Auf einem rund 40 Quadratkilometer grossen Gebiet im zürcherischen Reppischtal will der Kanton in den nächsten vier Jahren jede einzelne invasive Pflanze wie etwa die Goldrute oder den Japan-Knöterich entfernen. Verschwinden die Neophyten dadurch nachhaltig, soll das Projekt auch in anderen Gegenden Nachahmung finden.  

Für das Pilotprojekt spannen erstmals mehrere Akteure bei der Bekämpfung von invasiven Pflanzen zusammen. Zehn Gemeinden im Testgebiet entlang der Reppisch, das Bundesamt für Strassen (Astra), die SBB, der Waffenplatz in Birmensdorf und die betroffenen kantonalen Fachstellen gehen den Kampf gemeinsam an.  

«Es braucht ein koordiniertes Vorgehen», betonte Daniel Fischer, Leiter Sektion Biosicherheit beim kantonalen Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) am Dienstag vor den Medien in Birmensdorf ZH. Trotz grosser Bemühungen in den letzten Jahren seien die Bestände der invasiven Neophyten weiter angestiegen.  

Seit Jahren kämpfen die Kantone und die Gemeinden in der Schweiz gegen Pflanzenarten, die ursprünglich nicht bei uns heimisch sind und so genannte Dominanzbestände bilden. Das heisst, dass sie sich so stark verbreiten, dass sie zum Problem werden (lesen Sie hier mehr dazu).

Keine Sisyphusarbeit mehr  
«Wenn jeder nur für sich schaut, ist das eine Sisyphusarbeit», sagte Projektleiter Severin Schwendener. Oft sei auch nicht ganz klar, wer wo für die Entfernung der Neophyten zuständig sei. Gemäss Schwendener werden die Problempflanzen an vielen Orten zudem nur gerade dort entfernt, wo sie stören.  

«Wir wollen herausfinden, ob man die Schäden langfristig klein halten und die Unterhaltskosten senken kann», sagte Fischer. Die gezielte Bekämpfung von Problempflanzen auf einem Gebiet dieser Grösse sei einzigartig. «Das Projekt kann später auf andere Gebiete adaptiert werden und man hat einen Anhaltspunkt, was es kostet.»  

Für das Projekt werden die Gelder der Unterhaltsdienste der verschiedenen Akteure zusammengezogen. Der Zürcher Regierungsrat sprach 2,3 Millionen Franken. Das vollständige Entfernen der einzelnen Arten braucht unterschiedliche Vorgehensweisen. Auch das Versamen muss verhindert werden.

Ambrosia praktisch ausgerottet  
Eine grosse Herausforderung sind gemäss Kanton Zürich vor allem hartnäckige Arten wie etwa die Goldrute, das einjährige Berufkraut oder der Sommerflieder. Erfolgreich bekämpft wurden in den letzten Jahren die Bestände von Riesenbärenklau oder Ambrosia. «Die Ambrosia ist heute quasi ausgerottet», sagte Fischer.  

Beim aktuellen Projekt soll vor allem auch die Bevölkerung sensibilisiert werden. «Wir versuchen, auch Private zu motivieren, Problempflanzen in ihren Gärten zu bekämpfen», sagte der Leiter Biosicherheit. Merkblätter zeigen, welche Gewächse wie entfernt werden sollen.  

Um einen Vergleich zu haben, hat die Baudirektion ein Referenzgebiet im Kanton bestimmt, das mit dem Testgebiet verglichen werden soll. Wo dieses liegt, wird nicht bekanntgegeben. «Wüssten die Betroffenen, dass sie zum Projekt gehören, würden sie vielleicht ihren Kampf gegen Neophyten verstärken», sagte Fischer.  

Nach Abschluss der Eindämmungsphase wird das Gebiet fünf Jahre später erneut untersucht. Der Kanton hofft, dass sich die Pflanzen bei vollständiger Entfernung dann nicht wieder ausgebreitet haben. Ist dieser Ansatz erfolgreich, soll er auch andere Gebiete ausgedehnt werden. Die Erkenntnisse aus diesem Pilotprojekt seien wegweisend für die künftige Neobiota-Strategie des Kantons.