Es ist ein Kerngebäude des Basler Zoos, das alte Vogelhaus von 1927. Der Zoodirektor Dr. Olivier Pagan sagt: «Wir haben überlegt, ob wir es abreissen und etwas Neues erstellen sollen. Diese Idee haben wir aber bald fallen gelassen, denn dann hätten wir eine Halle gebaut, wie sie andere Zoos auch haben.» Das Basler Vogelhaus ist einmalig.

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Ein Bau so hoch und ehrwürdig wie eine Kathedrale, ein Dom für die Vogelwelt eben. Alt bedeute nicht schlecht, merkt der langjährige Direktor an. Davon können sich seit dem 1. Juni 2023 Besucherinnen und Besucher überzeugen. Das historische Vogelhaus wurde komplett saniert und wird nun den modernsten Ansprüchen an die Vogelhaltung gerecht.

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Ständig Neues

Der Boden wurde abgesenkt, so dass die Pflanzen weit in die Höhe wachsen können. Derzeit ist der Bewuchs noch bescheiden, wie in einem neu angepflanzten Wald eben. Aber das Vogelhaus ist ein Projekt, das sich stetig weiterentwickelt, das nicht nur jetzt spannend ist, sondern durch die Jahre immer wieder Neues bieten wird.

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In der Halle wurden ausschliesslich asiatische Pflanzenarten eingesetzt. «Sie stammen aus einer Gärtnerei und Baumschule aus dem indonesischen Borneo», erklärt Olivier Pagan.

Der Fischerturako ist wieder zurück

Die Vogelkuratorin Jess Borer sagt zur Vogelwelt: «Hier in der Halle fliegen derzeit 18 Arten aus tropischen Zonen verschiedener Kontinente frei.» Aus der Höhe ruft zweisilbig ein Fischerturako. Obwohl der Afrikaner erst neu eingesetzt wurde, scheint er sich wie zuhause zu fühlen. Kein Wunder, denn das Weibchen lebte bereits in der alten Freiflughalle und freut sich offensichtlich, wieder zurück zu sein.

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«Wir haben um die 100 Vögel von der Schutzmatte ins Vogelhaus gezügelt», erläutert Jess Borer. Sie ist erleichtert, dass dies alles problemlos vonstatten ging. Die Schutzmatte befindet sich angrenzend an den Zoo und dient als Quarantäne- und Zuchtstation. Während der fast vierjährigen Bauphase des Vogelhaueses wurden dort auch verschiedene Vogelarten gehalten und gezüchtet.

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In die Waldetagen spähen

Die Freiflughalle vermittelt einen Eindruck, wie es im Regenwald ist: feucht-heiss, grün, exotisch, abenteuerlich. Erst bei längerem Verweilen entdeckt man die Strausswachteln, die an Boden durch Farnwedel schlüpfen. Doch was sind das für blau schillernde Punkte in grosser Höhe? Anders als im richtigen Regenwald, wo der Mensch an den düsteren Waldboden gebunden ist, haben Besucherinnen und Besucher im sanierten Vogelhaus dank einer Galerie Einblick in die verschiedenen Etagen.

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Von einer Mittel- und Höhengalerie aus lässt sich der ganze Basler Tropenwald überblicken. In der Tiefe rauscht Wasser in einem Bach, Moose und Farne überwuchern Lianen.

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Zucht bedrohter Arten

Vier Volieren an der Südseite beherbergen asiatische Vogelarten. «Sie sind allesamt in der Natur durch Lebensraumverlust und Bejagung bedroht. Darum wollen wir sie züchten, um Populationen unter Menschenobhut zu erhalten», erklärt Jess Borer. Dazu gehören beispielsweise Reisfinken, Balistare, Visayas-Hornvögel und Erzloris.

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Es handelt sich um indonesische Arten. Der Bevölkerungsdruck im Inselreich ist hoch, die Bedrohungen sind verschiedenartig. Während Reisfinken als Ernteschädlinge verfolgt werden, droht den leuchtend roten Erzloris der Fang für den lokalen Vogelhandel. In Basel sind sie sicher und haben Unterkünfte, als lebten sie im Regenwald. Angrenzend an die vier Innenvolieren befinden sich Aussenvolieren - bedeutend grösser und höher als früher.

