Papageien im Freiflugmodus
Faszination Vogelhaltung
Ihr Gefieder funkelt, sie singen oder krächzen, sind graziös und drollig. Vögel, wie dieser fliegende Graupapagei, ziehen uns in ihren Bann. Darum werden seit alters her verschiedene Arten unter Menschenobhut gehalten. Sass früher ein Einzelvogel in einem Käfig, fliegen heute Paare in Volieren – oder frei am Himmel. Von einem jungen Mann, der seine Grosspapageien draussen fliegen lässt, und von Vogelhaltung und -zucht in Biotopvolieren.
Nevada fliegt auf einen Zaunpfosten und schaut über das Hügelland des Juras. Sofort trotten Kühe heran. Kein Wunder, dass sie neugierig sind. Nevada ist keine Krähe, sondern ein südamerikanischer Dunkelroter Ara mit funkelnd roten, grünen und bläulichen Federn. Ein ungewöhnlicher Gast auf dem Zaunpfahl.
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«Nunu, komm!» Blitzend weisse Federn rauschen. Ein Nacktaugenkakadu hat sich in die Luft geschwungen und fliegt auf die ausgestreckte Hand von Alan Braîchet. Der junge Mann lächelt und streichelt sanft über das Gefieder des kleinen Australiers. Eine ungewöhnliche Gesellschaft in den Hügeln um Delémont an einem Abend Ende August.
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Alan Braîchet unternimmt mit zwei seiner Pfleglinge einen Ausflug. Die Sonne scheint, kein Wind weht, es ist heiss. Er konstatiert: «Schlechte Bedingungen. Sie haben kaum Lust, zu fliegen.» Wenn die Sonne tiefer stehe und Wind wehe, liessen sie sich gerne am Himmel treiben, manchmal würden sie dann auch in Tannen am Rande der Weide landen und die Aussicht geniessen.
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Was Alan Braîchet macht, wagt ansonsten kaum jemand: Grosspapageien frei fliegen zu lassen. Der 25-Jährige ist aussergewöhnlich. Er spricht die Papageiensprache und denkt wie die tropischen Krummschnäbel. Der junge Mann agiert so, dass sie ihn als Gruppenmitglied akzeptieren. Er kommuniziert besser mit seinen Pfleglingen als manche mit ihrem Vierbeiner. Und das, obwohl er sich ja nicht mit ihnen in die Luft schwingen kann. Wie hat er das fertiggebracht? «Sie sind meine besten Lehrer», sagt der Papageienliebhaber über seine bunten Tropenvögel. Das meiste über ihr Wesen und ihre Reaktionen wisse er durch das Beobachten seiner eigenen Tiere. Alan Braîchet interessiert sich speziell für das Verhalten von Papageien.
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Die Kühe werden Zeugen eines weiteren Schauspiels der Tropengesellen. Nunu und Nevada stolzieren auf dem Dach eines weissen Kastenwagens umher, krallen sich an die offene Tür und linsen in den Rückspiegel. «Sie haben mehr Flausen im Kopf, als dass sie fliegen wollen», kommentiert der Vogelfreund. Erstaunlich. Die Papageien könnten sich in den sommerblauen Himmel schwingen, ziehen es aber vor, auf Zaunpfosten zu schlummern oder das Autodach als Schlittschuhbahn zu nutzen. Alan Braîchet erklärt: «Auch in der Natur sind Papageien vor allem morgens und abends aktiv.»
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Die heisse Tageszeit würden sie dösend im schützenden Laubdach von Bäumen verbringen. «Es ist einfacher, sie abends fliegen zu lassen. Sie wissen dann, dass die Dämmerung hereinbrechen wird. Am Morgen tendieren sie eher dazu, weiter weg zu fliegen, vielleicht auf der Suche nach einem Nistplatz.»
«Sie analysieren 100 Bilder pro Sekunde, wir um die 30.»
