In rund 43 Prozent der Schweizer Haushalte gibt es laut Statista tierische Mitbewohner – darunter rund 1,85 Millionen Katzen und über eine halbe Million Hunde. Die Tierliebe lassen sich die Schweizer einiges kosten: Rund 821 Millionen Franken betrugen die Ausgaben für Heimtierbedarf allein im Jahr 2022. Im Vergleich zu 2009 war das ein Zuwachs von rund 123 Prozent! Schaut man sich auf dem Markt genauer um, findet man neben Futter und Zubehör auch immer mehr Sicherheitsprodukte für Vierbeiner. Wir haben Experten gefragt, welche wirklich sinnvoll sind.

Rund 32 000 Fellnasen werden schweizweit jährlich als vermisst gemeldet. «Rund 80 Prozent davon sind Katzen, zehn Prozent Hunde und der Rest Reptilien, Nager oder Vögel», sagt Bernadette Christen, Geschäftsführerin der Schweizerischen Tiermeldezentrale (STMZ) in Stans. Die gute Nachricht: «Rund 75 Prozent der Tiere werden lebend wiedergefunden – und das ist auch modernster Technik zu verdanken.» Verschiedene Sicherheitsprodukte, die dem Verlust des Haustieres vorbeugen oder eine schnellere Auffindbarkeit im Vermisstenfall gewährleisten sollen, sind GPS-Tracker, digitale Haustiermarken oder Chips:

GPS-Tracker:

Geräte werden am Halsband von Hund oder Katze befestigt, oder aber, Halsbänder haben integrierte Tracker. Moderne Geräte übermitteln den Standort des Tieres in Echtzeit. «Bei Hunden mit dickeren Halsbändern macht das Sinn», sagt Bernadette Christen, «viele Halter nutzen diese Möglichkeit auch im Urlaub, weil es ihnen Sicherheit gibt.» Bei Katzen sollte man abwägen: «Ein Halsband ist für sie auch eine gewisse Gefahr, weil sie sich im Freigang an Ästen verfangen und strangulieren können», sagt die STMZ-Expertin. Ihr Tipp: «Wer wissen möchte, wo sich Katze und Kater herumtreiben, kann solch ein Gerät für ein paar Tage einsetzen – das schafft Klarheit über das Revier.»

Haustiermarken:

Die Plaketten werden ebenfalls am Halsband befestigt, können aufgedruckte oder per Smartphone abrufbare Informationen wie Adresse und Telefonnummer des Halters enthalten. Auch hier ist das Halsband der Träger – daher gilt dasselbe wie bei GPS-Trackern.

Chips:

Implantate, die etwa so gross wie ein Reiskorn sind, werden vom Tierarzt unter der Haut platziert. Polizei und Tierärzte haben Geräte, um die Chips auszulesen und das Tier in der landesweiten Datenbank Anis zu identifizieren. Auch Privatpersonen können solche Chipleser ab etwa 120 Franken kaufen. «Das ist die sicherste Methode, sein Haustier für Fremde identifizierbar zu machen, und auf jeden Fall zu empfehlen», sagt Bernadette Christen. Chips bei Hunden seien in der Schweiz obligatorisch, bei Katzen und sogar Hasen und Meersäuli würde die Zahl jedes Jahr um rund ein Prozent zunehmen. «Mit rund 27 Prozent sind aber leider immer noch zu wenige Katzen gechipt», sagt die Geschäftsführerin. Sie empfiehlt: «Auch reine Hauskatzen sollten gechipt werden, weil gerade diese Tiere im Freien von Nachbarn nicht erkannt werden und sich schlecht zurechtfinden!»

Sicherheit daheim

Die eigenen vier Wände sollten nicht nur menschlichen, sondern auch tierischen Mitbewohnern Sicherheit und Geborgenheit schenken. «Produkte, die das unterstützen können, sind Überwachungssysteme und Rückzugs-orte», sagt Yasmine Wenk, Kampagnen-Koordinatorin Haustiere bei der Tierschutzorganisation Vier Pfoten Schweiz.

