Katze Elli und das kanadische Model Winnie Harlow haben etwas gemeinsam: Beide haben ihre Hauterkrankung zum Markenzeichen gemacht und damit einige Berühmtheit erlangt. Konkret hat ihre Haut beziehungsweise ihr Fell über die Zeit die Farbe verloren und weisse – bei den Menschen scharf begrenzte – Flecken bildeten sich. Verantwortlich dafür ist die Hauterkranung Vitiligo, welche aufgrund ihrer Symptome auch als Weissfleckenkrankheit bekannt ist. Bei den Menschen gehört Vitiligo zu den häufigsten Störungen des Pigmentsystems; ein bis zwei Prozent der Bevölkerung erkranken daran.

Aber auch Tiere können betroffen sein. So kommt Vitiligo gehäuft bei Rindern auf der Insel Bali und beim Madura-Rind vor und wird zudem bei Pferden (besonders Araber) beschrieben. Bei Hunden ist die Erkrankung selten, wie Claude Favrot, Leiter der Abteilung Dermatologie der Zürcher Klinik für Kleintiermedizin, ausführt. Bei Katzen sogar sehr selten. Wobei ein amerikanisches Forschungsteam rund um Heng L. Tham vom Virginia-Maryland College für Veterinärmedizin davon ausgeht, dass möglicherweise deutlich mehr Tiere zwar betroffen, aber bei keinem Tierarzt vorgestellt worden sind. 

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Während die weissen Flecken nämlich für betroffene Menschen oft eine grosse psychische Belastung darstellen, werden sich Hund und Katze über ihr äusseres Erscheinungsbild höchstwahrscheinlich nicht die hübschen Köpfchen zerbrechen. Schliesslich fallen sowohl Hunde als auch Katzen beim sogenannten Spiegeltest regelmässig durch  – erkennen sich also im Spiegel nicht selber. 

Beim Menschen wird Vitiligo manchmal von Autoimmunerkrankungen wie Neurodermitis, Schilddrüsenerkrankungen oder Diabetes begleitet. Bei Mensch und Tier besteht an den depigmentierten Stellen zudem ein stark erhöhtes Hautkrebsrisiko. Zur Ursache hält Favrot fest, dass es sich um eine Auto­immunerkrankung handle, bei der das Immunsystem das Melanin der Haut zerstört.

Sonnenschutz nötig 
Der Verlauf der Erkrankung sei unterschiedlich. Normalerweise blieben die Veränderungen aber sehr begrenzt. Nicht so bei Katze Elli, die über einen eigenen Instagram-Account (elli.vitiligo) mit 112'000 Abonnentinnen und Abonnenten verfügt. Im Frühling 2017 entdeckte die Besitzerin erste weisse Flecken im schwarzen Pelz ihrer Katze. Ein halbes Jahr später war das Fell bereits komplett gefleckt und inzwischen ist Elli mehrheitlich weiss, mit über den ganzen Körper hinweg verteilten schwarzen Flecken. 

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Während bei Hunden zahlreiche Rassen  – darunter belgische Tervueren, Rottweiler, und Labrador Retriever – als besonders anfällig für Vitiligo gelten, ist bei den Katzen einzig von den Siamesen eine entsprechende Veranlagung bekannt. Unterschiede zwischen Hunden und Katzen gibt es auch bezüglich des Erscheinungsbildes der betroffenen Tiere. Bei Katzen erzeugt Vitiligo eine Art Schneeflocken-Muster auf dem Fell, wobei die Flecken mit zunehmendem Alter grösser werden und die Katzen bei starker Ausprägung am Ende komplett weiss erscheinen lassen. 

Bei Hunden kann die Erkrankung depigmentierte Hautflecken am ganzen Körper oder nur an bestimmten Stellen verursachen – etwa weisse Ringe um die Augen. Die ersten Anzeichen treten typischerweise an der Nase, um die Augen oder im Gesicht auf. Wenn die Flecken nicht innert Monaten grösser geworden sind oder sich auf andere Körperregionen des Hundes ausgedehnt haben, werden sie höchstwahrscheinlich ein Leben lang so bleiben.

Sinnvolle und effektive Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei den Tieren gemäss Claude Favrot nicht. Wegen dem erhöhten Risiko für Hautkrebs empfiehlt sich aber, den Tieren wenn möglich eine wasserfeste Sonnencreme aufzutragen und ihnen an besonders heissen Tagen Schattenplätze zur Verfügung zu stellen.