Steckbrief
Wissenschaftliche Bezeichnung: Anodorhynchus leari
Unterarten: keine
Herkunft: Nordosten von Brasilien, Bundesstaat Bahia
Grösse: 75 cm
Wildfarbe: metallisches Blau, halbmondartige hellgelbe Wachshaut beim Unterschnabel
Mutationen: keine
Geschlechtsunterschiede: keine
Ringgrösse: 14 mm
Lebenserwartung: 30 Jahre und mehr
Platzansprüche: Kantonale Haltebewilligung, Innenraum von 30 Kubikmetern.
Ausstattung: natürliche Äste, Wurzelstöcke, Steinquader
Stimme: helles, lautes Kreischen
Haltung: zu zweit

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Herkunft und Geschichte

Lear-Aras leben im brasilianischen Bundesstaat Bahia im Nordosten des südamerikanischen Landes in der Caatinga-Vegetation. Dabei handelt es sich um eine Dornenstrauchsavanne. Es ist ein ausserordentlich trockenes Gebiet, wo Kakteen auf Sand gedeihen und sich Steintäler in die Landschaft gefressen haben. In den Felshöhlen dieser Steinklüfte brüten die Lear-Aras. Ihre hellen Schreie hallen von den rötlichen Felswänden.

In der Caatinga gedeihen die Licuri-Palmen (Syagrus coronata), die für die Lear-Aras eine besondere Bedeutung haben, denn sie ernähren sich von den Palmnüssen. Die Abgeschiedenheit dieses Verbreitungsgebiets, das von einer hauptsächlich ärmlichen Bevölkerung bewohnt wird, führte wohl auch dazu, dass der Lear-Ara lange eine Legende blieb.

Bereits 1856 wurde die Art beschrieben und gelangte 1883 bereits nach Deutschland. Ihre Herkunft blieb aber ein Rätsel. Oft wurde der Lear-Ara auch als junger oder weniger schön ausgefärbter Hyazinthara betrachtet. Erst dem deutschen Ornithologen Helmuth Sick gelang es nach 25-jähriger Suche, die Art am 10. Januar 1979 im Raso da Catarina in der Caatinga Bahias aufzuspüren.

Ein weiterer Niedergang der Population setzte ein durch Bejagung als Schädling auf Maispflanzungen und wegen dem Fang für den Handel. Manchmal wurden Lear-Aras auch zu Nahrungszwecken gejagt. Die Negativspirale konnte gestoppt werden. Ab etwa 2009 nimmt der Bestand dank Schutzmassnahmen wieder zu, so dass ungefähr um die 1700 Aras in der Natur fliegen.

Dabei wurde auch ein Projekt initiiert, das den Einheimischen Schäden vergütet, welche durch Lear-Aras angerichtet werden, die über Maisfelder herfallen. Die Nüsse der Licuri-Palme gehören seit jeher allen, ob Mensch oder Tier. Es ist nicht erlaubt, sie vor dem Frass durch die Aras zu schützen. Lange Zeit hat sich die Brasilianerin Kilma Manso für den Schutz des Lear-Aras und für die Entschädigungen einheimischer Bauern sehr verdienstvoll eingesetzt.

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Eignung als Heimtier

Lear-Aras werden nur von ganz wenigen zoologischen Einrichtungen gehalten und zwar vom Zoo Prag in Tschechien, vom Loro Parque in Teneriffa, vom belgischen Park Pairi Daiza und vom Paradise Park in Cornwall, Grossbritannien. In Brasilien werden Lear-Aras im Zoo von São Paulo gehalten und gezüchtet. Es gibt kaum Privathalter dieser Art.

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Erwerb

Für Private ist es kaum möglich, Lear-Aras zu erwerben.

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Ernährung und Pflege

Lear-Aras werden ähnlich ernährt wie Hyazintharas. Sie sollten eine proteinreiche Ernährung erhalten, die aus vielen Nüssen wie Baumnüssen, Paranüssen und auch aufgeschlagenen Kokosnüssen besteht. Weiter ist eine Körnermischung für Aras zu reichen, die aus vielen gestreiften, schwarzen und weissen Sonnenblumenkernen besteht.

