BURENZIEGEN ALS HAUSTIERE
Da gibt's nichts zu meckern
Verfügt ein Naturfreund über genügend Platz, bekommt er mit Burenziegen sehr robuste und genügsame, aber auch absolut freundliche, menschenbezogene Haustiere. Damit sich die Tiere auch richtig wohlfühlen, sollte einiges für die Haltung beachtet werden.
Burenziegen stammen ursprünglich aus Südafrika. Dort werden sie vornehmlich als Fleischrasse gehalten. Auch hierzulande sind die Ziegen mit den netten Schlappohren beliebte landwirtschaftliche Nutztiere zur Fleischgewinnung und Landschaftspflege.
In ihrer Haltung sind sie recht anspruchslos. Sie eignen sich durchaus auch für Anfänger. Möchte man sich Burenziegen anschaffen, sollte zunächst einmal der Platzbedarf der Tiere bedacht werden. «Je mehr Platz zur Verfügung steht, desto besser, mindestens aber müssen die Tierschutzregelungen eingehalten werden», erklärt Burenziegenzüchterin Rebekka Strub vom Hof Horn in Trimbach (SO). «Ziegen sind Herdentiere, dürfen also nicht alleine gehalten werden. Als Neuling startet man jedoch lieber mit weniger Ziegen und lernt erst einmal mit den Tieren. Für eine kleine Gruppe sind Ziegen von der gleichen Familie gut, damit die Rangkämpfe nicht so schlimm sind. Oder zwei Muttertiere mit Jungen. Mit kastrierten Böcken in einer Herde habe ich weniger gute Erfahrungen gemacht. Meist werden sie aufmüpfig und dominant, weil sie keine Aufgabe haben. Burenziegenböcke riechen im Vergleich zu anderen Rassen übrigens viel weniger», so Strub. Was die Anzahl der Ziegen betrifft, die man hält, ist zu beachten, dass man, laut BLV, für mehr als zehn Tiere einen Sachkundenachweis nach Art. 198 der Tierschutzverordnung braucht. Dabei werden noch vom Muttertier abhängige Jungtiere nicht mitgezählt. Vom Sachkundenachweis befreit sind Landwirte, die bereits über eine professionelle Ausbildung verfügen.
Gutmütig und anhänglich
Bekannt sind Burenziegen auch für ihren gutmütigen Charakter. Sie sind sehr neugierig und anhänglich. Schnell gewöhnen sie sich an ihren Namen, kommen auf Zuruf, folgen ihren Leuten gerne überallhin und geniessen Streicheleinheiten. «Im Herdenverbandhaben Burenziegen eine ganz klare soziale Struktur samt strenger Rangordnung, die von einer Leitziege angeführt wird. Stall und Weide müssen ziegengerecht sein. Das heisst, es sollen verschieden hohe Steh- und Liegebereiche zur Verfügung stehen, so können die rangniederen Tiere ausweichen und sich etwas zurückziehen», weiss die Expertin. Auch seien auf der Weide Stämme und Steine beliebt, die für Abwechslung sorgen. «Dabei gilt es aber immer, die Verletzungsgefahr zu beachten. Burenziegen schlüpfen eher unter etwas durch, als dass sie irgendwo darüber springen. Beim Weidezaun kann daher eine zusätzliche unterste Litze notwendig sein, maximal 20 Zentimeter über dem Boden. Mit zunehmender Wolfsdichte kann diese Litze sogar auch das Untendurchkriechen des Wolfes in eine Weide verhindern, vorausgesetzt, es ist genügend Strom auf der Litze», sagt die erfahrene Halterin. Obwohl für einen Weidezaun in Wolfsgebieten eine Mindesthöhe von 90 cm mit vier Drähten, Litzen oder auch Bändern empfohlen wird, ist ein Überspringen des Zaunes durch den Wolf in der Schweiz sehr selten (www.herdenschutzschweiz.ch).
