Vor über 20 Jahren kam es in der Schweiz zu einem folgenschweren Vorfall: Eine infizierte Zecke, die sich auf einem Schaf befand, übertrug den Erreger der Coxiellose. Als Folge erkrankten 400 Menschen. Diese bakterielle Infektion, auch als Q-Fieber bekannt, ist eine der häufigsten durch Zecken verbreiteten Zoonosen. Neben Coxiellose gehören auch das Weidefieber, die Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) zu den relevanten Zeckenkrankheiten in der Schweiz. Hauptverantwortlich für die Verbreitung ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), die häufigste Zeckenart des Landes. Diese Art bevorzugt dichte Unterhölzer in Wäldern. Zu ihren Wirten gehören Wild-, Nutz- und Haustiere sowie der Mensch.

Borreliose

Gegen Borreliose sind viele Weide- und Wildtiere immun. Eine Studie der Technischen Universität Braunschweig aus dem Jahr 2021 zeigte, dass Galloway-Rinder nicht nur resistent gegen Borreliose sind, sondern sogar den Infektionszyklus unterbrechen. Schafe, Ziegen, Rinder, Rehwild, Rotwild und Muffelwild besitzen einbestimmtes Protein im Blut, das infizierte Zecken unschädlich macht.

Zecken- oder Weidefieber

Anaplasma phagocytophilum sind Bakterien, die bei Rindern plötzlich zu schwerer Krankheit führen können. Symptome wie hohes Fieber, ein eingefallener Pansen aufgrund von Fressunlust sowie ein drastischer Milchrückgang sind typisch für das sogenannte Weidefieber. Die Verabreichung von hohen Dosen Antibiotika ist die einzige Behandlungsmöglichkeit. Der Gemeine Holzbock ist der Hauptverbreiter dieser Krankheit und kann auch beim Menschen eine humane granulozytäre Anaplasmose auslösen. Die Mehrheit der Infizierten spürt keine Symptome, wenn welche auftreten, sind es meist Fieber und Kopfschmerzen.

Coxiellose

Die Coxiellose ist die häufigste durch Zecken übertragene Zoonose und kann auch für den Menschen gefährlich werden. Verursacht wird sie durch das Bakterium Coxiella burnetii. Anders als viele andere Infektionen erfolgt die Übertragung nicht nur durch den direkten Zeckenstich, sondern auch über Sporen, die durch den Kot der Zecken freigesetzt und mit der Luft verbreitet werden. Besonders problematisch ist Coxiellose für Nutztiere, da sie zu Aborten führen kann – in der Schweiz gehen 10 Prozent aller Fehl-geburten bei Rindern, Ziegen und Schafen auf diese Infektion zurück. Beim Menschen verläuft die Krankheit oft symptomlos: Rund 60 Prozent der Infizierten bemerken nichts. Allerdings entwickeln etwa zwei Prozent schwere Erkrankungen, die Lunge, Leber oder Herz betreffen können. Schwangere müssen dabei besonders vorsichtig sein: Der Kontakt mit einer infizierten Nachgeburt kann zu einem Schwangerschaftsverlust führen. Der bedeutendste Träger dieser Bakterien ist die Schafzecke (Dermacentormarginatus), die bevorzugt auf Weiden oder Trockenrasen in Waldnähe vorkommt.

FSME

Menschen sind öfter von der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) betroffen als Tiere. Bei Menschen kann der Virus eine schwere Hirnhautentzündung verursachen. Rinder erkranken selbst nicht, können das Virus jedoch über die Milch weitergeben. Durch Pasteurisierung, also Erhitzung der Milch, wird der Erreger jedoch abgetötet. Der Mensch infiziert sich meist direkt durch Zeckenstiche, wobei auch hier der Gemeine Holzbock als Hauptüberträger gilt.