Viele wissenschaftliche Namen von Tieren sind so genannte Dedikationsbezeichnungen. Damit ehrt ein Forscher, der eine Art erstmals wissenschaftlich beschreibt, eine Person, die ihm nahe steht, mit welcher ihn viel verbindet oder die er würdigen möchte, weil sie sich verdient gemacht hat, beispielsweise in der Zoologie. Auch Schweizer wurden so in Tiernamen verewigt.

Der peruanische Ara

Ein tropischer Ara-Papagei wird nicht unbedingt mit dem Binnenland Schweiz in Verbindung gebracht. Und doch gibt es eine Art, die im 19. Jahrhundert nicht nur durch einen Schweizer erstmals in den Anden zu wissenschaftlichen Zwecken erlegt wurde, sondern die auch den Namen eines weiteren Schweizers in sich birgt, den Gebirgs- oder Blaukopfara. Die wissenschaftliche Bezeichnung lautet Ara couloni (oder Primolius couloni). Bei der ersten Bezeichnung handelt es sich um die Gattung, bei der zweiten um die Art. Couloni weist auf Professor Louis Coulon (1804 – 1894) aus Neuchâtel hin.

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Der Typus aus Neuchâtel

Zu dieser Ehre kam der Naturwissenschaftler, Gründer und Direktor des Muséum d’Histoire Naturelle in Neuchâtel, weil sein Landsmann Johann Jakob von Tschudi im Tal des Rio Huallaga in Peru einen Blaukopfara schoss, präparierte, den Balg über die Anden an den Pazifik transportierte und dort nach London zu Philip Lutley Sclater verschiffte. Der englische Zoologe benannte 1876 die neu entdeckte Art zu Ehren von Louis Coulon, der zusammen mit seinem Vater Tschudis Peru-Expedition finanzierte. Sclater führte die Art somit erstmals in die Wissenschaft ein. Der Balg, der in Peru erlegt wurde, befindet sich noch heute im Naturhistorischen Museum Neuenburg. Er wird als Typusexemplar bezeichnet und ist besonders wertvoll. Nach diesem Balg wurde die Art beschrieben.

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Genaue Regeln

Es gibt genaue Regeln, wie Tiere wissenschaftlich zu beschreiben sind. Wer die erste Beschreibung vornimmt, dessen Artbezeichnung hat Bestand. So bleibt beispielsweise auch Johann Büttikofer (1850 – 1925) in verschiedenen Tiernamen verewigt.

Expeditionen und Zoo von Rotterdam

Von 1879 bis 1882 und von 1886 bis 1887 leitete der Biologe und Lehrer Johann Büttikofer Expeditionen nach Liberia in Westafrika. Das erklärt, warum es beispielsweise Büttikofers Epaulettenflughund (Mimobdella buettikoferi) gibt. Viele weitere Arten sind nach Büttikofer benannt, der aus Ranflüh BE stammt und seinen Lebensabend in Bern verbrachte. Zwischen 1897 und 1924 war er Direktor des Zoologischen Gartens von Rotterdamm in den Niederlanden. Das erklärt auch, warum sich im Naturhistorischen Museum Bern Papageienbälge aus dieser Zeit befinden, die aus dem Zoo von Rotterdam stammen. Johann Büttikofer reiste bereits zwischen 1893 und 1894 als Begleiter einer Expedition ins Innere von Borneo. Aus der indonesischen Region ist der Sumbawa-Sonnenvogel (Cinnyris buettikoferi)nach ihm durch Ernst Hartert, Leiter des Rothschild-Museums in England, benannt.

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Missionar Otto Appert

Auch der Appertmadagaskarsänger (Xanthomixis apperti) weist auf einen Schweizer hin, und zwar auf Dr. Otto Appert, Missionar der Heiligen Familie aus Werthenstein LU. Er lebte von 1930 bis 2012 und wirkte insgesamt 25 Jahre im Süden Madagaskars als Seelsorger, baute Brunnen, erforschte die Sprachen, die Vogelwelt und leistete Pionierarbeit in der Paläobotanik. So gibt es beispielsweise auch die Pflanzengattung Appertiella, die nach ihm benannt wurde.

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Heini Hediger in Tiernamen

Auch nach dem Schweizer Zoologen und Zoodirektor Professor Dr. Dr. Heini Hediger (1908 – 1992) sind Tierarten benannt, beispielsweise Parapistocalamus hedigeri, eine Giftnatternart. Auch die Schneckenart Japonica hedigeri und der Südseefrosch Cornufer hedigeri weisen auf den berühmtem Schweizer hin, der über die Psyche der Tiere forschte und Zoos in die neue Zeit führte.

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Tiernamen sind nicht tote Bezeichnungen, sondern sie sind voller Leben, wenn die Geschichte dahinter aufblitzt. Faszinierende Schweizer Persönlichkeiten verbergen sich sogar hinter exotischen Tieren.