Seit 1998 wählt die Naturschutzorganisation Pro Natura jedes Jahr ein Schweizer Wildtier zum Tier des Jahres. Während es in Deutschland der Igel und in Österreich der Feldhamster auf Platz eins geschafft haben, ist es in der Schweiz 2024 ein heimlich lebender und relativ schlecht erforschter Marder geworden. Während 12 Monaten nun wird der Iltis im Rampenlicht stehen und auf seine Situation in der Schweiz aufmerksam machen.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Marderarten, die sich hauptsächlich von kleinen Säugern und auch pflanzlicher Nahrung ernähren, hat der Iltis eine ganz besondere Vorliebe, denn seine Leibspeise sind Amphibien. Während den Kröten- und Froschwanderungen im Frühling, bei denen die Tiere ihre Laichgewässer aufsuchen, schwelgt der agile Marder im Paradies. Jetzt gibt es so viele Tiere zu fressen, dass er kaum hinterherkommt. Um einer Verschwendung vorzubeugen, legt der einzelgängerisch lebende Iltis einen Vorrat an und stapelt die Frösche und Kröten auf einem Haufen.

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Im Winter, wenn sich die Amphibien zur Winterstarre zurückgezogen haben, ruht auch der Iltis sehr viel, um nur wenig Energie zu verbrauchen. Dabei lebt er gerne in Ställen und Scheunen, in denen er vor der kalten und nassen Witterung geschützt ist. Beute wie Hühnereier, Katzenfutter oder eine unvorsichtige Maus, die leicht zu ergattern ist, werden gerne angenommen. Zudem zehrt der Iltis von seinen beachtlichen Fettreserven, die er sich im Sommer und Herbst angefressen hat. 30 Prozent seines Körpers können zu Beginn des Winters aus Fett bestehen.

Auch wenn der Iltis ein Räuber ist, kann er selbst zur Beute werden. Doch er weiss sich in brenzligen Situationen zu verteidigen und nicht umsonst ist der nachtaktive Jäger auch als Stinkmarder bekannt. Dank seiner Analdrüsen kann er bei Gefahr ein übelriechendes Sekret versprühen und Feinde abwehren. Und das hat es in sich.

Ein verletzlicher Jäger

Die Paarungszeit der Marder fällt in die Monate April bis Juni. Nach einer Tragzeit von sechs Wochen bringt die Iltismutter drei bis sechs blinde Jungtiere zur Welt. Diese sind nach etwa zwei Monaten bereits selbstständig und die Familienmitglieder gehen ihrer eigenen Wege. Überleben die Jungtiere den ersten Winter, die Sterblichkeitsrate bei den jungen Iltissen kann hoch sein, werden sie im darauffolgenden Jahr geschlechtsreif und können eine eigene Familie gründen.

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Auf der Suche nach Nahrung streift der Iltis umher, bis ein Gebiet leergefressen ist. Danach zieht er weiter. Möglicherweise leben die Weibchen territorial. Da der Iltis zurückgezogen lebt, ist nur wenig über seine Lebensweise und seine Häufigkeit bekannt. Hinweise über sein Vorkommen sind vor allem auf der Strasse überfahrene Tiere und Nachweise dank Wildtierkameras. Auch Sichtungen sind möglich, wenn auch selten, wobei der Iltis von Laien gerne mit dem Steinmarder verwechselt werden kann. Insbesondere in der Dunkelheit, wenn diese Arten aktiv sind. Allerdings bewegt sich der Iltis gehend mit einem gekrümmten Rücken fort, während sein Verwandter springend und hüpfend vorankommt. 

Auf der Roten Liste der Säugetiere der Schweiz ist der Iltis als «Verletzlich» eingestuft. Das mag daran liegen, dass passende Lebensräume selten werden. Der Iltis ist ein Heimlichtuer und liebt es, sich zu verstecken. Dazu bedarf er einer natürlichen Deckung wie Hecken, Stauden und Ast- und Steinhaufen. Auch natürliche Bäche und Feuchtgebiete, in denen Amphibien heimisch sind, sind für ihn überlebensnotwendig. Als Bewohner dieser selten werdenden strukturreichen Agrarlandschaften und Feuchtgebiete wirbt der Iltis als Tier des Jahres für deren Schutz und Erhalt. Wird sein Lebensraum geschützt, profitieren auch unzählige andere Arten davon.