Alan Braîchet Papageientrainer
Er fahre mit seinen Pfleglingen regelmässig abseits in die Hügel, damit sie sich in der Natur aufhalten könnten. «Häuser sehen für Papageien alle ähnlich aus, Bäume kennen sie haargenau», sagt der Papageienflüsterer. Immer wieder flögen sie in Tannen, Bergahorne oder Buchen. Er locke sie mit dem Rufen ihrer Namen zurück. «Sie kennen sie und wenden sie auch selbst gegenseitig und richtig an», sagt Alan Braîchet. Er lehne es ab, die Papageien vor dem Freiflug hungern zu lassen, sodass sie zu ihm zurückkämen, weil er ihnen Futter anbiete. Nunu und Nevada haben, kurz bevor sie zum Freiflug mitgenommen wurden, aus vollen Tellern Leckereien wie Baumnüsse, gekeimte und trockene Körner sowie Früchte und Gemüse naschen können. «Papageien brauchen stetig Nahrung», stellt der Spezialist klar.
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Von Papageien in den Tropen ist bekannt, dass sie sich im Flug an Überständern – grosse Bäume, die aus dem Kronendach herausragen – und an Flussläufen orientieren. Doch Vögel schonen ihre Ressourcen. Wenn es nicht notwendig ist, fliegen sie nicht. Das zeigt sich bei Alan Braîchets Vögeln exemplarisch.
Ein Papagei baut auf Erfahrung auf
Zwischenzeitlich sind die beiden Pfleglinge hinten im Wagen. Ein Gitter trennt den Raum zum Fahrer ab. «Sie gehen lieber in das offene Fahrzeug als in Transportboxen», sagt er. Bald darauf sind die Ausreisser wieder zurück in der Gruppe, denn nahe von Delémont im Jura leben weitere Papageien in Alan Braîchets Wohnung: die zwei Goldsittiche Seule und Lilly, der Inkakakadu Cooper, ein Aramischling namens Naya, ein Rotohrara, der auf den Namen Cali hört, und der Hyazinthara Dakota. Die Vogelschar hat ein eigenes Zimmer zur Verfügung und kann bald auch direkt in eine angrenzende Aussenvoliere fliegen. Alan Braîchet und seine gefiederten Freunde sind eben erst in dieses Logis eingezogen. Der Boden des Vogelzimmers ist mit Buchenschnitzeln bedeckt, frische Laubäste sind an den Wänden befestigt. «Es ist sehr wichtig, Papageien zu beschäftigen», streicht Alan Braîchet heraus.
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Der in der Gegend von Delémont Aufgewachsene interessierte sich von klein auf für Tiere. «Ich konnte in der Umgebung des Mietshauses, wo ich gross wurde, eine Voliere bauen», erinnert er sich. Dort züchtete er zuerst Sitticharten. Als ihm eine junge Taube gebracht wurde, zog er sie von Hand auf. «Das war meine erste enge Freundschaft mit Vögeln», sagt der Romand.
NachzuchtenSeit 2005/2006 gilt für den EU-Raum und die Schweiz ein Importverbot für Wildvögel. Alle Vögel, die in der Schweiz an Ausstellungen gezeigt oder die im Zoohandel und bei privaten Züchtern verkauft werden, sind Nachzuchten. Der Zoofachhandel führt meist Wellen- und Nymphensittiche, Kanarienvögel und Zebrafinken. Züchter halten ein grösseres Spektrum an Arten. Sie sind Mitglieder eines Vogelzuchtverbandes, beispielsweise der Exotis oder von Ziervögel Schweiz. Auf exotis.ch, unter der Rubrik «Börse», bieten Private verschiedenste Arten an. Wer Vögel züchtet, muss Abnehmer für die Nachzuchten oder ausreichend Platz haben, um sie selbst zu pflegen. Ein Prachtfink wird um die acht Jahre alt, ein Kakadu kann 70 Jahre alt werden.
Bald darauf hielt er Rosenköpfchen, eine Agapornidenart aus Namibia. Die kleinen, farbigen Kobolde pflanzten sich bald einmal fort. «Als die Jungen dann ausgeflogen waren, setzte ich mich intensiv mit ihnen auseinander, sodass sie zutraulich wurden.» Den Papageienfreund befriedigte die Innenhaltung seiner Tiere auf die Dauer nicht. Die Idee, seine Vögel nach draussen zu nehmen, begann Form anzunehmen. Er startete erste Versuche mit seinen Rosenköpfchen.