Haustier- und Stallkameras:

Fest installiert oder wie Nanny-Kameras im Regal platziert, ermöglichen sie jederzeit einen Blick in Stube oder Stall per Smartphone-App. Modernste Systeme ermöglichen es Tierhaltern nicht nur, ihre Tiere zu beobachten: Je nach Gerät, kann man mit Hund und Katze über Lautsprecher oder Videotelefonie sprechen und sogar Leckerli auswerfen. «So kann der Halter beruhigend mit dem Tier kommunizieren und in Gefahrenlagen schnell eingreifen», sagt Wenk, «das gibt auch Tierhaltern ein gutes Gefühl! Als Freifahrtschein, um sein Tier ruhigen Gewissens über längere Zeit allein zu lassen, sollten solche Systeme aber nicht missbraucht werden.» Für Hunde gelte: maximal vier Stunden allein lassen.

Rückzugsorte:

Ob Hundehütte, Katzenbaum, Mäusehäuschen oder Hühnerstall im Garten – «auch Tiere brauchen Rückzugsorte, an denen sie sich sicher fühlen», sagt Wenk. Für alle Produkte gilt: «Zu artgerechten, hochwertigen Naturmaterialien greifen und auf mögliche Gefahrenquellen wie herausstehende Nägel oder Drähte achten!» Im Winter sollte man bei im Garten stehenden Hütten zudem eine ausreichende Isolation gewährleisten.

Schutz im Ausgang

Verlassen Halter mit ihren Tieren das gut geschützte Zuhause, versprechen verschiedene Produkte Sicherheit – und das Angebot auf dem Markt reicht von leuchtender Kleidung bis hin zu Schwimmwesten und Velohelmen für Hunde und Katzen.

Leucht-Accessoires:

Ob Geschirre, Halsbänder und Leinen in reflektierenden Signalfarben, poppige Leuchtkleidung oder Blinklichter, die am Halsband befestigt werden – «sie machen Hunde in der Dunkelheit für Autolenker sichtbar», sagt Yasmin Wenk, «wichtig ist, dass sie das Tier und andere Verkehrsteilnehmer nicht behindern oder irritieren.» Für Kleidung wie Mäntel gilt: «Nur bei Regen, Schnee und Kälte einsetzen, also wenn es die Witterung tatsächlich verlangt.»

Maulkorb:

Ein Maulkorb schützt nicht nur Menschen und andere Tiere davor, gebissen zu werden: «Wenn etwa Giftköder in der Gassi-Gegend aktuell ein Thema sind, kann ein Maulkorb auch verhindern, dass unerwünschte Dinge gefressen werden», rät Wenk. Der Maulkorb sollte stets in Grösse und Form zum Hundekopf passen, uneingeschränktes Trinken und Hecheln erlauben. Beim Spielen empfiehlt die Expertin einen Korb aus weichem Material wie Biothane statt Metall.

Auf dem Velo:

Gerade kleine Hunde werden häufig zu Beifahrern im Fahrradkorb. Der Haustiermarkt hat auch darauf eine Antwort: Schutzhelme für Hunde. Wichtig: Beim Kauf genauer hinschauen, denn manche sind im Kleingedruckten schon als «Dekoration oder Schmuck» deklariert. Andere sollen speziell für Einsatzhunde konzipiert worden sein – und kosten dann aber auch 195 Franken und mehr. «Verschliessbare und durch Wimpel gut sichtbar gemachte Anhänger oder eine Lastenfahrrad-Box sind die sichersten Lösungen für die tierischen Mitfahrer», sagt Haustierexpertin Yasmin Wenk, «im Gegensatz zu einem Korb kann das Tier bei einem Sturz nicht herausfallen!»

Schwimmwesten:

Für Hunde – und sogar auch für Katzen – gibt es auf dem Markt mittlerweile auch Rettungswesten. «Vorteile sind, dass sie durch Leuchtfarben die Sichtbarkeit des schwimmenden Hundes fördern und speziell bei jungen und alten Tieren Energiereserven einsparen», so Wenk. «Bei einem Sturz von Boot oder Steg kann man Hunde und Katzen so ausserdem schützen und besser aus dem Wasser ziehen.» Generell sollte man beachten, dass nicht jedes Tier ein guter Schwimmer ist – und viele auch nicht ins Wasser möchten. «Die Weste muss gut sitzen und darf das Tier nicht einschränken», so die Expertin. Zahlreiche neue Artikel ergänzen so den Heimtiermarkt.