Er ist die Visitenkarte eines trauten Heimes: Ein Vorgarten verrät vieles über die Bewohner des Hauses, vor dem er angelegt ist. Doch die naturnahe Bewirtschaftung der meist klein gehaltenen Grünfläche ist gar nicht so einfach. Hinzu kommt, dass sie der ständigen Beobachtung der Nachbarschaft unterliegt. Aufgeräumt soll er sein, aber nicht steril wirken. Allzu grosser Wildwuchs sollte aber auch nicht herrschen. Besonders für eine naturnahe Gestaltung ist es jedoch wichtig, dass genügend «grünes» Material vorhanden ist, damit sich kleine und grössere Tiere wohlfühlen. 

«Den Ast- und Laubhaufen für die Igel legt man wohl besser hinter dem Haus an. Aber für Vögel und Insekten kann man im Vorgarten einiges tun», sagt Silvia Meister Gratwohl. Sie ist Expertin für naturnahen Gartenbau. Ein schöner Baum etwa verleihe dem Vorgarten einen besonderen Charakter und sei ideal für Vögel. Man könne Nistkästen in die hohen Äste hängen, die den Vögeln so Schutz vor Katzen bieten. 

Hecken bieten viele Vorteile
Sehr gut eignet sich laut Meister Gratwohl etwa die Eberesche für den Vorgarten. Denn die Vogelbeere (Sorbus aucuparia), wie der Baum auch genannt wird, ist eher klein und schmal. «Mit ihren orangen Früchten ist sie zudem ein hübscher Blickfang», findet die Fachfrau. Beim Anbringen von Vogelhäuschen müsse darauf geachtet werden, dass sie nach Osten ausgerichtet sind. «Dort ist der Regen weniger stark und die Häuschen werden nur von der Morgensonne beschienen», erklärt die Expertin. 

Ebenfalls beliebt als Nistplatz ist der einheimische Weissdorn (Crataegus laevigata und Crataegus monogyna), da seine Stacheln Schutz bieten. Als Hecke eignet sich das Wildgehölz ideal zur Begrenzung des Vorgartens. Daneben sind die weissen Blüten und roten Früchte ein Hingucker. «Wer lieber lockere Hecken mag, kann sich beispielsweise auch für die Felsenbirne entscheiden», rät Meister Gratwohl. Der Vorteil an Amelanchier rotundifolia sei, dass sie nicht höher als anderthalb Meter wachse und deshalb nicht geschnitten werden müsse. «Zudem besticht die Felsenbirne mit ihrer wunderschönen Herbstfärbung», schwärmt die
Naturratgeberin. 

Ein hübsches Gestaltungselement im Vorgarten, das nicht viel Arbeit macht, ist laut der Gartenkennerin eine Vogeltränke: «Man kann sie beispielsweise auf einem Tischchen platzieren und daneben eine Staude anpflanzen, worauf die Vögel landen können, um zu trinken.» Wer neben den Wegen zudem ungewaschenen Sand anlegt, hat einerseits ein originelles Element in seinem Vorgarten, andererseits bietet es den gefiederten Tieren auch die Möglichkeit zum Baden im Sand.

Blumenrasen für Insekten
Doch nicht nur Vögel sollen in einem naturnahen Vorgarten auf ihre Rechnung kommen, sondern auch Insekten. «Damit diese genügend Nahrung haben, sollten möglichst viele Pflanzen im Garten blühen», sagt Meister Gratwohl. Sie schlägt dafür einheimische Doldenblütler vor. «Am besten werden die Pflanzen entlang der Wege, an der Hauswand oder als Blumeninseln gesetzt.» 

Werden Blumen in Töpfe gepflanzt, wirkt dies ausserdem noch etwas übersichtlicher: Frauenmänteli (Alchemilla erythropoda) und Sterndolden (Astrantia major) gedeihen auch in Gefässen, die im Halbschatten stehen. Hasenohren (Bupleurum falcatum), Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias) oder Stein-Nelke (Dianthus sylvestris) hingegen mögen einen sonnigen Standort. 

Auf einem Bodenbelag mit Rundkies, kombiniert mit Steinplatten, wie ihn Meister Gratwohl vorschlägt, sind grosse Töpfe besonders dekorativ. Aufwendiger im Unterhalt ist ein Rasenbelag, da er schnell ungepflegt wirken kann. Wer sich dennoch dafür entscheidet, könne Insekten mit dem Anlegen eines Blumenrasens etwas Gutes tun.