Er habe am Anfang viele Fehler gemacht, gibt Alan Braîchet zu. «Ich war überzeugt, dass, wenn ich eine gute Verbindung zu meinen Vögeln habe, sie auch zu mir zurückkehren würden.» Heute aber stellt er klar: «Die Verbindung allein macht lediglich um die 20 bis 30 Prozent der Arbeit aus. So hatte Alan Braîchet mit seinen Rosenköpfchen viele Probleme beim Rückruf. «Sie verhielten sich, einmal draussen in der Natur, völlig anders als zu Hause im Zimmer.» Heute wisse er, dass dies normal sei.
Können Papageien Dinge beigebracht werden wie einem Hund? Oft wird ihr Training von demjenigen von Hunden abgeleitet. Alan Braîchet stellt klar: «Dieser Ansatz ist falsch. Papageien haben keine Hierarchie untereinander, ganz im Gegensatz zu Hunden. Ein Papagei will demjenigen folgen, der erfahren ist.» Bei einem Hund möge ein strenges «Nein» wirksam sein. «Papageien aber fühlen sich damit ermuntert, es nochmals zu probieren und freuen sich an der Reaktion des Menschen.» Sie würden Dinge allein deshalb machen, weil sie unser Verhalten testen wollten. «Wenn ein Papagei also etwas macht, das er nicht sollte, bleibe ich neutral oder versuche auf psychologischer Ebene, die Idee des Vogels zu ändern.» Man müsse als Halter stets auf gleichem Niveau bleiben wie die Papageien und dürfe keine Dominanz kreieren.
Bei Papageien ist nie etwas fix
Alan Braîchet setzte sich mit dem Freileben von Papageien auseinander und wurde in seinem Denken und Handeln selbst einer. Das Sozialleben von Papageien ist komplex. Papageien würden unsere Mimik intensiv beobachten. «Sie analysieren 100 Bilder pro Sekunde, wir um die 30», sagt der Papageienexperte. Darum sei es auch wenig verwunderlich, dass es uns oft scheine, sie läsen unsere Gedanken. Sie sehen in unser Seelenleben. Alan Braîchet sagt: «Manche Vögel belastet es, wenn wir sie anschauen. Ich forciere einen Papagei nie und respektiere seinen Wunsch, sich zurückzuziehen.»
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Dass Alan Braîchets Weg mit den Papageien funktioniert, zeigt sich auch in seiner Wohnung. Aus dem Vogelzimmer, wo immerhin acht Grosspapageien leben, ist kein Laut zu hören. «Wenn sie eine halbe Stunde pro Tag krächzen, ist das viel», sagt der Papageienliebhaber. Alle seine Vögel weisen ein einwandfreies, glänzendes Gefieder auf. Ein Beweis dafür, dass sie psychisch und physisch gesund sind – keine Selbstverständlichkeit bei der Haltung so anspruchsvoller Vögel. Wenn sie unter Langeweile oder Einsamkeit leiden, wenn sie von einem Partner unterdrückt werden, die falsche Nahrung erhalten oder sich durch andere Einflüsse gestresst fühlen, neigen Grosspapageien dazu, sich die Federn selbst zu rupfen.
Alan Braîchet ist von Beruf Zoohändler und hat zusätzliche Kurse zur Verhaltensbiologie absolviert. Er wird vom Kanton als Experte für Vogelhaltung beigezogen und arbeitet als selbstständiger Konsultant für Leute, die Probleme mit ihren Papageien haben oder die sie frei fliegen lassen möchten.
Er streicht einen wichtigen Grundsatz der Vogelhaltung heraus: «Papageien müssen immer zu zweit gehalten werden.» Das sei auch gesetzlich verankert. «Es ist in der Schweiz strafbar, einen Einzelvogel zu halten.» Ein weiterer wesentlicher Punkt: «Papageien sollte so viel Platz wie möglich gewährt werden», stellt der Spezialist klar. Wichtig sei, den Rhythmus der Vögel zu respektieren. Als Tropentiere fühlen sich Papageien mit einem Zwölfstundentag wohl. «Ich beleuchte meine Voliere in der Winterzeit zusätzlich», sagt Alan Braîchet. In seinem Papageienzimmer sprudelt ein Zimmerbrunnen. Das Wasser reichert die Luft mit Feuchtigkeit an und die Vögel können baden.
