Die Gartenbauschule Oeschberg in Koppigen (BE) ist eine der renommiertesten Gartenbauschulen der Schweiz, deren Geschichte bis an den Anfang des 20. Jahrhunderts zurückreicht. Gabriela Gerber und Walter Bühler unterrichten hier seit einigen Jahren als Berufsbildner – Gerber in der Pflanzenproduktion und Bühler im Garten- und Landschaftsbau. Bei einem Rundgang auf dem Gelände der Schule erzählen die beiden, worauf es beim Anlegen eines Kräutergartens ankommt und was man beachten sollte.

Den richtigen Standort finden

Soll der Kräutergarten einfach eine Ecke im Garten sein oder den ganzen Garten füllen? Wie und wo man ihn anlegen will, hänge stark davon ab, wie viel Platz man habe und wie viele Ressourcen man dafür aufwenden möchte. «Wenn es nur Küchenkräuter sein sollen, dann empfehle ich, das Beet möglichst in der Nähe der Küche anzulegen», sagt Bühler. Der Standort schreibt schliesslich auch vor, welche Kräuter man anpflanzen kann. Ist er trocken und sonnig oder eher schattig und feucht? «Die Nordseite des Hauses ist auf jeden Fall nicht empfehlenswert für Kräuter», so Bühler. Die ätherischen Öle und Aromen entfalten sich erst mit der Sonneneinstrahlung. Ausserdem müsse man darauf achten, Kräuter nicht in der Nähe von Flächen zu setzen, wo Pflanzenschutzmittel eingesetzt wird. «Kräuter bauen diese Substanzen besonders langsam ab.»

Den richtigen Boden finden

Ausschlaggebend für den Kräutergarten ist neben dem Standort auch der Boden. Die beliebtesten Küchenkräuter wie Rosmarin oder Thymian stammen ursprünglich aus mediterranem Klima und mögen es trocken und mager. «Je magerer der Boden, desto mehr Aroma bilden diese Kräuter», sagt Bühler. Ideal sei ein steiniger Boden ohne Lehm und Humus, wo das Wasser abfliessen kann. «Wenn die Pflanzen zu viele Nährstoffe erhalten, wachsen sie viel zu schnell», erklärt der Fachmann. Dann verlieren sie ihre Widerstandskraft und gehen schliesslich ein. Auf dem Gelände der Gartenbauschule ist ein Senkgarten eigens für mediterrane Pflanzen und Kräuter eingerichtet. Bühler zeigt auf den Boden: Dieser sei einen halben Meter tief mit einem speziellen durchlässigen Substrat gefüllt worden, damit sich die Kräuter zu Hause fühlen. Andere beliebte Küchenkräuter wie Peterli oder Schnittlauch hingegen mögen es feucht und nährstoffreich. «Je humusreicher der Boden, desto üppiger werden diese Kräuter.» Was also, wenn man mediterrane Kräuter setzen möchte, aber der Boden zu nass und fruchtbar ist? Ambitionierte Gärtnerinnen und Gärtner können den Boden abmagern. «Das ist aber immer mit einem grösseren Aufwand verbunden und ökologisch sowie ökonomisch fast widersinnig», erklärt Bühler. Je nachdem müsse man bis zu einem halben Meter Boden abtragen. «Das überlässt man vielleicht lieber einem Fachmann», schmunzelt Bühler. Alternativ eignen sich auch Hochbeete, Töpfe oder Kräuterspiralen für mediterrane Kräuter.

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Die richtige Erde finden

«Wenn der Boden den Ansprüchen der Kräuter entspricht, muss man nicht viel tun», erklärt Gabriela Gerber. Man könne je nachdem im Frühling oder im Herbst nach der Ernte guten Gartenkompost unter die Erde mischen. «Wichtig ist, unbedingt reifen Kompost verwenden», mahnt sie. «Ansonsten ist er zu aggressiv.» Das heisst, er hat noch zu viele Nährstoffe und kann damit die feinen Wurzeln der Kräuter verbrennen. Bei mediterranen Kräutern soll man das ohnehin sein lassen, wie sie weiter erklärt. «Zu viele Nährstoffe schaden diesen Pflanzen nur.»

