Korrektes Aufsteigen sieht in allen Reitweisen ähnlich aus: Der Reiter schwingt sich mit einer geschmeidigen, fliessenden Bewegung in den Sattel, das Pferd bleibt ruhig und gelassen stehen, bis es das Signal zum Loslaufen bekommt. Die Realität ist oft eine andere: Sobald der Reiter einen Fuss im Steigbügel hat, setzt sich das Pferd in Bewegung, der Reiter hüpft ein paar Schritte mit, zieht vielleicht noch reflexartig am Zügel, schimpft und landet schliesslich unsanft im Sattel.

«Das ist nicht nur ein unentspannter und unharmonischer Einstieg in die Reitstunde, sondern auch ein Alarmsig-nal. Denn wenn das Pferd beim Aufsteigen herumhampelt, können gesundheitliche Probleme schuld sein», sagt Sonja Bucher, unter anderem lizenzierte «The Gentle Touch»-Trainerin nach Peter Kreinberg. Die Ausbilderin aus Riken AG unterrichtet Freizeit-, Dressur-, Spring- und Westernreiter und bietet Kurse in Bodenarbeit, Dressur, Geländereiten und Sitzschulung an.

Gesundheitscheck ist entscheidend
«Häufig wurde aber auch die Basisarbeit vernachlässigt, was einen ganzen Rattenschwanz an Problemen mit sich zieht.» Habe das Pferd nicht gelernt, beim Aufsitzen oder Putzen ruhig stehen zu bleiben, dürfe man auch nicht erwarten, dass es sich am Weidetor oder im Strassenverkehr problemlos anhalten lasse, sagt Bucher.

Ist ein Pferd gut erzogen, hält aber beim Aufsitzen nicht still, könnte Angst vor einem kneifenden Sattel die Ursache sein. Aber auch Pferde mit Kissing Spines (deutsch: küssende Dornfortsätze; eine Krankheit des Pferderückens), Magengeschwüren und anderen Erkrankungen können beim Aufsteigen vor lauter Schmerz loslaufen. Sind medizinische Ursachen ausgeschlossen, sollte der Reiter kritisch in den Spiegel schauen. «Ist der Reiter nicht so beweglich oder unaufmerksam, passiert es leicht, dass er dem Pferd beim Aufsteigen seinen Fuss in den Bauch bohrt. Der Vierbeiner begreift das als Hilfe zum Losgehen und ist verständlicherweise verwirrt, wenn er dafür dann bestraft wird. Manchmal bringt der Reiter das Pferd auch durch den seitlichen Zug am Sattel aus dem Gleichgewicht, sodass es einige Schritte tun muss, um die Balance zu halten», erklärt Bucher, die empfiehlt, eine Aufsteighilfe zu benutzen. Ausserdem solle man beim Aufsitzen darauf achten, ruhig zu atmen und sich weich und achtsam in den Sattel zu setzen. Anschliessend sollte man das Pferd einen Moment stehen lassen – treibt man sofort nach dem Aufsitzen, könnte das Pferd beim nächsten Mal auf die Idee kommen, die Hilfe vorwegzunehmen.

Ein Lob für jeden richtigen Schritt
Hat das Pferd nicht verstanden, was es tun soll, sollte als Erstes ein Führtraining auf dem Programm stehen. Lässt sich das Pferd an der Hand ruhig und problemlos durchparieren und bleibt es auch einige Minuten stehen, kann man im Bereich der Aufsteighilfe üben und schliesslich einen Fuss in den Steigbügel stellen. Läuft das Pferd los, sollte man es zurück in die korrekte Position bringen und erneut starten. Dabei ist es wichtig, ruhig, freundlich und konsequent zu bleiben und das Tier für jeden Schritt in die richtige Richtung zu loben.

«Man sollte nur so lange üben, wie sich das Pferd konzentrieren kann, und mit einem Erfolgserlebnis aufhören. Je nachdem, wie tief das Verhalten verankert ist, können auch mehrere Trainingseinheiten nötig sein, bevor man zum Ziel kommt», sagt Bucher.