Alan Braîchet empfiehlt, ein Zimmer für Vögel zu reservieren. «Wichtig ist, dass sie mehrere Stunden täglich beschäftigt werden.» Es sei die Aufgabe des Halters oder der Halterin, die Papageien glücklich zu machen. Er nehme sich täglich Zeit für seine Vögel. «Es bleiben Wildtiere», betont er.
Vögel in der WohnungKleinere Vogelarten wie beispielsweise Prachtfinken oder Kleinpapageien wie Wellensittiche, Agaporniden und Sperlingspapageien können gut in der Wohnung gehalten werden. Der Zoohandel führt grossräumige Käfige, beispielsweise mit den Massen 180 x 70 x 180 Zentimeter. Darin können bis zu 16 Prachtfinken, bis zu 12 Kanarienvögel oder Wellensittiche und bis zu 8 Agaporniden gehalten werden. Besser ist, wenn weniger Vögel gehalten werden. Das Gehege muss mit natürlichen Ästen, die regelmässig erneuert werden, eingerichtet werden.
Wenn ein Ara Angst habe, fliege er in den nächsten Baum, ein Kakadu aber fliege weit weg. «Darum ist es für mich von Vorteil, eine gemischte Gruppe von Papageien zu halten, sie lernen voneinander.» Papageien stammen aus unterschiedlichen Lebensräumen wie aus kalten Berggebieten, Savannen und tropischem Regenwald. Alan Braîchet bezeichnet Angehörige der südamerikanischen Gattungen der Rotsteiss- und Weissbauchpapageien als geeignete Heimtiere. Auch Graupapageien gäben gute Heimtiere ab. Angehörige der Gattung der Amazonen sieht der Papageienexperte kritisch im Hinblick auf die Eignung als Heimvögel. «Männchen können als Erwachsene sehr territorial werden.» Grundsätzlich verändert sich jeder Papagei, wenn er geschlechtsreif wird. Für den Freiflug empfiehlt er grosse Arten. «Die kleinen Papageien sind durch Raubvögel und Krähen gefährdet.»
Vögel in Biotopvolieren
Für die meisten Vogelarten ist die Freiflughaltung keine Option. Und überhaupt: Wer spricht denn schon die Papageiensprache wie Alan Braîchet?
Damit sich Vögel wohlfühlen, müssen sie nicht frei fliegen können. Auch wenn sie in fachgerecht eingerichteten Volieren gehalten werden, geht es ihnen gut. Die Vogelhaltung hat in den meisten Erdteilen eine lange Tradition und zieht sich wie ein roter Faden durch die Menschheitsgeschichte. Von Urvölkern bis zu Grossstadtmenschen werden Vögel zur Freude gehalten. In den letzten Jahrzehnten haben die Kenntnisse enorm zugenommen. Viele Nachzuchten gelingen, sodass gar Wiederansiedlungsprojekte mit in der Natur seltenen oder ausgestorbenen Arten initiiert wurden. Oder aber, durch die Haltung und Zucht konnte wichtiges Wissen zur Rettung seltener Arten in der Natur generiert werden. Die Lebensräume vieler Arten sind beeinträchtigt oder zerstört.
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Für die Haltung von Vögeln sind Volieren ideale Unterbringungsmöglichkeiten. Sie können zu Lebensraumausschnitten werden, so wie bei Roger Graf in Hallau (SH). Der ehemalige Geschäftsführer des Verbands Zoo Schweiz und Zoopädagoge betont: «Mir ist eine naturnahe Unterbringung in Biotopvolieren wichtig.» In der Natur agieren Tiere nie allein, sondern sind Teil eines Ökosystems, das sie mit anderen Arten teilen. Es hat einen besonderen Reiz, solche Lebensräume nachzubilden und zu pflegen. Roger Graf ist dies gelungen. Ein ebenerdiges Zimmer seines Hauses stellt einen asiatischen Regenwaldausschnitt dar. Über den laubbedeckten Boden schreiten Strausswachteln, als wären sie im Regenwald Borneos oder Sumatras. Das Männchen trägt eine attraktive Federkrone.
