Tomaten, Chilis und Peperoni sind Nachtschattengewächse (Solanaceae). Sie brauchen bei uns deshalb einen vorgezogenen Vegetationsstart, weil wir in unseren Breitengraden zu kurze Sommer haben. Wer die einen Millimeter kleinen Samen der Tomate jetzt in einer Vorkultur im Haus ansät, kann im Hochsommer auf dem Balkon oder im Garten Früchte ernten. 

Der erste Schritt ist, die richtige Sorte aus dem riesigen Angebot zu wählen: süsse Datteltomaten, Glockenpeperoni oder die roten Chilis «Candlelight»? Für die Aussaat empfehlen sich unbedingt Anzuchttöpfchen mit einem Loch. So kann überschüssiges Wasser abfliessen und es entsteht keine Fäulnis. Am besten ist es, nur einen Samen pro Töpfchen vorzusehen, denn jedes weitere Umpflanzen birgt das Risiko, die Jungpflanze zu verletzen. Bewährt haben sich Anzuchttöpfchen aus Kokosfasern, die sich einfach in der Erde auflösen, wenn später der Wechsel in einen grös­seren Topf ansteht. 

Eine feinkrümelige, feucht gehaltene Aussaaterde als Substrat bettet den Samen für die Keimung gut ein. «Das Saatgut von Tomaten, Chilis und Peperoni wird anschlies­send mit einer hauchdünnen Erdschicht bedeckt», sagt Leslie Vogel, Geschäftsführerin von Urbanroots Basel. Das junge Unternehmen bietet ein Saatgutabo und Workshops mit Tipps rund ums Gärtnern auf dem Balkon an.

Früchte brauchen Dünger
Bei viel Licht und einer Zimmertemperatur von etwa 24 Grad – am besten über einem Heizkörper – fangen die Samen an zu keimen. Begünstigen kann man die Entwicklung mit einer Plastikhaube oder mit feuchtem Zeitungspapier, das man über die Pflanzbehälter legt. Tomaten keimen nach 9 bis 14 Tagen, Chilis und Peperoni brauchen etwas länger. Wenn sich das erste Blattpaar nach den Keimblättchen zeigt, kann das Anzuchttöpfchen direkt in einen grösseren Behälter mit Abzug gepflanzt werden. «Je grösser das Gefäss, desto mehr Platz für das Wurzelwachstum und desto grösser der Wasserspeicher», erklärt Vogel. Ideal ist, die Nachtschattengewächse im Sommer einmal im Monat mit Biodünger und Mulch aus Blättern oder Gartenabfällen zu versorgen, was die Erde vor dem Austrocknen schützt.

Die Jungpflanzen bleiben bis Mitte Mai im Haus und erstarken bei Temperaturen zwischen 18 und 20 Grad und bei viel Licht. Das ist wichtig, denn bei höheren Temperaturen wächst die Pflanze zu schnell, und bei zu wenig Licht bleichen die Blätter aus. Genügend Feuchtigkeit ist ebenfalls von Bedeutung: Mit dem Finger kann man prüfen, ob die Erde noch feucht ist. Andernfalls sollte man sie giessen, bis unten das Wasser austritt. Dieses muss weggeleert werden, denn «niemand hat gerne nasse Füsse», vergleicht Vogel. «Pflanzen sterben weniger an Trockenheit als an zu viel Nässe.» So entstehe Schimmel, der die Pflanze eingehen lässt. Auch ist darauf zu achten, dass die Blätter beim Giessen trocken bleiben.

Ans Freie gewöhnen
Gleichzeitig gilt es, die Setzlinge ans Klima im Freien zu gewöhnen: Man stellt sie deshalb tagsüber auf den Balkon, vor Regen geschützt und nicht in die direkte Sonne, und nimmt sie für die Nacht wieder in die Wohnung. Erst wenn kein Frost mehr droht – meistens nach den Eisheiligen – können die Tomaten-, Peperoni- und Chilistauden in Töpfen definitiv draussen auf dem Balkon gelassen oder in den Garten versetzt werden. Im Boden eingepflanzt, müssen sie weniger gegossen werden, da die Erde die Feuchtigkeit grossflächig speichert. Vogel betont: «Die Wurzeln benötigen stets reichlich Wasser, am liebsten temperiert, abgestanden und als Luxusvariante mit Brennesseljauche angereichert.» Mit dieser Sorgfalt ist der Genuss von eigenen Tomaten, Chilis und Peperoni im Sommer garantiert.