Der östliche Flachlandgorilla ist vom Aussterben bedroht. In den letzten zwanzig Jahren schrumpfte sein Bestand um nahezu 80 Prozent. Heute leben noch ungefähr 4000 dieser Primaten in freier Wildbahn. Auch die andere Unterart des Östlichen Gorillas, der Berggorilla, steht am Rande des Aussterbens – und der Schwesterart, dem Westlichen Gorilla, geht es nicht viel besser.

Grosse Schuld an dieser dramatischen Entwicklung hat der Abbau von Rohstoffen, die in der Stahlindustrie, Medizintechnik, für Laptops, Digitalkameras und Hörgeräte gebraucht werden. Im Kahuzi-Biega-Nationalpark des östlichen Kongo etwa zerstört die Gewinnung des Erzes Coltan wertvolle Regenwälder. Regenwälder, in denen der Östliche Flachlandgorilla bisher noch Rückzugsgebiete fand. Der Bergbau bedroht seine Existenz direkt durch Rodungen, ausserdem werden die Tiere von den Minenarbeitern bejagt.

Gold und Platin statt Okapis und Pfauen
Der Bergbau und die Gewinnung von wertvollen Erzen bedroht aber nicht nur Gorillas, sondern Hunderte Tierarten weltweit. Nur ungefähr hundert Kilometer nördlich des Kahuzi-Biega-Nationalparks leben im 10 000 Quadratkilometer grossen Maiko-Nationalpark neben Flachlandgorillas, Okapis und Kongo-Pfauen auch Elefanten, Schimpansen, Leoparden und Waldantilopen. Doch seitdem Gold, Zinn, Platin und Diamanten abgebaut werden, geraten sie immer stärker unter Druck. Zwar ist die Parkleitung darum bemüht, die Einwohner für den Schutz der Tiere zu gewinnen, aber das ist keine einfache Aufgabe, denn die Bewohner haben mit eigenen Problemen zu kämpfen: Sie leiden Hunger und werden von bewaffneten Rebellen bedroht.

Auch in Togo, Nigeria und Ghana dringen Bergbauunternehmen in unberührte Wälder vor. Der Bergregenwald in Atiwa im ghanaischen Südosten etwa gehört mit 260 Quadratkilometern zu den grössten intakten Tropenwäldern Westafrikas. Neben 650 Gefäss­pflanzenarten beherbergt er 40 Säugetier-, 150 Vogel- und mehr als zwei Drittel aller weltweit bekannten Schmetterlingsarten, wie den grossen Mylothris atewa. Zudem gibt es hier mit 61 Arten die meisten in Afrika lebenden Heuschrecken. Von den in Atiwa lebenden Amphibien sind 32 Arten bekannt, doch längst sind nicht alle erforscht. Dabei bedroht der industrielle Bergbau die Tiere auch durch Verschmutzung, etwa indem Bauxit, Aluminium-Erze und Gold ins Wasser gelangen.

Im Tano Offin Forest Reserve in der ghanaischen Ashanti-Region setzen Bauxit-Minen der Fauna und Flora zu. In dem rund 41 000 Hektaren gros­sen Gebiet leben Antilopen, Primaten, Amphibien, schillernde Schmetterlinge, Insekten und exotische Vögel auf engstem Raum. Ein wahres Paradies, wären Böden und Flüsse nicht Bauxit-verseucht: Im Juni 2016 erhielt die Firma Exton Cubic Group eine Bergbau-Lizenz. In der Folge rollten Baumaschinen an, wurden Bäume gerodet und Strassen gebaut. Mit Appellen an die Regierung versuchen 28 Umweltschutzorganisationen die Genehmigungen rückgängig zu machen. Laut ihren Angaben werden nirgends so viele Bäume gefällt wie in Ghana, Togo und Nigeria.

Aber nicht nur Afrikas Flora und Fauna leidet unter dem Abbau von Edelmetallen. In den letzten Jahren in Bedrängnis geraten ist auch der Nationalpark Yaigojé Apaporis im Südosten Kolumbiens. Er umfasst eine Fläche von einer Million Hektar. Der Regenwald beheimatet nicht nur sieben indigene Völker, sondern auch eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. Doch unter den Bergen am Rande des Apaporis-Flusses, der das Gebiet durchquert, planen zwei Bergbaufirmen aus Kanada und den USA Gold abzubauen. Gestein soll abgetragen, der Regenwald mit Abraumhalden und giftigen Schlämmen verseucht werden. Bedroht ist unter anderem der Boto, ein zweieinhalb Meter grosser Amazonas-Delphin, der im Apaporis und seinen Nebenflüssen lebt. Mit einer Petition versucht die Umweltorganisation «Rettet den Regenwald e.V.» zu verhindern, dass der Park dem Bergbau geopfert wird.