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Juwelen der Lüfte

Die alten Vitrinen auf der Nordseite des Vogelhauses bestehen nicht mehr, doch das Gebäude wurde gar noch erweitert – durch einen Schluchtwald aus Costa. Direkt vom Vogelhaus führt der Weg ins neue Gebäude zu den Juwelen der Lüfte.

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Der Basler Zoo mit seinen hervorragenden Vogelpflegern hat sich schon lange auf die Haltung und Zucht von Tangaren spezialisiert. Im Vogelhaus ist weiterhin Burkard Monsch der leitende Tierpfleger. Grundsätzlich werden künftig zwei Tierpfleger pro Tag in diesem Revier eingesetzt. Im neuen Gebäude mit dem Thema «Juwelen der Lüfte» fliegen Azurkopf- und Braunkopftangaren, typische Bewohner des lateinamerikanischen Tropenwaldes.

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In diesem Urwald gedeihen Gewächse der Neuen Welt wie Bromelien und Anthurien, die als Aufsitzerpflanzen an der Felswand siedeln, wie im echten Wald.

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Zuchtvolieren hinter den Kulissen

Eine Socorrotaube fliegt auf den Sims, ganz nahe zum Publikum. Sie kam einst ausschliesslich auf der gleichnamigen kleinen Insel vor der Westküste Mexikos vor, doch sie ist dort ausgestorben. Zoos kümmern sich um den Erhalt der Art.

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Auch die filigranen Türkisnaschvögel fliegen als funkelnd blaue Edelsteine durch die Vegetation. Diese heikle Art wird im Basler Zoo seit jeher gezüchtet. In der neuen Halle haben die Naschvögel wieder beste Möglichkeiten, sich fortzupflanzen, doch nicht nur dort. Hinter den Kulissen befinden sich im neuen Vogelhaus auch Zuchtvolieren.

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Zoo für Artenschutz

Dass ein Zoo heute noch auf Vögel setzt und dafür rund 30 Millionen Franken investiert ist nicht selbstverständlich. Der Hauptanteil wurde durch Spenden bestritten.

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Der Basler Zoo will mit dem Vogelhaus auf die fragile Welt der Vögel aufmerksam machen. In der Galerie zeigt ein Wimmelbild, dass auch die heimische Vogelwelt unter Druck steht und was gemacht werden kann, um Vögeln hier Lebensraum zu bieten.

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Zudem leistet der Zoo mit der Zucht einen wichtigen Beitrag zum Erhalt von Vogelarten. Weiter unterstützt er ein Projekt zum Schutz der Reisfinken im indonesischen Regierungsbezirk Gunung Kidul und ein Projekt zum Schutz der Rubinkehltangaren im Atlantischen Wald Brasiliens.

Mit über 1,2 Millionen Besucherinnen und Besuchern jährlich erreicht der Basler Zoo ausserordentlich viele Menschen, sensibilisiert sie für Anliegen des Arten- und Naturschutzes, bietet Erholung und ermöglicht faszinierende Beobachtungen. Löwen, Elefanten und Giraffen sind Besuchermagnete. Basel setzt aber auch auf das Kleine, im ersten Moment Unscheinbare und inszeniert es meisterhaft. Dazu gehört die Vogelwelt, die mit dem sanierten Vogelhaus und dem Neubau einen Logenplatz erhalten hat.

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Geschichtlicher Abriss
1927 bei der Eröffnung des Vogelhauses lebten 1400 Vögel in 169 Arten im Gebäude – in Käfigen, drei Etagen übereinander den Wänden entlang. Auch Menschenaffen wurden hier untergebracht, ab 1943 auch Terrarien für Reptilien und Amphibien. 1954 wurden die Vogelkäfige durch Volieren ersetzt, 1972 wurden die Reptilien und Amphibien ausquartiert und 1979 die Affenanlagen geschlossen. 1995 wurde das Haus saniert und diente fortan ausschliesslich den Vögeln. 2007 lebten im Vogelhaus 70 Vögel aus 30 Arten in grosszügigen Verhältnissen. 2019 dann begann die Totalsanierung und Erweiterung, die mit der Eröffnung am 1. Juni 2023 ihren Abschluss fand. Eine begehbare Aussenvoliere wird später mit Waldrappen und Blauracken besiedelt. Vor dem Vogelhaus leben Rosa- und Krauskopfpelikane in einem Weiher.