«Ein Überspringen des Zaunes durch den Wolf ist in der Schweiz sehr selten.»
Vor allem für den Winter, das Ablammen oder den Krankheitsfall benötigen die Südafrikaner einen zugluftfreien, trockenen, hellen Stall, von dem aus sie Zugang zu einem Auslauf oder einer Weide haben. Auf den Sommerweiden reichen dreiseitig geschlossene Unterstände aus, die vor Hitze oder Regen schützen. Weil Ziegen anfälliger für Magen-Darm-Parasiten sind als beispielsweise Schafe und um eine Überweidung zu verhindern, ist ein regelmässiger Weidewechsel empfehlenswert. Im Stall ist ein trockener Liegeplatz erforderlich, der mit Sägemehl oder Stroh eingestreut wird. Regelmässiges Ausmisten versteht sich aus hygienischen Gründen natürlich von selbst. «Zu beachten ist auch, dass Ziegen Schmerzen erst sehr spät anzeigen. Hinkt eine Ziege, muss sofort gehandelt werden. Unter Schmerzen zeigen Ziegen ein reduziertes Fressverhalten und verlieren schnell an Substanz», so Rebekka Strub. Futtertröge und Tränken müssen draussen wie drinnen so angebracht sein, dass sie nicht mit Kot oder Harn verunreinigt werden können.
Grundnahrung Gras
«Gras in jeglicher Form ist die Hauptnahrung von Burenziegen. Auch Silo ist möglich. Gerne fressen sie als Ergänzung Sträucher, Blätter und Tannenzweige. Vorsicht mit zu eiweissreichem Futter wie Getreide, Würfeli, Mais und Brot. Damit können die Tiere auch zu gut und sogar krank gefüttert werden. Zu beachten ist ausserdem eine langsame Futterumstellung im Frühling und im Herbst», informiert Strub.
Grundsätzlich sind Burenziegen sehr robust und wenig krankheitsanfällig. «Oft wird die Klauenpflege unterschätzt oder vergessen, schon bei den Gitzis. Mindestens viermal im Jahr sollten alle Tiere kontrolliert und die Klauen geschnitten werden. Weidewege und Ausläufe sowie Weideauf- und -abtriebswege sollten trocken sein, sonst bekommen die Ziegen Probleme im Zwischenklauenbereich», sagt Strub. «Da sie Sträucher fressen, ist auch mal ein Dorn in einer Klaue möglich. Zu empfehlen ist ein Klauenpflegekurs beim BGK (www.kleinwiederkäuer.ch). Das richtige Klauenschneiden muss gelernt werden, sonst können die Tiere mit zunehmendem Alter gar Probleme bekommen. Schon beim Kauf von Burenziegen sollte man auf gepflegte Klauen achten. Ausserdem sind Parasiten immer ein Thema. Oft sind Tierärzte nicht spezialisiert auf Ziegen. Da immer weniger wirksame Entwurmungsmittel erhältlich sind, ist auch hier eine Zusammenarbeit mit dem BGK zu empfehlen. Zudem wird hier Auskunft gegeben über das Weidemanagement, um den Parasitendruck möglichst gering zu halten», so die Züchterin.
Weitere InfosDie südafrikanische Burenziege stammt von der Hottentottenziege ab. Wahrscheinlich wurden noch zusätzlich indische und europäische Ziegen eingekreuzt. Typisch für diese Rasse ist der kräftige Kopf mit Ramsnase, die etwa kinnlangen Hängeohren und die nach hinten geschwungenen Hörner. Das Fell ist weiss, an Kopf und Hals rotbraun mit weisser Blässe. Auch Scheckungen am Rumpf sind möglich. Im Gegensatz zu anderen Ziegenrassen hat die Burenziege keinen oder nur einen sehr schwachen Eigengeruch. Böcke werden etwa 75 bis 90 cm gross und ca. 90 kg schwer, Ziegen etwa 65 bis 75 cm gross und bis zu 75 kg schwer.
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