Der Tross der Journalistinnen, Fotografen und Kameraleute schien den gerade mal zwei Wochen jungen Panzernashorn-Nachwuchs nicht sonderlich zu beunruhigen. Er präsentierte sich im Gegenteil von seiner lebendigen und natürlich berührend-süssesten Seite.

Es war das erste Mal, dass sich Tarun einer grösseren Menschenmenge gegenübersah - am Mittwochnachmittag war die Öffnung des Nashorn-Stalls auch für das breite Publikum angesetzt. Bei den Zolli-Verantwortlichen war man gespannt, wie das Muttertier auf das Publikum reagiert. Der zuständige Kurator Adrian Baumeyer nahm beruhigt zur Kenntnis, dass die frischgebackene Mutter stoisch ruhig blieb.

Vorerst darf Tarun den Tagesablauf bestimmen. Viel Zeit verbringt das Neugeborene Kopf an Kopf liegend bei seiner Mutter. Bei den Nashörnern bestimmt das Jungtier, wann und wo es langgeht - die Mutter trottet hinterher. Noch habe sich Tarun nicht nach draussen gewagt, sagte Baumeyer. Man werde aber das Tor regelmässig öffnen und das Aussengehege zuvor räumen. Mutter und Sohn sollen wie in der freien Natur ein Einzelgänger-Gespann bleiben können.

Erfahrenes Muttertier

Die 28-jährige Quetta ist eine erfahrene Mutter. Tarun ist bereits ihr fünftes Kalb, das sie nach einer Schwangerschaft von rund 16 Monaten Dauer auf die Welt gebracht hat. Sie hat also einen grossen Anteil am Basler Zucht-Palmarès, der insgesamt 36 Geburten aufweist. Dieser begann 1956 mit der weltweit ersten Zoogeburt eines indischen Panzernashorns überhaupt. Tiere mit Basler Wurzeln sind mittlerweile auf der ganzen Welt verteilt.

Seit 1972 führt der Zoo Basel das internationale Zuchtbuch der bedrohten Rasse. Seit 1990 koordiniert er auch das Europäische Erhaltungszuchtprogramm. Darin geht es nicht zuletzt darum, die genetische Vielfalt so divers wie möglich zu halten.

In diesem Zusammenhang muss auch der Basler Zolli immer wieder auf Tiere aus anderen Zoos zurückgreifen, um eine zunehmende Inzucht zu verhindern. Bald schon werden zwei Nashornbullen Basel in Richtung England und Spanien verlassen. Dafür wird ein neuer Bulle aus Holland für frisches Blut sorgen. Was dereinst mit Tarun geschehen wird, konnten die Zolli-Verantwortlichen noch nicht sagen. Er werde vorerst vier bis fünf Jahre in Basel bleiben. Die Lebenserwartung von Zootieren beträgt 35 bis 40 Jahre. 

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