Es gibt kaum ein Ausrüstungsteil, das im Pferdestall-Alltag häufiger in Gebrauch ist als das Halfter. Es wird benötigt, um das Pferd einzufangen, festzuhalten, anzubinden, auf die Weide zu führen, für Transporte, zum Spazierengehen oder für die Bodenarbeit. Dementsprechend ist das Halfter auch der erste Gegenstand, an den das Pferd bereits im Fohlenalter gewöhnt wird. 

Doch im Gegensatz zum teuren Sattel oder Zaumzeug machen sich die meisten Pferdebesitzer beim Kauf eines Halfters nicht allzu viele Gedanken. Als Verschleissteil für den Einsatz auf der matschigen Weide soll es möglichst günstig sein, als schickes Accessoire für die Fahrt zum Lehrgang oder Turnier ist es ein Ausdruck des persönlichen Geschmacks. Der Fachhandel bedient jeden dieser Ansprüche. Die nützlichen Helfer gibt es in allen Farben des Regenbogens, mit passenden Führstricken, weich mit Teddyfleece unterlegt, mit Mustern, Glitzer und anderen modischen Applikationen. 

Qualität für das Pferdewohl
Die Wahl des Materials ist eine Frage des Budgets, des Einsatzbereichs und der individuellen Vorlieben. Halfter aus Kunstfasern wie Nylon, Polyester oder Polypropylen sind preiswert. Einfache Modelle gibt es bereits für unter zehn Franken, sie haben ein geringes Gewicht, sind waschbar und dadurch leicht zu reinigen. Ein aus hochwertigem Leder gefertigtes Halfter sieht edel aus, kostet aber schnell 100 Franken und mehr. Ausserdem muss das Leder gut gepflegt werden, damit es sich weich an dem Pferdekopf schmiegt, nicht brüchig wird und reisst. 

Bei sämtlichen Ausführungen sollten Rösseler besonders Wert auf Qualität und gute Verarbeitung legen, da diese einen direkten Einfluss auf den Komfort des Pferdes haben. Die Bestandteile des Halfters, also Genickstück, die Backenstücke und das Nasenband, sollten aus stabilen, nicht zu schmalen Bändern mit glatten, hochwertig verarbeiteten Nähten gefertigt sein. Billigere Kunstfaser-Halfter sind wenig formstabil, verdrehen sich oft und fransen mit der Zeit aus. Die günstigen Modelle haben auch oft nur eine Schnalle zum Verstellen des Backenstückes. Dadurch zieht das Halfter auf die Seite und sitzt asymmetrisch am Pferdekopf, was zu Druckstellen führen kann. Das Gleiche gilt für zu enge, nicht verstellbare Nasenriemen sowie bei fehlender oder zu harter Unterfütterung vor allem im Bereich des empfindlichen Genicks. 

Neben der Machart ist die richtige Grösse und Passform entscheidend. Ein Halfter darf nicht zu eng sein, weil es sonst drückt oder sogar in die Haut einschneidet. Es darf aber auch nicht so weit und locker sitzen, dass die Nase oder gleich der ganze Pferdekopf herausrutscht. Im Handel sind drei Einheitsgrös­sen erhältlich: Pony, Vollblut und Warmblut. Diese richten sich nach der durchschnittlichen Kopfgrösse der entsprechenden Rassen.

Regeln für die richtige Passform
Pferdebesitzer sollten beim Kauf die individuelle Konstitution ihres Pferdes berücksichtigen: Ein Endmass-Pony oder Kleinpferd braucht vermutlich die mittlere Grösse «Vollblut». Ebenso ein Warmblut mit einem feinen Kopf. Zur Feinjustierung sind gute Halfter in der Grösse verstellbar. Für die richtige Länge sollten die Backenstücke so angepasst werden, dass das Nasenband nicht über den Nüstern baumelt und gleichzeitig mindestens einen, besser zwei Finger breit unterhalb des Jochbeins zu liegen kommt. 

Von der Weite her ist das Nasenband optimal eingestellt, wenn die Kaubewegung des Pferdes nicht eingeschränkt wird und es problemlos fressen kann. Zu locker sitzen darf das Nasenband nicht, weil das Pferd sonst hängen bleiben kann, zum Beispiel, wenn es sich mit dem Hinterhuf am Kopf kratzt. Das Gleiche gilt für den Kehlriemen. Zwischen beiden Riemen und dem Fell sollten zwei bis drei Fingerbreit Platz haben. Für den Weidegang, wo auch die Gefahr des Hängenbleibens am Zaum oder an einem Ast besteht, wird das Halfter tendenziell etwas enger verschnallt. Immer wieder ist zu sehen, dass der Karabinerhaken am Ende des Kehlriemens verdreht ist und falsch geschlossen wird. Liegt der Verschluss des Hakens gegen innen, drückt er auf die empfindliche Pferdebacke.

Besondere Vorsicht ist geboten bei sogenannten Knotenhalftern, die aus kunstvoll zusammengeknoteten Seilen bestehen. Diese Variante ist beliebt bei Westernreitern sowie bei Trainern und Besitzern, die mit ihren Pferden oft am Boden arbeiten. Ist das «Knoti» aber zu eng oder wird damit grober, ruckartiger Zug ausgeübt, drücken die Knoten auf die hochempfindlichen Nervenbahnen am Knopf des Tieres und verursachen Schmerzen. Für den Transport von Pferden sind Strick- und Knotenhalfter gemäss Tierschutzverordnung verboten.

In Bezug auf die Reissfestigkeit sind die Anforderungen an ein Halfter paradox. Einerseits sollte es einiges aushalten können, zum Beispiel, wenn das Fluchttier Pferd unvermittelt losstürmt, weil es sich erschreckt hat. Reissen Halfter oder Strick und kann sich das Pferd befreien, kann es zu gefährlichen Situationen kommen. Diese entstehen aber auch, wenn sich das Pferd im Halfter «aufhängt».

Sicherheitsclip oder Panikschlaufe
Gerät ein angebundenes Pferd in Panik und wird durch Halfter und Strick an der Flucht gehindert, lehnt es sich mit seiner ganzen Kraft gegen die Zugrichtung, also nach hinten. Manchmal gelingt es dem Besitzer oder Reiter, das Pferd so zu beruhigen, dass es wieder nach vorne tritt und die Lage sich entspannt. Öfters aber reisst das bis zum Äus­sersten gespannte Halfter und der Strick oder der Karabiner gibt nach. Dabei kann das Pferd mit der Wucht seines Gewichtes hintenüberfallen, stürzen und sich selber oder einen umstehenden Menschen schwer verletzen. 

Um dies zu verhindern, gibt es Halfter mit Sollbruchstellen oder Klettverschlüssen, die vorzeitig nachgeben, wenn das Pferd nach hinten zieht. Von deren Verwendung ist allerdings eher abzuraten, da diese Halfter mitunter auch beim Führen ungewollt aufgehen. Für Pferde, die sich ungerne anbinden lassen, die leicht erschrecken oder dazu neigen, sich ins Halfter zu legen, bringt man besser am Putzplatz einen Sicherheitsclip oder eine Panikschlaufe aus Strohschnur an, die den Strick bei geringem Zug freigibt.