Wenn die Pfingstrosen blühen, ist der Sommer nicht mehr weit. Im Park von Schloss Charlottenfels unweit des Rheinfalls (siehe Box) verwandeln sich die Beete ab Mai in ein buntes Blütenmeer von Weiss und Gelb über Rosa bis Purpur. Die Stiftung ProSpecieRara, die sich für den

Erhalt alter Kulturpflanzensorten und Nutztierrassen einsetzt, hat auf dem Areal des landwirtschaftlichen Berufsbildungszentrums eine grosse Pfingstrosensammlung
angelegt. Dazu gehören nebst vielen Wildarten auch gezüchtete Sorten aus der Schweiz und anderen Ländern. 

Die einzigartige Sammlung entstand auf Anregung des Staudenfachmanns und Päonienzüchters Hans Frei aus Wildensbuch ZH, der selber viele Pflanzen beisteuerte. Die Pfingstrose (Päonie) ist eine traditionelle Gartenstaude, die den Menschen schon lange begleitet. Die Wildform Paeonia officinalis, einst in den Klostergärten als Heilpflanze
geschätzt, fand später Eingang in die Bauerngärten. Heute sind Züchtungen aus aller Welt fester Bestandteil unserer Gartenkultur.

Pfingstrosen-Garten
Schloss Charlottenfels thront auf einem Felsen über dem Rhein. Heute ist auf dem Gelände des ehemaligen Landguts unter anderem die land-
wirtschaftliche Schule des Berufs-bildungszentrums untergebracht. Der Pfingstrosen-Garten besteht seit 2014 und ist jederzeit öffentlich zugänglich. Die beste Zeit für einen Besuch ist in den Monaten Mai und Juni.

Pfingstrosensammlung von ProSpecieRara

Die Pfingstrosensammlung in Neuhausen SH ist in verschiedene Bereiche gegliedert. Verschiedene Beete rahmen eine Rasenfläche mit Brunnen ein. Die gepflanzten Pfingstrosen sind von Blütenstauden wie Taglilien, Storchenschnabel und Steinquendel begleitet. Weitere Rabatten sind um einen kleinen Platz mit Pergola und Sitzbänken angeordnet. 

Von Stauden- bis Strauchpfingstrose
Zu den ältesten Sorten zählen die einfach blühende «Whitley Major» (1808) in Weiss und die Sorte «Avalanche», die sich als Schnittblumen sehr gut halten. Die Sorte «Prolifera Tricolor» (1828) wechselt ihre Farbe im Verlauf der Blütezeit von Weiss über Wachsgelb hin zu Elfenbein. Auch neuere Sorten wie die rosa blühende «Aphrodite», eine Schweizer Züchtung von Hans Frei (1990), sind Bestandteil des Gartens. 

Ebenso finden sich nebst den jährlich austreibenden Staudenpfingstrosen auch eine ganze Reihe verholzender Strauchpfingstrosen. Viele von ihnen stammen aus dem Vermächtnis des 2006 verstorbenen Engländers Sir Peter Smithers. Der ehemalige Nachrichtendienst-Offizier hatte sich in den 1970er-Jahren im Tessin niedergelassen und züchtete in seinem Garten in Vico Morcote eigene Päonien-Sorten.

Zuständig für die Pfingstrosensammlung ist Martina Föhn. Die Hortikultur-Ingenieurin ist bei ProSpecieRara als Projektleiterin für den Erhalt traditioneller Zierpflanzen zuständig. Zu ihren Aufgaben gehören die Suche und Sichtung alter Zierpflanzensorten und deren Erhalt mittels verschiedener Projekte. Für die Sammlung in Neuhausen hat Föhn mittels ihres Netzwerks und auf der Basis alter Pflanzenkataloge europaweit wertvolle und rare Arten und Sorten zusammengetragen. 

Eingang in die Pfingstrosensammlung finden Pflanzen, die hier kaum mehr erhältlich sind und die während mindestens 30 Jahren nachweislich in der Schweiz verwendet wurden. «Wir suchen Seltenes, das nicht in jeder Gärtnerei erhältlich ist. Diese Schätze gilt es für die Zukunft zu bewahren», erklärt die Projektleiterin. Sie wacht darüber, dass sich die Pflanzen in Neuhausen optimal entwickeln können, und sorgt auch für die langfristige Vermehrung der ausgepflanzten Sorten. Es gehe darum, die vergessenen Pflanzen wieder unter die Leute und in die Gärten zu bringen. Besucht man die Pfingstrosensammlung auf Charlottenfels, kommt Lust auf, der einen oder anderen Schönheit im eigenen Garten einen Platz zu gewähren.