Bon app!
Von der Bedeutung des Essens
«Hinter dem Tellerrand» heisst ein neues Sachbuch, das das Thema Essen von vielen Seiten her ausleuchtet. Vier Fragen an die Autorin Sira Huwiler-Flamm.
Welche Sachen essen Sie nach Ihrer Recherche zum neuen Buch definitiv nicht mehr?
Die Zukunftsforscherin Roanne van Voorst prophezeit, dass es irgendwann genauso unvorstellbar sein wird, Tiere zu essen, wie Sklaven zu halten oder Hexen zu verbrennen – beides Praktiken, die vor ein paar Jahrhunderten noch völlig normal waren. Ich verbiete mir das nicht, schaue aber bei tierischen Produkten noch viel genauer hin. Denn leider sind prekäre Haltungsumstände immer noch bittere Realität. Nur weil Kuh, Schwein, Huhn und Co. als Nutztiere gelten, dürfen wir sie nicht ausnutzen. Sie haben unseren Respekt verdient!
Bei was läuft Ihnen das Wasser im Mund zusammen?
Schon die kleinsten Dinge können ein kulinarisches Erlebnis sein: Über einen duftenden Markt schlendern, süsse Brombeeren am Wegesrand pflücken, Mamas Spaghetti mit viel Parmesan. Was wir als gut oder sensationell empfinden, ist übrigens ganz individuell und wird vom persönlichen Geschmack, der familiären Prägung, der Weltregion, mit der wir aufgewachsen sind, und unserer Neugier bestimmt. Aber nicht nur das, auch die Frage, ob es unserem Körper guttut oder welchen Einfluss unsere Lebensmittelwahl auf die Umwelt hat, bestimmt zunehmend das Essverhalten unserer Gesellschaft und unser Qualitätsempfinden.
Tiere fressen, damit sie überleben. Der Mensch macht ein ziemliches Brimborium um das Drumherum. Wieso eigentlich?
Harvard-Forscher haben herausgefunden, dass unsere Vorfahren schon vor 1,9 Millionen Jahren gelernt haben, das Feuer zu beherrschen – also zu kochen. Und nur weil wir ein solches Brimborium ums Essen machen, konnten wir uns zum Homo Sapiens weitentwickeln. Zum Vergleich: Unsere nächsten Verwandten (z.B. Bonobos und Schimpansen) verbringen die Hälfte des Tages mit kauen. Wir können uns hochkalorisch, vielfältig und rund ums Jahr ernähren – dadurch sind unsere Gehirne gewachsen. Es hat uns erst zum Menschen gemacht.
Der Mensch ist, was er isst: Passt dieses Bonmot auch im 2025 noch?
Essen ist und bleibt das Wichtigste, was wir haben. Die richtigen Nährstoffe halten uns körperlich und geistig gesund. Es ist aber auch ein Kommunikationsmittel, mit dem wir Liebe und Wertschätzung ausdrücken. Essen ist ein Werkzeug, das Heimweh und Fernweh stillen und uns das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit schenken kann. Es weckt in so vielerlei Hinsicht Emotionen in uns, stiftet Identität – kann ganze Kulturen einander näherbringen oder als Mittel zur Abgrenzung dienen.
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