durch, die Haltung und Fütterung thematisieren und den praktischen Umgang mit den Kaninchen. Für angehende Züchter gibt es einen spezifischen Züchterkurs ebenfalls von Rassekaninchen Schweiz.