Indonesiens Regenwald ist ebenfalls ins Visier von gewinnorientierten Unternehmen geraten – nicht nur wegen Tropenhölzern, sondern auch wegen wertvoller Metalle wird der Lebensraum von Menschen, Orang-Utans und vieler anderer Tiere zerstört. Ausgewaschenes Quecksilber vergiftet Flüsse und Fische. Am Ende wird es von den Menschen aufgenommen, die dort Fischfang betreiben. Auf der Insel Sulawesi erstrecken sich Mangrovenwälder im Meer, Küsten-, Au- und Bergwald bis zum Nebelwald auf den Bergkämmen mit einer unglaublichen Vielfalt an Pflanzen und Tieren. 

Raubbau am Korallenriff
Hier leben einzigartige Spezies wie Nashornvögel, Koboldmaki und Bärenkuskus. Viele von ihnen kommen nur in dieser Region vor. Zum Beispiel Berg-Anoas, kleine Rinder, die ohnehin stark bejagt werden. Endemisch ist auch das schwarz gefiederte Hammerhuhn, das seine Eier in den Sand legt, damit sie von der Sonne ausgebrütet werden. 

1999 wurden hier 210 000 Hektaren Wald unter Naturschutz gestellt. Seit man unlängst Kupfer, Gold, Nickel, Molybdän und Eisen­erz fand, sind die Wälder jedoch in ernster Gefahr. 2011 erhielt eine Bergbaufirma eine Erkundungsgenehmigung über 145 Hektaren. Und obwohl nur Probebohrungen genehmigt worden waren, wurde bereits Nickel gefördert. Eine Kampagne von «Rettet den Regenwald e.V.» und einer indonesischen Naturschutzorganisation sorgte dafür, dass rund 250 Bergbaufirmen das Reservat im August 2016 verlassen mussten. Damit bleibt es zumindest vorläufig unangetastet.

Problematisch ist aber nicht nur der Abbau von Edelmetallen und Erzen. Phosphat ist ein wichtiger Nährstoff für Menschen und Pflanzen und wird aus Phosphatgestein gewonnen. Die natürlichen Vorkommen gehen jedoch weltweit zur Neige. Industrieländer wie Australien suchen bereits in den entlegensten Winkeln der Welt nach den wertvollen Mineralien. Fündig wurden sie auf der Koralleninsel Makatea, im Nordwesten von Tuamotu in Französisch-Polynesien. Hier wurde bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis Mitte der 1960er-Jahre Phosphat abgebaut. Als Folge davon war damals ein Drittel der Natur zerstört. 

50 Jahre später hat sich die Insel zu einem wahren Naturparadies entwickelt mit vielen exotischen Arten, wie der Tahiti-Taube, die mit gerade einmal 1200 Tieren nur diese Insel besiedelt und sich von den Früchten des Waldes ernährt. Mit dem wieder auflebenden Bergbau würden Flugplätze und Landebahnen gebaut, was nicht nur die Existenz für die Tauben bedrohen würde. Mit einem Appell an die polynesischen Behörden wollen die Inselbewohner nun den Phosphat-Abbau verhindern.

Übrigens werden auch in Europa leichtfertig Wälder für Rohstoffe geopfert. In Deutschland etwa ist Bausand gefragte Mangelware. Für den Bau eines Einfamilienhauses braucht es etwa 200 Tonnen Sand. Weltweit werden jährlich rund 15 Milliarden Tonnen Sand abgebaut. Eigentlich lagert unter dem Buschbeller Wald westlich von Köln relativ wenig Sand. Dennoch werden hier täglich rund 3000 Tonnen Quarzsand gefördert – und nun soll ein 140 Jahre alter Wald mit Eichen und Buchen weichen. Mit ihm würde ein wertvolles Refugium für Pirol, Mittelspecht, Feuersalamander, Fledermäuse und weitere geschützte Arten verloren gehen. Der ökologische Schaden für die ohnehin waldarme Region wäre enorm. Mit einem Protestschreiben an die Behörden, dem sich bereits mehr als 91 000 Menschen angeschlossen haben, wollen Anwohner diesen Eingriff verhindern.