Die richtigen Kräuter finden

Wenn der richtige Standort gefunden ist und der Boden den Ansprüchen entspricht, müssen die passenden Kräuter her. Manche Pflanzen vertragen sich aber nicht gut miteinander. «Schnittlauch und Petersilie sollte man nicht nebeneinandersetzen», erklärt Bühler. Auch die Pfefferminze sollte mit Bedacht gesetzt werden. «Entweder man lässt sie im Garten wandern oder man setzt sie regelmässig komplett neu um», sagt Gerber. Die Pfefferminze sei mit sich selbst unverträglich. Dies führe zu einer Bodenmüdigkeit und schlussendlich zu höherem Krankheitsrisiko bei der Pflanze. Will man das nicht, kann man die Pflanze auch mit einem Topf in die Erde setzen und diesen dann regelmässig mit neuer Erde auffrischen. Das sieht man auch in der Gartenanlage der Schule. Hier sitzt etwa der Topinambur in einem Topf tief in der Erde. «Sonst ist er plötzlich überall», sagt Bühler und lacht. Die beiden Experten trennen beim Setzen auch die ein- und mehrjährigen Kräuter – das mache letztlich auch die Pflege einfacher. Auf keinen Fall aber solle man mehr als drei bis vier Pflanzen pro Quadratmeter Fläche setzen. «Am Anfang hat man das Gefühl, dass die Pflanzen gut nebeneinander Platz haben. Aber schon nach einem Jahr gewinnen sie deutlich an Volumen», weiss Gerber.

Jahreszeiten gerechte Pflege bieten

Wenn einmal eine Pflanze eingeht, dann ist das halb so schlimm. Auch Gerber und Bühler können nicht immer allen Pflanzen rund um die Schulanlage gerecht werden. Bühler zeigt auf einen braungrünen Rosmarinstrauch, der neben einem ausgetrockneten Salbei und einem blätterlosen Thymian steht. «Für sie war der Winter wohl etwas zu feucht», sagt er. Ausserdem seien mediterrane Kräuter und andere Kräuter, die verholzen, sehr sensibel auf Kälte. Um sie vor Frost zu schützen, kann man den Boden mit Laub und Tannenzweigen abdecken oder mulchen, ergänzt Gerber. Es sei auch wichtig, sie richtig zurückzuschneiden. Man sollte sie nicht weiter als auf die letzten grünen Triebe zurückschneiden. «Denn alle Kräuter, die immergrün sind, sollten auch immer grüne Blätter haben», erklärt Bühler. Und der richtige Zeitpunkt dafür ist im Frühling, wenn die Pflanzen neu austreiben.

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Die richtige Zeit zum Pflanzen und Ernten

Die beste Jahreszeit, um Kräuter zu setzen, ist nach den Eisheiligen – also nach dem letzten Frost. «Und der richtige Zeitpunkt zum Ernten ist gegen Mittag», fügt Gerber an. Sie sollten nämlich bei der Ernte trocken sein und am Morgen beispielsweise haben sie noch viel Tau drin. «Das schliesst natürlich nicht aus, dass man beim Kochen mal schnell was holen kann», schmunzelt sie. Aber bei grösseren Ernten sollte man auf die Tageszeit und trockenes Wetter achten. Die Sonne verstärkt nämlich das Aroma der Kräuter. «Ausserdem», fügt Bühler an, «sollte man Petersilie niemals im zweiten Jahr ernten, wenn sie blüht.» Dann sei sie unverträglich und löse Magenkrämpfe aus. «Es macht Sinn, Petersilie jedes Jahr im Frühjahr neu zu säen.»

Die häufigsten Fehler vermeiden

Fragt man die beiden Experten nach den häufigsten Fehlern, die sie im Kräutergarten beobachten, sind sich beide schnell einig: zu viel tränken. «Ich sehe viele, die ihre Pflanzen regelrecht ersäufen», sagt Gerber und muss schmunzeln. Bühler stimmt nickend zu. Kräuter seien sehr ausdauernd und robust. «Man kann sie ohne schlechtes Gewissen der Natur überlassen.» Bei Kräutern in Töpfen solle man zuerst die Restfeuchtigkeit prüfen, dort seien die Pflanzen eher etwas heikler. «Aber auf keinen Fall jeden Tag Wasser geben.» Im ersten Jahr sollte man die Kräuter noch etwas genauer beobachten. «Aber sobald sie Wurzeln schlagen, holen sie sich alles, was sie brauchen.» Das bedeutet auch, dass man sie nicht düngen sollte. Es reiche, ab und zu Kompost darunterzumischen oder zu mulchen. Und Pflanzenschutz sei ebenfalls überflüssig. «Lieber einmal sein lassen, als zu intervenieren – selten macht ein Schädling eine ganze Pflanze kaputt.» Krank würden sie erst durch einen schlechten Standort oder zu viel Wasser.