Schluchzende Tierbesitzer, die über ihren Lieblingen auf dem Untersuchungstisch fast zusammenbrechen. Solche Szenen erlebt Tierärztin Petra Fernandez von der Kleintierklinik Klaus in Liestal immer wieder. «Wenn wir Tiere einschläfern müssen, ist das immer sehr traurig. Auch für uns Tierärzte. Da sind wir auch nach Jahren nicht abgehärtet», sagt Fernandez, die schon seit über 30 Jahren in dem Beruf tätig ist. In der Kleintierklinik Klaus werde täglich mindestens ein Haustier eingeschläfert.

Was passiert bei dem Vorgang genau? Im ersten Schritt erhält das Tier eine hoch dosierte Beruhigungsspritze in die Muskulatur. Das führt dazu, dass es ruhig wird und sich sanft hinlegt. «Zudem setzen wir dem Tier einen Venenkatheter, denn die schlussendlich tödlich wirkende Substanz wird intravenös verabreicht», erklärt Fernandez. Um den Venenkatheter in Ruhe und für das Tier stressfrei platzieren zu können, helfe die Beruhigungsspritze ebenfalls. Sie wirkt auf das zentrale Nervensystem – die Atmung und der Kreislauf funktionieren jedoch noch. Tiere, die eingeschläfert werden, seien oft schon geschwächt und abgemagert, weshalb häufig nicht mehr viel Muskelmasse vorhanden sei. «Ganz selten gibt es Tiere, die auf die Substanz überreagieren und schreien», sagt die Tierärztin. Bei 100 Katzen komme das aber höchstens einmal vor. Zudem könne es sein, dass die beruhigende Spritze ein bisschen brenne, was das Tier spüre. 

Wenn wir Tiere einschläfern müssen, ist das immer sehr traurig. Auch für uns Tierärzte. Da sind wir auch nach Jahren nicht abgehärtet.

Petra Fernandez
Tierärztin

Rund fünf bis zehn Minuten nach der Beruhigungsspritze werden über den Venenkatheter nacheinander zwei Narkosemittel gespritzt, die letztlich zum Tod führen. «Es ist ähnlich wie bei den Menschen, die Sterbehilfe in Anspruch nehmen. Auch hier wird das Narkosemittel extra überdosiert, was dann schliesslich tödlich wirkt», sagt Fer­nandez. 

Das letzte Bild bleibt haften
Zunächst fliesst Propofol, ein Narkosemittel. «Das Tier schläft dann in tiefer Narkose», sagt die Tierärztin. Kurz darauf kommt noch ein Barbiturat zum Einsatz: Nun kommt es beim Tier, ohne dass es leiden muss, nach wenigen Sekunden zum Herz- und Atemstillstand. Danach stellt die Tierärztin den offiziellen Tod fest: «Nach dem Tod bleiben die Augen der Tiere geöffnet und die Pupillen zeigen keine Reaktion mehr. Zudem höre ich das Tier ab, um sicher zu sein, dass das Herz nicht mehr schlägt.»

Was rät die erfahrene Tierärztin: Sollen Besitzer dabei sein, wenn ihr Liebling eingeschläfert wird? «Ich erkläre den Leuten den Vorgang immer genau. Sie können dann entscheiden, ob sie bis zum Schluss dabei sein oder das Tier in der Obhut der Tierärztin lassen möchten.» Denn das letzte Bild des geliebten Haustieres präge sich fest ins Gedächtnis ein. Die meisten Haustierbesitzer würden aber gerne ihr Tier bis in den Tod begleiten. «Man kann nicht behaupten, ein Tier spüre, dass es nun gleich stirbt. Aber die Katzen und Hunde merken genau, was in ihren Besitzern vorgeht», so die Erfahrung der Tierärztin. Wahrscheinlich nehmen die Samtpfoten deutlich wahr, dass ihr Frauchen oder Herrchen gestresst ist und vor Aufregung Adrenalin ausstösst. 

Man kann nicht behaupten, ein Tier spüre, dass es nun gleich stirbt. Aber die Katzen und Hunde merken genau, was in ihren Besitzern vorgeht.

Petra Fernandez
Tierärztin

Tote Tiere bis zu einem Gewicht von zehn Kilogramm dürfen gemäss Fernandez auf Wunsch im eigenen Garten begraben werden. Alternativ kann man die eingeschläferte Katze in der Tierarztpraxis zurücklassen, wobei das Tier dann in die Kadaversammelstelle kommt. Die Körper der Vierbeiner werden in Wasser, Protein und Fett verwandelt, die so gewonnene Substanz wird als Brennmaterial in Zementwerken oder ökologischer Treibstoff verwendet. «Viele Besitzer lassen ihr Haustier aber kremieren. Die Asche bewahren sie in einer Urne auf oder verstreuen sie dann beispielsweise in der Natur oder begraben sie unter einem Baum», sagt Fernandez. In seltenen Fällen finden die Tiere ihre letzte Ruhe auf einem Tierfriedhof.