Was ist die häufigste Todesursache bei Büsi? «Grössere Studien, in der Todesursachen bei Katzen verglichen wurden, gibt es nicht. Als häufigste Ursache werden aber chronische Nierenleiden, Herzversagen, Neoplasien und Autounfälle aufgezählt», erklärt Flurin Tschuor. Er ist Fachtierarzt für Innere Medizin und Mitinhaber der Tierklinik Mittelland in Oftringen AG. Trauma, Nierenerkrankungen, Infektionskrankheiten und Neoplasien führen gemäss Auskunft der Schweizerischen Vereinigung der Kleintiermedizin (SVK) am  häufigsten zum Tod bei Büsi.

Bei Neoplasien handelt es sich um bösartige Tumore. Krebs gehört generell zu den Haupttodesursachen bei Haustieren. In der Fachliteratur ist beispielsweise beschrieben, dass 45 Prozent aller Hunde, die älter als zehn Jahre werden, an Krebs sterben. Franck Forterre, Tierarzt beim Departement für klinische Veterinärmedizin an der Universität Bern, sieht auch das Trauma bei Katzen als häufige Todesursache. Dabei handelt es sich um Unfälle mit verschiedenen und in manchen Fällen zahlreichen Verletzungen wie beispielsweise Lungenriss, Zwerchfellruptur oder Knochenbrüchen. Claudia Reusch, Direktorin der Klinik für Kleintiermedizin an der Universität Zürich, erklärt: «Wir wissen nicht, ob weltweit mehr Katzen an Infektionskrankheiten, chronischen Nierenerkrankungen oder im Strassenverkehr sterben.» 

Wie viele Katzen Opfer im Strassenverkehr werden, ist unklar. Nur so viel ist bekannt: Pro Jahr gibt es auf Schweizer Strassen rund 20 000 Wildtierunfälle, die meist tödlich enden. Unter den Opfern befinden sich zahlreiche Haustiere wie Katzen und Hunde, aber auch Rehe, Hirsche, Wildschweine, Füchse oder Marder.

Gefürchtete Katzenkrankheiten
Zu den tödlichen Katzenkrankheiten zählt die «Feline Infektiöse Peritonitis» (FIP). Vor allem junge Katzen und ältere Tiere ab 14 Jahren sind von dieser Bauchfellkrankheit besonders schlimm betroffen. Bei dieser Krankheit ist die Hülle befallen, in der die inneren Organe in Bauch- und Brustraum liegen. Diese Schutzhaut ist sehr sensibel und enthält Blut- und Lymphzellen sowie Nerven. Auslöser der weltweit verbreiteten Krankheit FIP ist eine aggressive Mutation des felinen Coronavirus, der Magen-Darm-Erkrankungen auslösen kann, die in der Regel aber mild verlaufen. «Es gibt neue Medikamente gegen FIP», erklärt Franck Forterre, «diese sind allerdings nicht frei erhältlich und werden auf dem Schwarzmarkt vertrieben.» Claudia Reusch ergänzt: «Einen Durchbruch bei der Medikamentenentwicklung gab es bei Substanzen gegen den FIP-Virus. Diese sind aber momentan noch nicht offiziell zugelassen.»

Auch Katzenschnupfen ist nicht immer harmlos. Besonders ganz junge Kätzchen oder ältere geschwächte Tiere erkranken meist sehr schwer an dieser Infektion der oberen Luftwege. Todesfälle sind bei schweren Verlaufsformen nicht selten. Die Feline Leukämievirusinfektion ist ebenfalls eine der gefürchtetsten Katzenkrankheiten – denn sie endet meist tödlich und es gibt keine Therapie, die zu einer Heilung führt. Bei der Katze verursacht das Virus in erster Linie Tumore in verschiedenen Organen sowie in einer anderen Verlaufsform Veränderungen des Blutbildes (Leukämie). Eine Impfung gegen die Krankheit ist möglich: Sie führt zur Bildung einer körpereigenen Abwehr gegen das Virus. Sie ist aber nur sinnvoll und durchführbar, wenn die Katzen nicht bereits erkrankt sind.

Viele Zahnbehandlungen
Wegen welchen Beschwerden werden Katzen in der Schweiz vor allem beim Tierarzt behandel? Gemäss der SVK leiden Katzen mit Auslauf sehr häufig an Infektionen als Folge von Bissverletzungen. Diese führten oft zu Abzessbildungen. Zahnfleisch- und Zahnprobleme seien ebenfalls häufig zu behandeln, wie Katzenschnupfen, Darm-, Ohr- oder Hautparasiten. Zudem würden oft Augenverletzungen nach einem Kampf unter Katzen versorgt. Weitere häufige Krankheitsbilder: Harnblasenentzündungen, Harnblasensteine oder Schilddrüsenhyperfunktion.

An der Klinik für Kleintiere der Universität Zürich, in der von Tierärzten überwiesene Tiere von Spezialisten betreut werden, behandelt man vor allem chronische Nieren- und Darmerkrankungen. Aber auch Tumorerkrankungen (wie das Lymphom), Erkrankungen am Herz, an den unteren Harnwegen, Diabetes mellitus, Schilddrüsenüberfunktionen oder Katenschnupfen kommen häufig vor. Jährlich werden an der Zürcher Kleintierklinik rund 7000 Katzen untersucht und behandelt.

Katzen werden immer älter
Die Berner Kleintierklinik untersucht pro Jahr rund 2500 Katzen, 500 davon werden chirgurgisch behandelt. Gemäss Franck Forterre   gelangten in den verganenen Jahren vor allem mehr Katzen mit Blasenproblemen oder polytraumatisierte Tiere zu ihnen. «Die Katzen werden aufgrund der verbesserten Lebensbedingungen immer älter. Deshalb kommen Erkrankungen, die im Alter auftreten, immer häufiger vor», sagt Claudia Reusch. Dazu zählen Diabetes, Übergewicht, Tumorerkrankungen oder chronische Nierenerkrankungen.

Viele Behandlungen sind gemäss Reusch in den vergangenen Jahren effizienter geworden. So gebe es neue Immunsuppressiva oder wirksameres Insulin bei Diabetes. Neu gebe es bei ihnen die Möglichkeit, akute Nieren­erkrankungen oder manche Vergiftung zu behandeln – dank Dialyse (Blutreinigung bei Nierenversagen) oder Plasmapherese (Austausch Blutplasma). 

Die Tierklink Mittelland hat in den vergangenen Jahren vermehrt mit Gewebeerkrankungen oder Allergien bei Katzen zu tun. Das habe wahrscheinlich damit zu tun, dass Katzen heute älter werden. «Die Palette der diagnostischen Möglichkeiten wird immer grös­ser. Zudem sind die Tierbesitzer gewillter, ihre Katze abklären zu lassen», betont Flurin Tschuor. In seiner Klinik werden täglich schätzungsweise bis zu 120 Tiere behandelt, rund 60 Prozent davon sind Katzen.