Ziervogellexikon
Rotkopfpapageiamadine: hübsch, liebenswürdig und vital
Rotkopfpapageiamadinen sind sehr sozial. Auch in Gruppenhaltung werden keine Revierkämpfe ausgetragen. Ein idealer Vogel für die Zimmervoliere.
Steckbrief Wissenschaftliche Bezeichnung: Erythrura psittacea
Unterarten: keine
Herkunft: Neukaledonien
Grösse: 11 bis 12 cm
Wildfarbe: roter Kopf und Latz
Mutationen: seegrün, gelbgescheckt
Geschlechtsunterschiede: kaum ersichtlich. Beim Männchen verläuft das Rot ganz wenig mehr hinter dem Auge. Sicheres Erkennungsmerkmal: Nur Männchen singen.
Ringgrösse: 2,5 mm
Lebenserwartung: ca. 6 Jahre
Platzansprüche: Sehr bewegungsfreudig, darum ideal für Zimmervoliere von ca. 2 x 1,50 x 2 Meter.
Ausstattung: Natürliche Äste, Pflanzen, frische belaubte Äste aus dem Wald, natürlicher Boden mit Sand und Erde, Badebassin mit frischem Wasser.
Stimme: Männchen singen eintönig in flötender Abfolge, Weibchen zirpen bei der Balz.
Haltung: Zu zweit (in der Schweiz gesetzlich vorgeschrieben) oder in der Gruppe.
Herkunft und Geschichte:
Die spatzengrossen Rotkopfpapageiamadinen stammen aus Neukaledonien und fliegen dort sogar in Gärten. Auch Waldränder und Plantagen sind ihre Lebensräume. Über den Status im Freiland ist allerdings kaum etwas bekannt. Während seiner zweiten Südseereise betrat der britische Kapitän James Cook am 4. September 1774 als erster Europäer die Insel. Mit dabei waren auch Johann Reinhold und sein Sohn Georg Forster, beides deutsche Naturforscher. Es ist überliefert, dass Cook Neukaledonien über neun Tage erkundete. Ausreichend Zeit für die deutschen Forscher, die Natur zu studieren und ihre Sammeltätigkeit zu entfalten. Cook folgte 1793 der Franzose Joseph Bruni d’Entrecasteaux nach Neukaledonien. Darum erstaunt es auch nicht, dass die Rotkopfpapageiamadine bereits im 18. Jahrhundert wissenschaftlich beschrieben wurde, obwohl sie aus einem so abgelegenen Winkel der Erde stammt. Bis die Art dann in Europa gehalten wurde, dauerte es noch eine Weile. 1873 wurden die ersten Vögel von J. Geoffroy de St. Hilaire in Paris gepflegt. 1877 erfolgte eine Zucht bei Wiener in England. Er gab einen Vogel weiter an Dr. Karl Russ in Berlin. In historischer Vogelhalterliteratur anfangs 1900 ist die Art bereits abgebildet. Erst in den 1960er Jahren trafen aber Nachzuchten aus Japan ein, und der Deutsche Heinrich Bregulla fing auf Neukaledonien Vögel, die er nach Europa sandte. Die Wildfänge waren alle sehr empfindlich und hinfällig. Gegen Ende des 20. Jahrhundert entfaltete sich die Zucht der Rotkopfpapageiamadine in Europa, sodass heute bestens eingewöhnte Vögel bei Züchtern vorhanden sind. Heute ist sie der populärste Vertreter der Papageiamadinen.
Eignung als Heimtier
Rotkopfpapageiamadinen sind ideale Volierenbewohner, da sie untereinander sehr verträglich sind und bei guter Haltung willig zur Brut schreiten. Sie sollten aber in einer Voliere und nicht im Käfig gehalten werden. Es handelt sich um eine Art mit grossem Bewegungsdrang, die fliegen und auf Zweigen herumhüpfen möchte. Hat sie diese Möglichkeit, besteht auch keine Gefahr der Verfettung.
Erwerb
Rotkopfpapageiamadinen werden kaum noch von Zoohandlungen geführt, können aber bei Züchtern erworben werden. Auf der Webseite der Exotis werden sie immer mal wieder angeboten. Auch an Vogelbörsen sind sie zu finden oder es können an Ausstellungen und Börsen Kontakte zu Züchtern geknüpft werden.
Ernährung und Pflege
Rotkopf-Papageiamadinen ernähren sich von Grassamen. Auf Vögel spezialisierte Futterhändler halten Mischungen für Papageiamadinen bereit. Sie bestehen zu einem grossen Teil aus Grassamen und sind sehr geeignet. Es können auch Hirsesorten mit Knaulgrassamen und Unkrautsamen selbst gemischt werden. Ideal sind frisch geerntete Gräser aus der Natur. Weiter werden gerne Apfel, Gurke, Rüebli und Trauben, in kleine Stücke geschnitten, genommen. Als Leckerbissen können einmal wöchentlich gefrostete und aufgetaute Pinkymaden und Buffalowürmer gereicht werden. Kalk und Grit sollten stets zur freien Aufnahme zur Verfügung stehen. Ein Wasserbassin, idealerweise mit sprudelndem Wasser, ist ein Muss.
Zucht
Rotkopfpapageiamadinen bauen ihre Kugelnester, bestehend aus Sisal-, Kokosfasern und Gräsern, in Höhlen. Wellensittich-Nistkästen eignen sich sehr gut. Es werden drei bis sieben Eier gelegt und ca. 15 Tage lang bebrütet. Die Jungen fliegen nach einer Nestlingszeit von etwa 22 Tagen aus und sind dann bereits voll flugfähig. Sie verhalten sich sehr geschickt. Fallen sie einmal auf den Boden, werden sie von den Altvögeln sofort wieder in höhere Schichten gelockt. Sie werden noch gut zwei Wochen von den Eltern weiter gefüttert. Nach etwa vier Monaten sind sie voll ausgefärbt. Sie fliegen als grüne Prachtfinken aus. Der Kopf, der später rot wird, hat zum Zeitpunkt des Ausfliegens lediglich einen Anflug von Rot.
Interessant ist, dass andere, unverpaarte Individuen dem Elternpaar bei der Aufzucht helfen, sogar in den Nistkasten schlüpfen und später die ausgeflogenen Jungen mitfüttern.
Lustig
Wenn Rotkopf-Papageiamadinen baden, tönt es propellerartig. Wenn eine damit beginnt, machen es ihr die anderen sofort nach. Die kleinen Vögel schlagen mit ihren Flügeln im seichten Wasser und verspritzen das frische Nass.
Namensgebung
Die Rotkopfpapageiamadine wurde 1789 durch den Göttinger Professor Johann Friedrich Gmelin in der von ihm bearbeiteten 13. Auflage von Linnés «Systema Naturae» als Fringilla psittacea erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Erythrura wurde 1837 durch den englischen Ornithologen William Swainson eingeführt. Der deutsche Name Papageiamadine kommt nicht von ungefähr, denn Vertreter sind oft bunt und verhalten sich ähnlich wie Papageien, indem sie in der Vegetation herumklettern.
Besonderheit
Junge Rotkopfpapageiamadinen haben auf beiden Schnabelseiten blaue Papillen. Sie dienen vermutlich dazu, die Altvögel zum Füttern anzuregen.
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