Die Zahl ist beeindruckend und lässt die Redensart «den Mund voll nehmen» in einem anderen Licht erscheinen: Einige Buntbarsche erbrüten mehr als 100 Eier auf einmal im Maul. «Bei Fischen kommt Maulbrüten immer wieder vor», sagt Walter Salzburger vom Zoologischen Institut der Universität Basel. «Besonders bei den Buntbarschen ist dieses Verhalten sehr ausgeprägt.» Die Weibchen brüten die Eier im Maul aus, und die Mundhöhle dient dem Nachwuchs auch später noch als Rückzugsraum.

Doch auch die Männchen leisten ihren Beitrag. Die entscheidende Rolle spielen dabei Ei ähnliche Flecken auf ihrer Analflosse, die während des Laichvorgangs zum Einsatz kommen. «Ein typischer Paarungszyklus beginnt damit, dass ein territoriales Männchen ein Weibchen anbalzt, indem es eine Art Paarungstanz aufführt und dem Weibchen seine bunte Färbung präsentiert», erklärt Salzburger. Wenn das Weibchen paarungswillig ist, legt es ein paar Eier und nimmt diese sofort in sein Maul auf. «Anschliessend reagiert das Weibchen auf die Eiflecken des Männchens und schnappt nach ihnen. In dem Moment entlässt das Männchen Sperma und die Eier werden im Maul des Weibchens befruchtet», berichtet der Experte.

Ein grosser Vorteil der Maulbrutpflege ist das behütete Aufwachsen der Jungen. Die Eier können belüftet und vermutlich auch von Pilzen befreit werden. «Ausserdem kann der Nachwuchs bereits selbstständig schwimmen und fressen, wenn er aus dem Maul entlassen wird», sagt Salzburger. Der einzige Nachteil dieser speziellen Methode sei der hohe Aufwand der Weibchen, die in der Brutphase wenig bis gar nichts fressen könnten und weder husten noch schlucken dürften.

Auch bei Männchen oder Zwittern sind die Jungen im Maul gut aufgehoben
Nicht immer sind nur die Weibchen für die Maulbrutpflege verantwortlich. Bei den Kreuzwelsen, die in subtropischen und tropischen Meeren vorkommen, oder den aus Afrika und Asien stammenden Labyrinth-Fischen nehmen sich die Männchen der Jungenfürsorge an. Unter den Barschartigen Kieferfischen gibt es sogar Maulbrüter mit wechselndem Geschlecht. Sie kommen als Weibchen zur Welt und werden später zum Männchen.

Die Zwitter bauen in ihren Lebensräumen senkrecht in den Boden führende Wohnröhren. Zur Paarung lockt ein Männchen ein Weibchen in seine Röhre. Nach dem Ablaichen bleiben die Eier und später die geschlüpften Jungen im Maul des Vaters. Nur bei sehr dringenden Angelegenheiten wie dem Ausbessern der Wohnröhre werden sie abgelegt.

Die Aufzucht von jungen Maulbrütern ist auch in unseren Aquarien möglich
Die Frage, ob sich Maulbrüter auch für das heimische Aquarium eignen, bejaht Hans Gonella von der Fischauffangstation in Embrach ZH. «In Aquarien können maulbrütende Buntbarsche, aber auch Kampffische gehalten werden.» Es sei jedoch darauf zu achten, dass nicht zu viele Arten in einem Aquarium gepflegt werden, da sonst der Druck auf die Eltern zu gross werde.

Untereinander seien maulbrütende Kampffische dagegen sehr friedlich, da sie keine richtigen Reviere ausbilden. Die Tiere können aber sehr sprunggewaltig sein. Das Aquarium sollte daher immer gut abgedeckt sein. Setzt der Halter dann noch auf Artemia-Nauplien (Primärlarven von Salzkrebschen) als Ernährung für den Nachwuchs, steht bei sorgfältiger Wasserpflege einer problemlosen Aufzucht von Maulbrütern nichts mehr im Weg.