Die Schachbrettblume ist filigran und anmutig. Sie wirkt verletzlich, wie aus einem Märchen entsprungen. Sie wächst wild in der Schweiz in Sumpffeldern entlang des Flusses Doubs, der die Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz zieht. Wenn das Liliengewächs nicht blüht, fällt es überhaupt nicht auf.

Ohne Blüte unauffällig

Die Blätter sind grün, schmal und leicht fleischig. Sie stechen in einer Sumpfwiese mit allerlei Gewächs nicht weiter heraus. Somit kann es enttäuschend sein, wenn zu früh nach der Schachbrettblume gesucht wird. Es sieht dann so aus, als wäre sie gar nicht vorhanden, weil die Blätter nicht auffallen. Wer aber die richtige Zeit erwischt, ist verzaubert von der Perlhuhn-Schachbrettblume, wie sie auch genannt wird.   

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Wie finden?

Ab Mitte April wird es am äussersten Ende der Schweiz in einem sumpfigen Feld an der Grenze zu Frankreich märchenhaft. Von Le Locle im Neuenburger Jura aus führt eine originelle Schmalspurbahn auf einsamem Geleise nach Les Brenets. Das Dorf liegt oberhalb des Lac des Brenet, einer Aufstauung des Grenzflusses Doubs.

Beim kleinen Bahnhof geht es links weg die Rue de la Gare hinunter bis zur Hauptstrasse Grand’Rue. Ihr weiter abwärts folgen bis zur Abzweigung des Strässchens Le Champ-Nauger. Dieser Weg führt oberhalb des Flachmoores Les Goudebas durch. Von weitem sind die Blüten nicht zu sehen. Erst die Wanderung dem Weg unten in der Senke direkt dem Moor entlang offenbart das Wundersame: Schachbrettblumen mitten in der Sumpfwiese.

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Moor von nationaler Bedeutung

Die zerbrechlich wirkenden Blüten wirken wie Schirmchen oder wie Tulpen, die den Kopf hängen lassen. Manche sind lila und haben ein Schachbrettmuster. Es gibt aber auch ganz weisse. Ende April, anfangs Mai blühen sie meist, je nach Temperatur und Wetter. Plötzliche Kälteeinbrüche mit leichten Schneeschauern, die es im Jura auch Ende April noch geben kann, schaden den besonderen Blüten nicht.

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Das Flachmoor Les Goudebas hat nationale Bedeutung. Es liegt am Ende einer verträumten Schlucht. Die knorrigen Äste der Bäume sind mit dicken Moosschichten besetzt. Ein Resultat von häufigem Nebel. Auf der gegenüberliegenden Seite der Sumpfwiese liegt die Grenze zu Frankreich.

Wie ein Perlhuhn

Die wissenschaftliche Bezeichnung der Schachbrettblume lautet Fritillaria meleagris. Die Gattungsbezeichnung entstammt dem lateinischen Wort Fritillus und bedeutet Würfelbecher. Die Artbezeichnung meleagris meint «Perlhuhn». Das Perlhuhn Afrikas hat ein weiss geperltes Gefieder, die Blüte ist ihm ähnlich.

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Entlang des Doubs gibt es verschiedene Standorte der Schachbrettblume. Bei Les Goudebas aber befindet sich der wohl grösste Bestand der Schweiz dieser besonderen Blume, die einem Märchen Ernst Kreidolfs (1863 – 1956) entstiegen zu sein scheint. Kreidolf wurde durch seine Bilderbücher über Blumen und Wiesen bekannt. Sie sind noch heute populär. Und am Doubs bei Les Brenets lässt sich im April real in die Märchenwelt eintauchen, am Sumpffeld der Schachbrettblumen.

 

Schachbrettblumen im Pflanzenhandel
Schachbrettblumen können auch im spezialisierten Pflanzenhandel erworben werden. Sie benötigen einen sonnig bis halbschattigen Platz mit humosem, feuchtem Boden. Kühle Sommer mögen sie besonders. Sie sind mehrjährig und winterhart und gelten als Staudenpflanzen. Wenn ihnen der Standort zusagt, breiten sie sich aus, etwa in einer feuchten Wiese. Schlüsselblumen und Leberveilchen etwa mögen die gleichen Bedingungen. Die Blätter der Schachbrettblume dürfen erst zurückgeschnitten werden, wenn sie verdorrt sind. Schachbrettblumen gehören zu den Lilien. Es ist ein Zwiebelgewächs. Die Zwiebel sollte darum im August und September gesetzt werden.