Deutschland
Tiergarten Nürnberg: 12 Paviane aus Platzmangel getötet – Tierschützer kündigen Strafanzeige an
Nach der Tötung von zwölf Pavianen im Tiergarten Nürnberg wegen Platzmangels haben Tierschutzorganisationen heftige Kritik geäussert, eine Strafanzeige angekündigt und zum Boykott des Zoos aufgerufen. Mehrere Aktivisten, die sich Zugang zum Zoogelände verschafft haben, wurden festgenommen.
«Der Tiergarten ist sich bewusst, dass diese Entscheidung für viele Menschen schwer zu verstehen ist, dass sie dadurch irritiert, betroffen oder wütend sind», schreibt der Tiergarten Nürnberg in einem längeren Statement in den sozialen Medien.
Die «Verkleinerung der Gruppe» sei dringend nötig gewesen, weil die Zahl der Gruppe mit mehr als 40 Tieren die Anzahl von 25 adulten Tieren weit übertroffen hatte, für welche die Paviananlage im Tiergarten ausgelegt ist, so der Tiergarten weiter. Die Paviane seien einzeln mit einem Kopfschuss in einer Transportkiste erschossen worden.
Diesem letzten verbleibenden Schritt seien viele Jahre intensiven Abwägens und der Suche nach Alternativen vorausgegangen. Die Tötung sei in Abstimmung mit den zuständigen Aufsichtsbehörden, dem Veterinär- und dem Umweltamt sowie den Koordinatoren des Erhaltungszuchtprogramms des Europäischen Zooverbandes (EAZA) geschehen.
Es sei weder möglich gewesen, überzählige Tiere an andere Einrichtungen abzugeben, noch, sie auszuwildern. Auch ein weiterer Ausbau des Geheges sei keine Option gewesen, sagte Zoodirektor Dag Encke am Dienstagabend an einer Pressekonferenz. Durch die Überbelegung des Geheges sei es vermehrt zu Konflikten zwischen den Tieren gekommen – Verletzungen inklusive.
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Diese Aktion soll nicht die letzte sein: Für den Erhalt der Population werde der Tiergarten auch in den nächsten Jahren Paviane töten müssen – allerdings nicht in der Grössenordnung wie jetzt, kündigte der Zoodirektor an.
Welle der Empörung
Dass der Tiergarten Nürnberg überzählige Paviane töten wolle, hatte er bereits im Februar 2024 bekanntgegeben. Entsprechend kam es bereits im Vorfeld der Aktion zu Protesten. Am 29. Juli eskalierten sie: Mehrere Aktivisten verschafften sich Zugang zum Zoogelände und klebten sich dort an den Boden. Wegen Hausfriedensbruchs wurden einige davon von der Polizei festgenommen. Aus «betrieblichen Gründen» blieb der Zoo am Dienstag für Besuchende geschlossen.
Die Tierschutzorganisation Peta Deutschland kündigte am Mittwoch auf den sozialen Medien an, Strafanzeige zu erstatten. Bei dem «Pavianmassaker» handle es sich um einen offensichtlichen Verstoss gegen das Tierschutzgesetz. Zudem ruft die Organisation zum Boykott des Tiergartens Nürnberg auf.
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Auch die Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht (DJGT) und die Organisation Pro Wildlife fordern rechtliche Konsequenzen. «Das Tierschutzgesetz erlaubt die Tötung von Wirbeltieren nur bei Vorliegen eines vernünftigen Grundes. Der selbst herbeigeführte Zuchtüberschuss kann jedoch keinen solchen Grund darstellen», wird Dr. Christoph Maisack, Vorsitzender der DJGT, in einer Mitteilung zitiert.
Die beiden Organisationen fordern eine umfassende rechtliche Prüfung und appellieren an die Politik, die rechtlichen Rahmenbedingungen für Zoos und deren Zuchtprogramme deutlich zu verschärfen.
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