Weich, aber nicht zu tief, naturbelassen, federnd, griffig und möglichst eben. So sieht der Boden aus, von dem Geländereiter träumen. Denn auf solchen Wegen kann man auch mal unbesorgt traben oder galoppieren. «Die Bodenbeschaffenheit spielt vor allem in den höheren Gang arten eine entscheidende Rolle», sagt Regula Moser, die Pferde und Reiter in der klassischen Reitweise trainiert und eine Zusatzausbildung zur Reha-Trainerin hat. Denn dann erhöhe sich das Gewicht, das auf den einzelnen Gliedmassen lastet, drastisch. Man könne davon ausgehen, dass im Trab doppelt so viel Gewicht auf die Pferdebeine einwirke wie im Schritt, im Galopp sei es sogar das dreifache. 

In vielen Regionen gibt es statt pferdefreundlicher Wald- und Sandwege überwiegend Asphalt, Schotter und Feldwege, die während der trockenen Monate pickelhart werden. Einladende Stoppelfelder können mit gefährlichen Kaninchenlöchern gespickt sein, Regen kann die Lieblingsgaloppstrecke im Wald in eine Rutschbahn verwandeln. Deshalb sollte man regelmässig einen Blick nach unten werfen, bevor man Strecke und Tempo wählt.

Pauschal sagen, wie lange und wie schnell man auf welchem Boden reiten darf, lässt sich aber kaum, da das unter anderem auch vom Ausbildungsstand und möglichen Vorerkrankungen des jeweiligen Pferdes abhängt. So kann ein gesundes, gut gymnastiziertes Pferd in der Regel problemlos über Stock und Stein traben, während ein anderes auf der gleichen Strecke vielleicht schon im Schritt ins Straucheln gerät. 

Auch Asphalt kann abhängig von Pferd und Tempo gut oder schlecht auf den Bewegungsapparat wirken. Das Reiten auf geteerten Strassen stärkt Sehnen und Bänder. Diesen Effekt nutzt man beim Training von Sportpferden und in der Reha von Tieren mit Sehnenproblemen. Letztere werden oft mehrere Monate lang ausschliesslich auf harten Böden bewegt. «Wichtig ist, dass der Untergrund nicht nur hart, sondern auch eben ist. Auf festen Buckelpisten werden Sehnen und Bänder wieder vermehrt belastet», erklärt Moser, die mit ihrer mobilen Reitschule in der ganzen Schweiz unterwegs ist. 

Die richtige Mischung ist entscheidend
Zudem sollte man auf hartem Untergrund möglichst nicht Vollgas geben. Zum einen besteht dann auf Asphalt mit Eisenträgern erhöhte Rutschgefahr. Und zum anderen fehlt jeder federnde Effekt, was besonders im Trab und Galopp und verstärkt durch Hufeisen zu Erschütterungen der Gelenke führt. «Arthrosepatienten, deren Gelenke ohnehin schon angegriffen sind, haben deshalb auf harten Böden deutlich mehr Mühe und sollten auf solchen nicht übermässig und ausschliesslich im Schritt bewegt werden», rät Moser.

Wessen Pferd barhuf unterwegs ist, muss bei Schotter und Split aufpassen und zum Schritt parieren. Grosse, scharfkantige Steine können die Hornwand schädigen, spitzer Split kann sich in die weisse Linie bohren und zum Beispiel Abszesse verursachen. Generell gilt im Gelände bei der Bodenauswahl genau wie bei der Gestaltung des Trainingsplans: Abwechslung tut gut. 

Man sollte also Abschnitte über Sand- und Waldwege, Holzschnitzel, groben, runden Kies und Asphalt kombinieren – immer vorausgesetzt, dass man Tempo und Anforderungen dementsprechend anpasst. «Das Training auf unterschiedlichen Böden mit unterschiedlichen Neigungswinkeln fördert Aufmerksamkeit, Gleichgewicht und stärkt die stammnahe Muskulatur, also die kurzen Muskeln, die das Skelett zusammenhalten und entscheidend für Haltungs- und Stellreflexe sind», erzählt Moser. 

Einen grossen Bogen sollte man aber um schwere Böden wie tiefe Sandwege oder sumpfige Modderpfade reiten. Lässt es sich nicht vermeiden, reitet man möglichst kurze Strecken im Schritt, empfiehlt Regula Moser. «Tiefer, schwerer Boden strapaziert sämtliche schlecht durchbluteten Strukturen wie Sehnen, Bänder und Gelenke im Übermass.»