Stallmist wird nicht nur auf Feldern, sondern auch im Naturgarten seit jeher als Dünger verwendet. Das ist durchaus sinnvoll, denn Ausscheidungen von Pferden, Rindern oder Hühnern enthalten wichtige Nährstoffe, die den Pflanzen zu Wachstum verhelfen. Und Stallmist dient dazu, die Bodenstruktur zu verbessern. In sandigen Böden speichert er Wasser, in schweren sorgt er für gute Durchlüftung. Eine Einschränkung gibt es: «Jede Art von Stallmist muss kompostiert werden, bevor man ihn im Garten ausbringt», sagt Jochen Elbs-Glatz, Gartenberater bei der Organisation Bioterra. 

Denn im frischen Zustand enthält er viel Ammoniak und Krankheitserreger, die die Pflanzen schädigen können – daher die alte Bauernregel: «Mist ist Mist, solange er kein Dünger ist.» Durch einen kontrollierten Kompostiervorgang bietet man den Bodenlebewesen, die den Mist zu wertvollem Humus verwandeln, ideale Bedingungen, die unter freiem Himmel nicht immer gegeben sind. Während der Lagerung entwickelt sich Hitze, und Giftstoffe, Krankheitserreger und allfällige Medikamentenrückstände werden abgebaut. Übrig bleibt ein bekömmlicher Kompost mit zahlreichen Nährstoffen. 

Im Privatgarten, wo in der Regel nur geringe Mengen gelagert werden, kompostiert man den Mist am besten zusammen mit den Gartenabfällen. Bei grösseren Mengen legt man eine separate Kompostmiete in «Toblerone-Form» an, rät Franco Weibel, Leiter des Ressorts Spezialkulturen beim Landwirtschaftlichen Zentrum Ebenrain in Sissach BL. Durch die Beigabe von Häckselgut mit hohem Rindenanteil, zum Beispiel von Heckenschnitt, Laub und Gras entsteht ein ausgewogenes Verhältnis von Stickstoff und Kohlenstoff. Beide Komponenten sind wichtig, damit die Mikroorganismen den Zersetzungsprozess vornehmen können. Das Häckselgut sorgt dafür, dass sich Dauerhumus bildet und das Rottematerial nicht verklumpt; Letzteres ist vor allem bei der Lagerung von Pferdeäpfeln, die viel Stroh enthalten, wichtig. 

Universaldünger Pferdemist
Der Komposthaufen sollte mit Vlies vor Austrocknung und Regen geschützt und von Zeit zu Zeit mit der Mistgabel gewendet werden, um für eine gute Durchlüftung und gleichmässige Verrottung zu sorgen. Bei Trockenheit, wenn sich der Kompost pulverig anfühlt, muss man ihm ein paar Giesskannen Wasser beifügen: «Das Kompostmaterial darf nicht zu nass und nicht zu trocken sein, sondern sollte feucht sein wie ein ausgepresster Schwamm», erklärt Weibel.

Verrotteter Mist riecht nach frischem Waldboden.

Franco Weibel
Landwirtschaftlichen Zentrum Ebenrain

Der Kompostierungsvorgang braucht Zeit: Stallmist sollte etwa ein Jahr gelagert werden, rät Elbs-Glatz. Nach dieser Zeit hat der Mist keine Ähnlichkeit mehr mit dem Ausgangsmaterial: Er ist krümelig und stinkt nicht mehr. «Verrotteter Mist riecht nach frischem Waldboden», erklärt Weibel vom Ebenrain – insofern dient das Kompostieren von Tierkot auch dazu, die Beziehung zum Nachbarn nicht überzustrapazieren. Einschränkungen gibt es gemäss Elbs-Glatz beim Hühnermist: «Der stinkt auch in kompostierter Form fürchterlich», warnt der Gartenberater. Hühnermist ist ohnehin nur für Starkzehrer wie Kohl oder Zucchetti geeignet, weil er viel Stickstoff enthält. Auch ist Vogelkot ganz allgemein sehr phosphathaltig, und da unsere Gartenböden häufig mit Phosphor überdüngt sind, ist bei Hühnermist Zurückhaltung geboten.

Pferde- und Rindermistkompost kann man hingegen überall im Garten einsetzen: im Gemüsebeet, in der Blumenrabatte, im Rasen und unter Gehölzen. Am meisten verbreitet in Privatgärten ist Pferdemist; er ist gut verfügbar und enthält viele unverdaute Pflanzenfasern, die die Bodenstruktur verbessern. Der Gehalt an Nährstoffen wie Stickstoff, Phosphat und Kalium ist beim kompostierten Pferdedung relativ gering, aber ausgewogen. Das macht ihn zu einem eigentlichen Universaldünger, der sich für die meisten Pflanzenarten eignet. Im Frühling sorgt kompostierter Pferdemist für einen wahren Energieschub im Gemüsebeet. Allerdings sollte man beim Pferdemist – wie auch bei anderem Mist – auf die Qualität achten. Mist ist ein natürlicher Dünger, kann aber je nach Herkunft stark mit Antibiotika belastet sein. 

Rindermist ist der Klassiker unter den Düngemitteln. Er verfügt über ein ausgewogenes Nährstoffverhältnis und eignet sich daher gut als Grunddüngung für Gehölze ebenso wie für Gemüse. Wie beim Pferdemist ist auch bei kompostiertem Rindermist die Gefahr einer Überdüngung gering, zudem sorgt er für eine gute Bodenstruktur.

Nur massvoll düngen
Mist ist ein Langzeitdünger, das heisst, er gibt seine Nährstoffe nach und nach ab, ohne dass ständig nachgedüngt werden muss. Im ersten Jahr ist die Nährstoffabgabe am effektivsten. Wer dies in der Fruchtfolge berücksichtigt, das heisst, erst Starkzehrer und in den darauffolgenden Jahren Mittel- und Schwachzehrer pflanzt, braucht nur alle paar Jahre nachzudüngen. Laut Weibel ist es besser, jedes Jahr wenig Kompost als alle paar «überfallartig» eine grosse Menge auszubringen. Ohnehin rät der Experte Hobbygärtnerinnen und -gärtnern dazu, etwa alle vier bis fünf Jahre eine Bodenanalyse vorzunehmen: «Erst wenn man weiss, wie hoch oder tief die Gehalte der einzelnen Pflanzennährstoffe im Boden sind, lässt sich entscheiden, ob und wie viel Kompost als Nährstofflieferant oder zur Verbesserung der Bodenstruktur ausgebracht werden soll.» 

Auch Elbs-Glatz rät dazu, Mistkompost nur massvoll zu verwenden: «Es reicht, wenn man im Frühling eine fingerdicke Schicht in den Boden einarbeitet. Allenfalls kann man im Sommer gezielt nachdüngen.» Eine auf die Stickstoff-Versorgung zielende Düngung im Herbst auf unbewachsenen Flächen ist hingegen nicht empfehlenswert: Der Stickstoff, den die Pflanzen fürs Wachstum brauchen, hat sich bis zur nächsten Vegetationsphase verflüchtigt, und weitere Nährstoffe werden durch Niederschläge ausgeschwemmt. 

Literaturtipp 
Anna Hess: «Der ultimative Bodenratgeber», Verlag: MobiWell, ISBN: 978-3-944887-50-0, ca. Fr. 30.–