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Weiter leuchten die bläulich schillernden Augen im Gefieder des Grauen Pfaufasans aus dem Unterholz. In oberen Etagen fliegen asiatische Grünflügeltauben und Chinesische Nachtigallen. Der durch eine Glasscheibe abgetrennte Innenraum wird bewachsen von Pflanzen der Gattungen Yucca, Schefflera, Ficus, Monstera und Dracaena. Eine Grundbeleuchtung erfolgt durch LED-Lampen, zwei Leuchten geben ultraviolettes Licht und Wärme ab. Die Vögel können durch ein offenes Fenster in eine angrenzende Aussenvoliere fliegen. Im Garten lockt eine weitere Voliere, die Südamerika gewidmet ist. Sie wird von aussen durch Pflanzen überwuchert. Die Vegetation zieht sich innen weiter. «Ich achte darauf, dass im vorderen Bereich ein Teil offen bleibt», sagt der Vogelliebhaber Roger Graf. Obwohl ein Paar Maracanas, eine Kleinaraart aus dem Südosten Brasiliens, darin lebt, ist die Vegetation überwältigend. Papageien benagen Äste und Blätter, doch wenn die Voliere ausreichend gross und üppig bepflanzt ist, kommen sie nicht nach damit und es ergibt sich ein harmonisches Miteinander. Am Boden lösen sich Nördliche Helmhokkos aus der Vegetation, eine Hühnervogelart Südamerikas.
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Licht, Wasser und frische Luft für Vögel
Biotopvolieren können auch in der Wohnung realisiert werden. Volierenbauer fertigen Zimmervolieren nach Mass. Gerade im Innenbereich ist es von Vorteil, eine zusätzliche künstliche Beleuchtung durch einen Elektriker anbringen zu lassen, obwohl Tageslicht durch Fenster ins Zimmer scheint. Frischluftzufuhr, Licht und Luftfeuchtigkeit sind entscheidend in der Vogelhaltung. Viele Vögel können gewisse Vitamine, die in Früchten enthalten sind, nur dank des direkten Sonnenlichts aufschliessen. Ideal, wenn durch das offene Fenster Sonne auf die Voliere scheint. Ersatz für die düstere Zeit bieten zusätzliche Vogelleuchten, die Wärme, kombiniert mit UV-Strahlen abgeben. Solche Lampen sind im Zoofachhandel erhältlich. Viele Vögel stammen aus Regenwaldgebieten. Sie fühlen sich bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 55 Prozent und mehr wohl. Ein flaches Wasserbassin in der Voliere schafft zusätzliche Luftfeuchtigkeit, besonders, wenn das Wasser durch einen Aquarienfilter bewegt wird. Für alle Papageienartigen dürfen Stromkabel nicht erreichbar sein, denn sie würden sie benagen.
Brut und ErnährungFast alle Papageienarten sind Höhlenbrüter. Manche Prachtfinkenarten bauen ihre Nester in Höhlen, andere errichten sie frei. Kanarienvögel bauen Nester, sie sind aber dankbar für Nisthilfen. Der Fachhandel bietet Sämereien für Papageien, Prachtfinkenarten und Kanarien an. Zeitweise Körner in gekeimtem Zustand zu reichen, kommt dem jahreszeitlichen Rhythmus vieler Vogelarten entgegen. Zusätzlich nehmen Vögel Früchte, Gemüsesorten und Gräser aus der Natur. Nüsse sind besondere Leckerbissen für Papageien. Zur Zucht benötigen manche auch animalische Kost, also Insekten.
Kombinierte Innen- und Aussenvolieren sind ideal zur Vogelhaltung. Obwohl viele Ziervögel kalte Temperaturen durchaus vertragen, müssen sie einen frostfreien Innenraum aufsuchen können. Aussenvolieren brauchen ein gemauertes, etwa 60 Zentimeter in die Erde eingelassenes Fundament. Marder können in der Nacht Vögel auch durch das Volierengitter schlimm verletzen. Abhilfe schaffen Elektrodrähte unten.
