Ein Katzenbaby hat bis zur vierten beziehungsweise fünften Lebenswoche ein ziemliches Chaos im Gehirn», sagt die Tierärztin Anna Geissbühler aus Ins BE. «Das Hirn ist noch nicht fertig strukturiert, weshalb der Reifungsprozess mit verschiedensten Umweltreizen stimuliert werden sollte.» In dieser Phase ist es äusserst wichtig, dass das Kätzchen Erfahrungen mit Mutter, Wurfgeschwistern, Menschen und anderen Tieren machen kann. Ebenso mit der Umwelt und ihren Einflüssen wie Lärm, Licht oder Gerüchen. 

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 Bild: Hannes Wink

Ab der vierten Woche nimmt das Büsi feste Kost zu sich, es beginnt, sich selbst zu putzen und der Spieltrieb erwacht. Es lernt von seiner Mutter, stubenrein zu werden und das Katzenklo zu benutzen. Und es legt kräftig an Gewicht zu – wiegt schon das Vierfache seines Geburtsgewichts. Ab der fünften Lebenswoche steht die Abenteuerlust im Vordergrund. Die kleinen Samtpfoten beginnen ihre Umwelt zu entdecken und machen Jagd auf alles, was sich bewegt. Sie können sicher laufen, das Ausscheiden von Urin und Kot selbst kontrollieren, Buckel machen, springen und klettern. Ab der sechsten Woche sind sie von der Mutter entwöhnt und zu wilden Spielen mit ihr und den Geschwistern bereit. Zwischen der siebten und zwölften Woche wird die Selbstkontrolle ein wichtiges Thema. «Wenn diese Entwicklungs- und Prägungsphasen ideal verlaufen, wird sich das Kleine zu einer geselligen, selbstbewussten Katze entwickeln», sagt Geissbühler. Wenn aber dem Jungen die Nähe zu Menschen oder Artgenossen fehlt, wird es später an Verhaltensstörungen leiden. Deshalb sollte der Halter in dieser Zeit für die nötigen Umweltreize sorgen.

Die ersten Wochen sind entscheidend für die spätere Sozialisierung der Jungen
Bereits die Föten sprechen auf Berührungen des Bauches des Muttertieres an. Ebenso registrieren die ungeborenen Katzenkinder Stresssituationen. «Wenn man den Bauch einer gut sozialisierten trächtigen Katzenmutter regelmässig liebevoll berührt und sie gut behandelt, wirkt sich das positiv auf die Ungeborenen aus», betont die Tierärztin. Dieser liebevolle Umgang mit der Katze erleichtert die Sozialisierung der Jungtiere, da sie später Berührungen einfacher dulden. Wichtig sei zudem, dass man der Mutterkatze den Freiraum lässt, den sie braucht. Wer das Gefühl hat, er tue ihr was Gutes, indem er sie sicherheitshalber drinnen behält, der irrt. «Einsperren würde nicht nur das Muttertier stressen, sondern bereits auch die Babys.»

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 Bild: Hannes Wink

Auch Katzenkinder werden einmal erwachsen, nabeln sich von der Mutter ab. Dies passiert ab der achten Woche. Ab diesem Zeitpunkt können sie fremdplatziert werden, sofern sie unter idealen Verhältnissen – sprich Prägung und Sozialisierung – aufwachsen konnten und auch am neuen Ort weiterhin gut sozialisiert werden. «Wenn sie zwischen acht und zehn Wochen alt sind, gewöhnen sie sich schneller an ihr neues Zuhause, weil sie in diesem Alter noch extrem viel aufnehmen», sagt Geissbühler. Immer wieder sei es ein Thema, welche Kombination besser zusammenpasse: gleichgeschlechtlich oder ein Weibchen und ein Männchen. Das lässt sich nicht generell beantworten. Normalerweise kommen sozialisierte Katzen gut miteinander klar, auch wenn sie sich je nach Situationen aus dem Weg gehen.

Die Jungen bekommen dank der Kolostralmilch, die sie die ersten beiden Tage von ihrer Mutter erhalten, den nötigen Schutz für den Anfang. Sie wirkt wie eine Schutzimpfung, da sie reich an Antikörpern ist und dafür sorgt, dass das Katzenkind in den ersten Wochen ein gesundes Immunsystem aufbaut. Bis zur siebten Lebenswoche ist das Kleine geschützt. «Dann zerfallen die Antikörper nach und nach und das Baby muss sein eigenes Immunsystem aufbauen», sagt die Tierärztin. Dieser Zerfall des Schutzes komme meist mit einer Neuplatzierung und häufig auch noch mit Freigang zusammen. «Das ist eine heikle Zeit für das Jungtier.» Mit entsprechenden Impfungen, die erste in der achten, die zweite in der zwölften Woche, kann man für den nötigen Schutz sorgen. 

In ihren ersten Monaten brauchen die Katzenkinder fünf Mahlzeiten am Tag
Die kleinen Stubentiger beginnen mit rund vier Wochen, ihre Mutter zum Fressnapf zu begleiten. Was die Mutter frisst, probieren auch sie. Je saftiger, je breiiger das Futter ist, umso besser können sie ihre Zunge einsetzen. Es gibt übrigens auch Trockenfutter für Katzenbabys. Solche Nahrung sollte man im Fachhandel oder beim Tierarzt beziehen, weil das Futter gänzlich auf die Bedürfnisse der Kleinen ausgerichtet ist. Der erste Futterteller sollte möglichst flach sein, weil die Kätzchen ihren Kopf noch nicht gut stillhalten können. 

Bis zum fünften Monat brauchen sie fünf frisch servierte Mahlzeiten täglich. Dann darf es jeden Monat eine Fütterung weniger werden. Gleichzeitig müssen jedoch die Portionen grösser werden. Ab dem achten Lebensmonat reichen dem Jungtier zwei bis drei Mahlzeiten pro Tag. Oft kann auch Trockenfutter als Tagesration angeboten werden und die Katze bedient sich über den Tag verteilt. Das entspricht dem natürlichen Verhalten: mehrmals täglich – je nach Jagderfolg – kleine Häppchen. Will eine Katze den Napf immer sofort leeren, sollte man zwei bis drei definierte Fütterungen pro Tag vorziehen.