Früchte und Gemüse gehören ebenso zum Speiseplan. Kalk und Mineralien sollte zur freien Aufnahme zur Verfügung stehen. Viele der erwähnten Institutionen halten Lear-Aras in Volieren mit künstlichen Felswänden. Damit imitieren sie den Lebensraum des seltenen Aras. Haben die Vögel den Höhleneingang passiert, gelangen sie in ein Tunnelsystem aus Holz zu einer Brutkammer, die von hinten kontrolliert werden kann.

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Zucht

Das Kopulationsverhalten der Lear-Aras ist ähnlich demjenigen von Hyazintharas. Die Vögel schaukeln mit den Köpfen, sitzen in direktem Kontakt und stemmen die Kloaken gegeneinander. Dabei richten sie die Schwänze in die Höhe.

Meist werden zwei bis manchmal drei Eier im Zwei- oder Dreitagesrhythmus gelegt. Wie beim Hyazinthara kann auch der Schlupfprozess bei den Lear-Aras lange, das heisst zwei Tage, dauern. Die Aufzuchtszeit ist ähnlich wie beim Hyazintharas, obwohl Lear-Aras etwas schneller wachsen.

Etwa mit drei Monaten fliegen sie aus, werden aber noch weitere gut sechs bis zehn Monate von den Eltern gefüttert.

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Lustig

Der Zoo von São Paulo machte den Schlupf des ersten Lear-Aras 2015 zum Ereignis im Land. Er wurde Theobaldo Leari genannt und kam regelmässig in den Medien. Zu seinem 8. Geburtstag berichteten die Zeitungen in Brasilien, dass er bereits flirte.

Theobaldo Leari wurde von der langjährigen Kuratorin für Vögel, Fernanda Junqueira Vaz, von Hand aufgezogen. Zwischenzeitlich gelingt die Zucht der Lear-Aras in der brasilianischen Metropole regelmässig.

Ausserhalb der Stadt wurde die Zuchtstation Centro de Conservação de Fauna Silvestre do Estado de São Paulo (CECFAU) aufgebaut, die extra eine Einrichtung zur Zucht von Lear-Aras beherbergt.

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Namensgebung

Prinz Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte beschrieb den Lear-Ara 1856 wissenschaftlich. Die Artbezeichnung leari ist eine Dedikationsbezeichnung und ehrt den britischen Künstler und Schriftsteller Edward Lear.

Bonaparte beschrieb die Art zu Ehren des Künstlers und Schriftsteller, nachdem er eine Abbildung des Aras von Edward Lear sowie einen Balg gesehen hatte.

Die Gattungsbezeichnung Anodorhynchus wurde 1824 durch Dr. Johann Babtist von Spix (1781–1826) eingeführt. Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet «Schnabel ohne Zahn», was auf die Eigenheit hinweist, dass die Angehörigen dieser Gattung, im Gegensatz zu anderen Papageien, an der Unterseite des Oberschnabels keine Querleisten oder Feilkerben haben.

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Besonderheit

Der Lear-Ara ist eine grosse Seltenheit, war aber von 1955 bis 1987 im Zoo Basel zu sehen, der die Art vom Zoo Mulhouse in Frankreich übernommen hat. Anfangs wurde der Lear-Ara, wie die anderen Grosspapageien auch, auf Bügelhaltung gepflegt, bis der Papageienpavillon im Sautergarten durch Professor Dr. Ernst Lang errichtet wurde.

Dort wurden die Aras dann in kombinierten Innen- und Aussenvolieren gehalten. Durch Museumsbälge ist weiter ein Meerblauer Ara (Anodorhynchus glaucus) aus Brasilien bekannt. Diese Art ist ausgestorben und sah dem Lear-Ara sehr ähnlich.

Ein Präparat dieses Vogels befindet sich im Vergleich mit einem Hyazinth-, einem Lear- und einem Spix-Ara im Musée Arche de Noé in Vicques im Kanton Jura. Christian Schneiter hat die drei Arten lebensecht präpariert. Nur ganz wenige Museen weltweit haben Präparate oder Bälge dieser vier legendären Arten!