Wer erinnert sich noch an Scrat? Das hyperaktive Eichhörnchen aus dem Animationsfilm «Ice Age» hat einen Cousin im Waadtland. Genauer gesagt: im Tierpark La Garenne in Le Vaud, rund zehn Kilometer nördlich von Nyon. Hier steht seit bald 60 Jahren ein Zoo, der sich seit Beginn an eher als Auffang- und Pflegestation für einheimische Wildtiere sieht denn als Tiersammlung für Schaulustige.

Es war einst das Herzensprojekt des Garenne-Gründers Erwin Meier, der ab 1965 in seinem Privatgarten begann, verletzte Amseln, Bussarde oder Eulen aufzupäppeln und der Öffentlichkeit zu zeigen. Bald kamen auch Exoten dazu, die ihren Besitzern zur Last fielen, und ab 1972 war Meier an vorderster Front dabei, den Bartgeier nachzuzüchten, um ihn in den Alpen wieder auszuwildern.

Eins dieser aufgepäppelten Tiere ist auch das Eichhörnchen, das– eine Baumnuss zwischen den Zähnen – in einem Affenzahn durch sein Gehege flitzt, sodass ihm auch das geschulte Auge von Stéphanie Massy kaum folgen kann. Die Biologin und Zoopädagogin erklärt, was es mit der Voliere auf sich hat, in der der Wirbelwind mit dem buschigen Schwanz nicht allein ist. Er teilt sie sich mit einer Amsel mit gebrochenem Flügel und ein paar rekonvaleszenten Staren. «Die meisten Tiere hier würden in der Wildnis nicht mehr überleben», sagt Massy. Mit einem mehr oder weniger verheilten Bruch könne ein Vogel zwar ein bisschen fliegen, aber er wäre trotzdem leichte Beute für Räuber. «Und das Eichhörnchen hat komplett seine Scheu verloren, das käme sofort unter ein Auto.»

Die Idee des 2001 verstorbenen Tierpark-Gründers wurde weit-gehend beibehalten. Auch heute noch sieht sich «La Garenne» als Pflege- und Auswilderungsstation für einheimische Tiere, aber auch als Bildungsinstitut. Rund 2000 Kinder, erzählt Stéphanie Massy, kommen jedes Jahr mit ihrer Schulklasse vorbei und lassen sich von der Zoopädagogin alles über unsere Natur zeigen, denn: «Was die Kinder kennen, wollen sie vielleicht später mal schützen.»

Parc Animalier La Garenne
Um den kleinen Tierpark zu besuchen, zahlen Erwachsene 15 Franken. In zirka vier Stunden hat man den zahlreichen Arten und Rassen einen Besuch abgestattet. Der Park ist täglich zwischen 9.30 und 18 Uhr geöffnet.
lagarenne.ch

Mehr Platz, weniger Gitter

Meiers Ursprungspark, langsam in die Jahre gekommen, wurde im letzten Jahrzehnt deutlich vergrössert. Der Neubau, 2016 eröffnet, bietet viel Platz für die Tiere und moderne Gehege. Stéphanie Massy steht vor der ausladenden Wolfsanlage und erläutert: «Wir versuchen, auf Gitter und Zäune zu verzichten, damit die Besuchenden direkter in Kontakt mit den Tieren treten können.» Tatsächlich sind die beiden Wölfe durch eine brusthohe Mauer und einen Graben von den Zoobesuchern getrennt. Ein paar Schritte weiter führt ein Holzsteg über das in den Wald eingebettete Gehege. «Wir wollten den Wald so beibehalten, wie er ist», sagt Massy und zeigt auf den Baum, der mitten durch den Brettersteg wächst.

Hautnah ist der Kontakt auch in der grossen Voliere. Die Bartgeier teilen sie sich mit den Steinböcken und einer kleinen Gruppe Waldrappe. Wenn sie mögen, können sich die Tiere mitten auf dem Fussweg breitmachen. Heute, bei leichtem Regen, huscht höchstens mal ein Waldrapp mit nasser Federhaube über das Weglein. Die Steinböcke ziehen es vor, sich unter eine vorstehende Felsklippe zu verziehen und sich das Geschehen trockenen Hufes anzuschauen.

Neben den grossen Wildtieren bietet der Tierpark auch ein kleines Amphibien- und Reptilienhaus, das auch eine Ameisenkolonie beherbergt. Bei Kindern ist nicht nur der grosse Spielplatz beliebt, sondern auch der Minizoo mit ProSpecieRara-Bauernhofrassen.

Mehr spannende Artikel rund um Tiere und die Natur?Dieser Artikel erschien in der gedruckten Ausgabe Nr 10/2022 vom 19. Mai 2022. Mit einem Schnupperabo erhalten Sie 6 gedruckte Ausgaben für nur 25 Franken in Ihren Briefkasten geliefert und können gleichzeitig digital auf das ganze E-Paper Archiv seit 2012 zugreifen. In unserer Abo-Übersicht  finden Sie alle Abo-Möglichkeiten in der Übersicht.

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