Kaninchen sind neugierige Wesen, die ihre Nasen überall reinstecken und alles erkunden. Leider kann das auch fatale Folgen haben; Gefahren lauern überall, egal ob ein Kaninchen in einem Boxenstall, einer Freilaufanlage oder in der Wohnung lebt. Ein aufmerksamer Tierhalter kann aber vielen Gefahren vorbeugen und so sein Tier vor schlimmem Schaden bewahren. Am besten macht man einen Rundgang durch die Ställe und schaut aufmerksam, wo sich heikle Stellen befinden.

Beginnen wir beim Stall: Kaninchen, die in Aussenställen leben, sind auf einen soliden Stall mit einem massiven Türriegel angewiesen; Füchse und Marder sind stets interessiert an leichter Beute und spielen schon mal an einem locker sitzenden Türverschluss herum, bis er nachgibt. Solche Verschlüsse findet man oft an Billigställen; sie müssen unbedingt nachgebessert werden.

Freilaufgehege, in denen sich die Tiere auch nachts aufhalten, stellen hohe Anforderungen: Sie müssen als Voliere gebaut werden aus besonders starkem Drahtgitter, das überdies mindestens einen halben Meter tief in den Boden hinein weitergezogen wird. Das verhindert, dass sich Kaninchen ins Freie herausbuddeln – das Gras ausserhalb des Geheges ist ja stets grüner und saftiger –, und macht auch hungrigen Füchsen einen Strich durch die Rechnung, wenn sie sich zu den Kaninchen hineingraben wollen. Ein zusätzlicher stromführender Draht auf Fuchsschnauzenhöhe empfiehlt sich bei abseits gelegenen Ställen oder in Gegenden mit hoher Fuchsdichte.

Die Einrichtung im Kaninchenstall muss so beschaffen sein, dass die Tiere nirgends hängen bleiben können. Für Jungtiere können Drahtraufen heikel sein. Sicherer sind da Holzraufen, die aber zum Nagen einladen und deshalb ab und zu ersetzt werden müssen. In Gruppenhaltungen müssen die Rückzugshäuschen mindestens zwei Eingänge aufweisen, damit keine Sackgassen entstehen, aus denen schwächere Tiere nicht fliehen können.

Ein Kaninchenstall ist recht schnell tiersicher gemacht, doch bei Wohnungshaltung ist dies ein grösseres Unterfangen: Geniessen Kaninchen Freigang in der ganzen Wohnung, müssen Stromkabel ausser Reichweite oder durch nagesichere Abdeckungen gesichert werden. Wassergefässe wie Giesskannen oder Aquarien müssen zugedeckt sein. Bei Wohnungshaltung sind die Kaninchen meist stubenrein und haben ein Kistchen als Toilette. Die Einstreu darf dabei nicht klumpenbildend sein: Knabbert das Kaninchen daran herum und schluckt davon, können lebensbedrohende Verdauungsstörungen die Folge sein.

Kaninchen sind neugierig, sie untersuchen alles, wobei Zimmerpflanzen auf die langohrigen Feinschmecker naturgemäss eine besondere Faszination ausüben. Sehr viele Zimmerpflanzen sind allerdings recht giftig (siehe Link am Textende); sie gehören deshalb ausser Reichweite von Tieren.

Sommerfreuden und Gefahren
Wer Gemüse aus dem Garten verfüttert und Schneckenkörner mit Methaldehyd verwendet, muss darauf achten, dass nichts davon im Kaninchenstall landet. Gerade bei Salat, der aufschiesst und deshalb verfüttert wird, können sich allzu grosszügig gestreute Schneckenkörner in den Blattachseln verstecken. Methaldehyd ist ein tödliches Gift, nicht nur für Schnecken, sondern auch für Kaninchen und andere Warmblüter. Ungefährlich und auch viel besser für Igel und Umwelt sind die Schneckenkörner, die auf Eisenphosphat basieren.

Heisse Sommertage machen den Kaninchen zu schaffen, Tod durch Hitzschlag ist leider nicht selten. Ihre wilden Ahnen ziehen sich in der Hitze in kühle Erdlöcher zurück, was den Hauskaninchen meist verwehrt ist. Doch man kann auch ihnen die Hitze erträglicher machen: Eine mit Wasser gefüllte und im Tiefkühler gefrorene PET-Flasche auf den Lieblingsruheplatz des Kaninchens gelegt, sorgt für angenehme Kühle. Wichtig ist, die Etiketten der PET-Flasche zu entfernen. Sie bestehen oft aus Kunststoff und können beim Beknabbern und Schlucken gefährlich werden. Ein kühles Plätzchen verschafft man den Tieren auch mit Fliesen, auf die sie sich legen können. In schattigen und luftigen Freiläufen lassen sich Hitzetage besonders angenehm verbringen.

Langfristig lohnt es sich, rund um die Kaninchenställe Büsche zu pflanzen, die für Schatten und frisches Waldklima sorgen. Beim Neubau von Ställen ist es zweckmässig, die Stallhöhe mindestens 70 bis 80 Zentimeter hoch zu planen; die zusätzliche Höhe verbessert den Luftaustausch und sorgt für ein angenehmeres Stallklima.

Keine Auslandferien für Kaninchen
Im Sommer sind auch Fliegen ein Thema. Während die meisten Arten nur lästig sind, können die grün schillernden Schmeissfliegen gefährlich werden. Sie legen ihre Eier auch an lebende Tiere; besonders gefährdet sind Kaninchen mit Durchfall, schlecht gepflegte Langhaartiere und verfettete Tiere, die ihren Afterbereich nicht mehr richtig sauber halten können. Doch zur Ehrenrettung der Fliegen soll auch erwähnt werden, dass sie eine wichtige Rolle spielen im Kreislauf der Natur und für den Abbau von Exkrementen sorgen.

Wenn Ferienreisen anstehen, lohnt es sich, rechtzeitig einen Kaninchen-Aushilfspfleger zu suchen. Bitte keine Tiere mit in die Ferien nehmen! Reisen und Ortswechsel bedeuten für Kaninchen vor allem viel Stress. Besonders belastend sind Reisen in der heissen Jahreszeit. Darüber hinaus setzt man die Tiere einem unnötigen Risiko von Myxomatose oder der viralen hämorrhagischen Krankheit VHK aus. Beide Seuchen werden von Viren verursacht und sind vor allem in jenen Ländern verbreitet, in denen Wildkaninchen leben. Lokale Ausbrüche von VHK gab es in den letzten zwei Jahren zwar auch in der Schweiz, doch dank der raschen Einführung der Impfpflicht für Ausstellungstiere und dank dem Fehlen von Wildkaninchen blieb unser Land von einem grösseren Seuchenzug bisher verschont. In Frankreich und Deutschland hingegen wütete die Seuche stark. Sie lässt sich weniger gut eindämmen, weil die Wildkaninchen ein stetiges Virenreservoir darstellen. Die hochgefährliche und für die Tiere äusserst schmerzhafte Myxomatose tritt in diesen Ländern ebenfalls häufig auf. Da bleiben die Langohren besser in ihrer vertrauten Umgebung zu Hause.

Ausführliche Liste mit Giftpflanzen