Ein Kratzgeräusch. Die gelbe Plastikröhre wackelt und vibriert. Da! Ein Schatten flitzt hindurch, kämpft sich fast senkrecht hoch. Wenig später lugt ein adrettes Köpfchen mit glänzender weisser Nase aus dem Rohr. Ein Frettchen unterwegs im abwechslungsreichen Gehege bei Johns kleiner Farm in Kallnach BE.

Dort werden zwei Paare dieser Iltisse in einer zweigeteilten Aussenanlage mit Verbindungsröhren gehalten. Eine vier Quadratmeter-Voliere ist durch ein Gangsystem aus gelben, gerillten Röhren mit einer rund 20 Quadratmeter grossen Volierenanlage verbunden. Der Schweizer Tierschutz STS erwähnt die innovative Anlage positiv in seinem Zoobericht.

«Frettchen sind wunderbare Tiere. Es ist ein sehr quirliger Haufen», sagt der Zooleiter John-David Bauder. Er ist begeistert von den Marderartigen und streicht ihre Zutraulichkeit heraus. Drei der Frettchen in Johns kleiner Farm sind sehr zahm. «Wenn wir in Altersheimen Tierpräsentationen machen, sind sie stets dabei. Sie sind nicht stressanfällig», erzählt Bauder. Nur ein Weibchen sei etwas zickig und würde manchmal beissen.

Allerdings weist der Experte auch darauf hin, dass ihre Haltung anspruchsvoll ist. Wer Frettchen halten möchte, muss einen Sachkundekurs besuchen und eine kantonale Haltebewilligung einholen. Frettchen sind sozial und verspielt. Sie wollen beschäftigt werden. Bauder verrät mit einem Schmunzeln: «Wenn es nicht genügend schneit, schaufeln wir ihnen Schnee in die Anlage. Die Frettchen schlitteln dann mit Vergnügen darüber.» Im Sommer baden sie gerne.

Es darf knacken beim Fressen

Das Röhrensystem habe er ihnen installiert, weil es ihren Neigungen entspreche, sich zu verstecken. Sie graben im Boden Gänge. Die Röhren führen in Schlafkästen. Dort können die Pelztiere durch eine Scheibe beim Schlummern beobachtet werden. Sie hätten einen katzenähnlichen Tagesrhythmus und seien gerne in der Dämmerung und nachts aktiv. «Im Winter ist am Vormittag nicht viel los.» In der warmen Jahreszeit seien sie aber schon früh unterwegs.

Wenn Frettchen schlafen, brauchen sie eine gewisse Zeit, bis sie aufwachen. John-David Bauder erzählt lachend: «Schon mancher Praktikant kam erschrocken zu mir und rief, dass die Frettchen gestorben seien.» Schlafende Frettchen sähen aus, als wären sie tot. Wenn das Gehege geputzt wird, sind sie stets dabei. «Sie stürzen sich mit Vergnügen auf die Schaufeln», erzählt der Frettchenliebhaber John-David Bauder. Er verstehe, warum Frettchen beliebt seien. Er habe allerdings Mühe mit reiner Wohnungshaltung. «Wir geben nur Frettchen an Leute ab, die ihnen Auslauf in einer Voliere auf dem Balkon oder der Terrasse bieten können.»

Das Frettchen sei zwar domestiziert, es habe aber noch sehr viele Eigenschaften eines Wildtiers. Der Zooleiter gibt ein Beispiel: «Der Geruch eines unkastrierten Rüden ist sehr intensiv. Er stinkt wie ein Iltis.»

Das Frettchen lebt schon lange unter Menschenobhut. Es wurde bereits in antiken Schriften erwähnt. Vermutlich handelte es sich bei der Stammform des Frettchens um einen mediterranen Iltis, der zu Jagdzwecken in Menschenhand kam. John-David Bauder sagt, dass die Stammform des Frettchens ein Waldbewohner gewesen sei. «Frettchen mögen nicht gerne pralle Sonne», erklärt er.

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Frettchen sind, wie ihre Ahnen, reine Fleischfresser. «Wir füttern tote Mäuse, Ratten, Küken, manchmal auch halbe Poulets», erzählt John-David Bauder. Als Grundnahrung reiche er ein pelletiertes Fertigfutter für Frettchen von Versele Laga. Das sei sehr ausgewogen im Vergleich mit anderem Futter. Wenn Fleisch mit Gefieder und Fell verfüttert werde, sei das ideal. «Es darf bei Frettchen knacken, wenn sie fressen. Schliesslich sind es Raubtiere», sagt Bauder. Wenn der Zoo zubereitetes Fleisch zum Verfüttern erhalte, fügten die Tierpfleger Mineralien und Spurenelemente zu.

Flucht und Rückkehr

Frettchen sollten am besten als kastrierte oder sterilisierte Tiere gehalten werden. Der Tierkenner Bauder erklärt: «Wenn sich Weibchen nicht fortpflanzen können, entwickeln sie gesundheitliche Probleme.» So steige der Östrogenspiegel, die Zähne fielen aus, im Fell gebe es kahle Stellen. Der Fachmann spricht von Dauerranz, in die ein weibliches Frettchen gerate.

«Sie kommen nicht mehr aus dem Zyklus.» Entweder werde mit Frettchen gezüchtet oder dann müssten Rüden kastriert und Fähen sterilisiert werden. Ein Wurf bestehe aus vier bis acht Welpen. Ein Frettchengehege müsse täglich gereinigt werden. «Sie setzen ihre Hinterlassenschaften überall hin», sagt Bauder. Darum sei es empfehlenswert, einen kleinen Schlafkasten mit Heu zur Verfügung zu stellen, damit er sauber bleibe.

Ausgebüxte Frettchen überleben in der Natur kaum. Das zeigt die Geschichte von Fredy. Als während eines Sturms ein Baum auf die Frettchenanlage in Johns Farm krachte, wetzte Fredy davon. «Nach drei Monaten meldete sich jemand, der ihn abgemagert in einer Garage vorfand», erzählt John-David Bauder. Fredy, zurück im Zoo, wurde aufgefüttert. Bald hatte er wieder Energie, um durch das Tunnelsystem zu wieseln.

Frettchen (Mustela putorius furo)
Untergattung und Familie: Iltisse/Marder
Ernährung: Fleisch
Lebenserwartung: Sieben bis zehn Jahre
Haltung: Nur mit Haltebewilligung durch das kantonale Veterinäramt und Sachkundenachweis. Frettchen sind nur über spezialisierte Züchter erhältlich. In der Deutschschweiz kann Sachkunde beispielsweise beim Kamelhof in Olmerswil TG erworben werden. kamelhof.ch
Bedingungen: Für zwei Tiere braucht es eine Grundfläche von mindestens vier Quadratmetern und 60 Zentimeter Höhe, wenn sie zeitweilig Auslauf haben. Besser sind Volieren, wie im Text beschrieben. Die Einzelhaltung hingegen ist verboten.