Wenn die Bäume noch keine Blätter haben und die frühe Frühlingssonne bis zum Waldboden reicht, streckt der Huflattich seine Blütenstängel aus dem feuchtem Boden. Oft hat es an schattigen Stellen noch Schnee. Eine Verheissung des Frühlings. Huflattich gedeiht an Wegrändern, auf Schuttkegeln von Flüssen oder in Steinbrüchen. Die gelben Blüten, die von Februar bis Mai zu sehen sind, gleichen in ungeöffnetem Zustand einem Pinsel. Offen dann sind es kleine gelbe Sonnen, welche die wärmere Jahreszeit ankünden. Erst später, wenn das Laubdach geschlossen ist, die Blüten verblüht und die weissen Samen vom Wind zerstreut sind, entfalten sich die zuerst zusammengerollten Blätter, die schliesslich eine rundliche Form aufweisen und ganze Teppiche bilden.

Der lustige wissenschaftliche Gattungsname Tussilago ist Programm. Er ist schon durch den römischen Gelehrten und Verwaltungsbeamten Plinius der Ältere belegt und geht auf das lateinische «tussis» zurück, was husten bedeutet. Plinius verstarb im Jahr 79 beim Ausbruch des Vesuvs. Huflattichblätter werden also schon seit über 2000 Jahren als bewährtes Hustenmittel verwendet. Sie wirken, zu einem Sud zubereitet, beruhigend auf gereizte Schleimhäute. Der Sud erleichtert das Abhusten von zähem Schleim. Gleichzeitig schützt er die Bronchien mit einer dünnen Schicht reizlindernden Pflanzenschleims.

Die Huflattichblätter enthalten auch Gerbstoffe. Sie wirken keimhemmend und regenerieren das Gewebe. Zudem sind die Flavonoide, das sind Pflanzenstoffe, entzündungshemmend. Bitterstoffe regen den Stoffwechsel an und kräftigen den ganzen Organismus.

Die Blätter des Huflattichs eignen sich auch zur Wundbehandlung. Das Wirkstoffgemisch der Pflanze beruhigt entzündete Gewebestrukturen und lässt Schwellungen abklingen. Auch dies ist historisch belegt. Frische Blätter werden mit dem Wallholz zerquetscht und direkt auf die wunde Stelle aufgelegt. Sie wird mit einer Gazebinde oder einem dünnen Baumwolltuch verbunden. Diese Kompresse sollte mehrmals täglich erneuert werden.

Huflattichblätter können leicht mit denjenigen der Weissen Pestwurz verwechselt werden. Die Blätter des Huflattichs sind aber kleiner und haben schwarze Blattrandzähne. Beide Pflanzen mögen ähnliche Bedingungen wie Bachufer und feuchte Hänge. Auch die Pestwurz ist eine Heilpflanze.

Nicht mit heissem Wasser anbrühen
Der Huflattich gilt als Schleimdroge. Es handelt sich dabei um Pflanzen, die wegen ihres Gehalts an Schleimstoffen in der Heilkunde eingesetzt werden. Wie alle Schleimdrogen sollte darum auch der Huflattich nicht mit kochend heissem Wasser überbrüht werden, da so ein Teil des Pflanzenschleims zerstört wird. Eine Handvoll zerkleinerte Blätter, frisch oder getrocknet, sollte in einem Topf mit einem halben Liter lauwarmem Wasser übergossen und über Nacht zugedeckt stehengelassen werden. Am nächsten Morgen den Sud erwärmen und die Blätter absieben. Der Sud sollte mit etwas Honig gesüsst und warm getrunken werden.