In der Natur ist kaum je das gleiche Futterangebot für Vögel während eines Jahres vorhanden. In tropischen Zonen wechseln Regen- mit Trockenzeiten, hierzulande bestimmen die Jahreszeiten den Rhythmus. Vögel in Europa brüten im Frühling. Das Futterangebot ist dann gross. In den Tropen lösen Regenzeiten das Brutverhalten aus. Früchte, Samen und Gräser beginnen dann zu reifen oder zu spriessen.

Es ist sinnvoll, die Ernährung der Vögel unter Menschenobhut im Jahresverlauf zu variieren. Im Frühling ist Keimfutter eine ideale Ergänzung des Speiseplans. Der Keimprozess setzt Vitamine frei, die komplexen Kohlenhydrate werden zu gut verdaulichem Doppelzucker umgewandelt. Der Keimling erhält dadurch eine süssliche Geschmacksnote und wird gerne verzehrt. Es werden auch Proteine und Glycerin abgebaut, Fettreserven werden zu Fettsäuren. Das führt zu einer Erhöhung des Gehalts an mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Die Vitamine C, E und K steigen beträchtlich, ebenso der Vitamin-B-Komplex.

Durchspülen und warten

Keimfutter stimuliert Vögel zur Zucht. Wenn in der Natur Samen keimen, heisst das, dass die Regenzeit angebrochen ist und dass ausreichend Nahrung für die Jungvögel vorhanden sein wird. Gerade das Vitamin E ist zudem ein Auslöser des Bruttriebs. Wer also Vögel zur Zucht bringen möchte, sollte Keimfutter reichen. In Verbindung mit länger werdenden Tagen und wärmeren Temperaturen kann es durchaus den Bruttrieb auslösen. Gekeimte Samen sind leichter verdaulich als feste. Darum ist es sinnvoll, wenn Altvögel, die Junge versorgen, Keimfutter zur Verfügung haben.

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Der Spezialfachhandel führt Keim- oder Quellfuttersorten. Es können aber auch gewöhnliche Körnermischungen zum Keimen gebracht werden, sofern sie keine pelletierten Zusatzstoffe enthalten. Die Körner sollten acht bis zwölf Stunden in lauwarmem Wasser eingelegt werden. Danach müssen sie in einem Sieb gründlich durchspült werden. Das Sieb mit den nicht zu dicht aufgetragenen Körnern wird nun während 24 Stunden auf einem Kübel ins Licht gestellt.

Idealerweise werden die Körner alle sechs Stunden durchgespült, damit die Keimlinge feucht bleiben. Je nach Wärme und Sorte beginnen sie bereits nach zwölf Stunden mit dem Keimen. Wenn die Keimlinge spriessen sollten sie verfüttert werden. Sind sie zu lang, werden sie von den Vögeln nicht mehr so gerne verzehrt.

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Keimfutter in den Futternäpfen sollte nach sechs Stunden wieder entfernt werden. Gerade bei heissem Wetter schimmelt es rasch. Auch bei der Zubereitung ist die Hygiene sehr wichtig. Keimfutter stellt eine natürliche Abwechslung im Futterplan dar. Es versorgt Vögel mit Enzymen und Zusatzstoffen und bereichert ihre Sinne, wenn sie es picken oder knabbern.