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Vogelhaltung ist so vielfältig wie das Artenspektrum in der Vogelwelt. Das zeigen etwa Kanarienvögel, die in unmittelbarer Nähe zum Menschen im Käfig Junge aufziehen, die Strausswachteln in ihrem Lebensraumausschnitt oder der Dunkelrote Ara Alan Braîchets, der nicht nur Kühe zum Staunen bringt.
Für Kontakte zum Papageientrainer Alan Braîchet: alan.braichet@icloud.com oder via Website swissparrot.ch
Raritäten und Bekannte aus Käfig und Volieren
Absolute Rarität: Palmkakadu
Selten in den Volieren ist der Palmkakadu aus den Regenwäldern Neuguineas und der Cape-York-Halbinsel Australiens. Viele Kakadus sind weiss, doch diese Art ist schwarz befiedert, die Gesichtsmaske leuchtet rot. Männchen trommeln mit Stöckchen rhythmisch gegen Bäume, um Weibchen anzulocken.
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Für Spezialisten: Regenbogenlori
Der Regenbogenlori von der australischen Ostküste ist der bekannteste Vertreter der Pinselzungenpapageien, wie die Loris auch genannt werden. Er wird am häufigsten gehalten. Loris ernähren sich von Nektar, Blütenpollen und Früchten. Es gibt im indonesischen-ozeanischen Raum 19 Lori-Gattungen und über 60 Arten.
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Empfehlenswert: Wellensittich
Der kleine Australier wurde um 1840 nach Europa gebracht und entwickelte sich zum Star unter den Ziervögeln. Die natürliche Form ist grün. Es gibt heute verschiedene Farben. Sie pflanzen sich bereitwillig unter Menschenobhut fort. Männchen haben eine blaue Wachshaut oberhalb des Oberschnabels, diejenige der Weibchen ist hornfarben.
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Empfehlenswert: Pfirsichköpfchen
Pfirsichköpfchen sind Vertreter der Unzertrennlichen oder Agaporniden. Sie heissen so, weil sie fast immer Körperkontakt halten. Es gibt neun Arten in Afrika südlich der Sahara. Das bunte Pfirsichköpfchen lebt in Savannen Ostafrikas. Die Farbtupfer können im Schwarm in der Voliere oder paarweise in einer Zimmervoliere gehalten werden. Die Laute sind schrill. Russ- und Erdbeerköpfchen haben leisere Stimmen.
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Anspruchsvoll: Graupapagei
Der Klassiker unter den Papageien stammt aus Zentralafrika. Graupapageien können mehr als 40 Jahre alt werden. Paare dieser gefährdeten Art brauchen eine Voliere von mindestens 2 x 2 Meter x Zimmerhöhe, besser sind Innen- und Aussenvolieren. Paarharmonie und Beschäftigung sind entscheidend für das psychische Wohlbefinden.
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Vertiefte Kenntnisse: Gouldamadine
Wie kann ein Vogel auch nur so schön sein wie die Gouldamadine! Die leuchtenden Farben dieses Sonnenliebhabers aus dem Norden Australiens sind akkurat abgegrenzt. Es gibt in der Natur rot-, schwarz- und gelbköpfige Varianten. Gouldamadinen sind friedlich und können in der Wohnung gehalten werden. Manchmal müssen sie gegen Luftröhrenwürmer behandelt werden.
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Empfehlenswert: Zebrafink
Dieser kleine Prachtfink Australiens hat sich besonders gut an die Bedingungen unter Menschenobhut angepasst. Ein Paar pflanzt sich auch in der Wohnung fort. Achtung: Nur so viele Junge zum Schlüpfen bringen, wie auch behalten oder abgegeben werden können. Paare unterscheiden sich und haben eine Bindung. Männchen sind farbiger und weisen einen Wangenfleck auf.
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Anspruchsvoll und laut: Gelbstirnamazone
Die Vertreter der Amazonen sind mit 31 Arten über Lateinamerika und die karibischen Inseln verbreitet und unterscheiden sich meist durch ihre Kopffärbungen. Gelbstirnamazonen sollten in kombinierten Innen- und Aussenvolieren gehalten werden. Die Regenwald- und Savannenbewohner zeigen in der Paarungszeit ein grosses Aggressionspotenzial.
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