Ziervogellexikon
Nymphensittich: kleiner Kakadu mit Sittichallüren
Der Nymphensittich ist nebst dem Wellensittich einer der beliebtesten Ziervögel. Mit seiner Haube erinnert er an einen Kakadu, der lange Schwanz stellt ihn den Sittichen nahe.
SteckbriefWissenschaftliche Bezeichnung: Nymphicus hollandicus
Unterarten: keine
Herkunft: Australien
Grösse: 32 Zentimeter
Wildfarbe: grau
Mutationen: Lutino, Zimt, Opalin, Schecke, geperlt, weitere
Geschlechtsunterschiede: Männchen gelber Kopf, roter Wangenfleck. Weibchen grau mit rotem Wangenfleck
Ringgrösse: 6 mm
Lebenserwartung: ca. 25 Jahre
Platzansprüche: Voliere von mindestens 2 x 1,50 Meter, je grösser und länger, desto besser, Alternative ist ein Zimmerkäfig von ca. 1,5 x 0,80 x 1 Meter mit täglichem Freiflug in der Wohnung.
Ausstattung: Kletterbaum, morsches Holz, viel freier Flugraum
Stimme: schrill, in hoher Tonlage
Haltung: zu zweit
Herkunft und Geschichte
Nymphensittiche stammen aus dem Innern Australiens aus vornehmlich trockenen Gebieten. Wann die ersten Nymphensittiche nach Europa gelangten, ist unbekannt. 1845 waren sie allerdings gemäss Erwähnungen schon hier, 1850 glückte die Zucht in Deutschland. Es scheint, dass John Gould als erster Forscher Nymphensittiche in Australien beobachtete.
Eignung als Heimtier
Nymphensittiche eignen sich gut zur Haltung. Bedingung sind ein ausreichendes Platzangebot und Toleranz gegenüber ihren schrillen Schreien. Wer Nymphensittiche in der Wohnung in einem Käfig hält, sollte sie täglich im Zimmer fliegen lassen. Ideal ist, wenn ein Kletterbaum aufgestellt wird, der für die kleinen Kakadus zum Aufenthaltsort wird. Nymphensittiche sind keine grossen Nager und beschädigen die Wohnungseinrichtung kaum. Bei intensiver Beschäftigung mit den Vögeln von Anfang an werden sie auch zutraulich. Haben sie eine lange Flugstrecke zur Verfügung, können sie pfeilschnell fliegen. Nymphensittiche vertragen auch Frost, wobei sie immer Zugang zu einem frostfreien Schutzraum haben sollten.
Erwerb
Nymphensittiche werden von Zoofachhandlungen geführt und von vielen Züchtern angeboten. Sie stehen an Vogelbörsen zum Verkauf oder können beispielsweise über die elektronische Vogelbörse der Züchtervereinigung Exotis direkt bei einem Züchter erworben werden.
Ernährung und Pflege
Nymphensittiche ernähren sich in der Natur von Sämereien. Im Handel können Grosssittich-Körnermischungen erworben werden, die von Nymphensittichen gerne angenommen werden. Diese Mischung kann mit Wellensittichfutter vermischt werden. So reduziert sich der Anteil an fetthaltigen Sonnenblumenkernen, die meist reichlich in Grosssittichmischungen enthalten sind. Nymphensittiche schätzen auch Kolbenhirse. Gräser aus der Natur, Löwenzahn, Obst und Gemüse gehören ebenfalls zum Speiseplan. Ein Kalkstein und Sepiaschalen sollten immer vorhanden sein. Nymphensittiche benötigen auch eine Badegelegenheit. Oft lassen sie sich aber lieber absprühen. Frische Äste aus der Natur bereichern das Leben der Sittiche. Sie knabbern gerne Blätter ab.
Zucht
Im grössten Teil des Verbreitungsgebiets brüten Nymphensittiche dann, wenn Regen fällt und das Nahrungsangebot besser wird. Sie sind also an keine bestimmte Jahreszeit gebunden. Dieses Verhalten zeigen sie auch unter Menschenobhut, sie sind immer brutlustig. Da die Geschlechter äusserlich gut zu unterscheiden sind, zumindest bei der Naturform, ist die Zusammenstellung eines Paars einfach. Ein Paar bleibt sich normalerweise lebenslange treu. Nymphensittiche nisten in Nistkästen im Breit- und im Hochformat. Die Masse eines Kastens im Breitformat können etwa 30 x 20 x 20 cm betragen mit einem Durchmesser des Einschlupflochs von etwa 6 cm. Das Weibchen legt drei bis sechs Eier, die im Zweitagesrhythmus gelegt werden. Das Männchen brütet meist nachts, das Weibchen tagsüber. Bei Kakadus brüten allgemein beide Geschlechter. Nach einer Brutzeit von 18 bis 21 Tagen schlüpfen die Jungen. Ihre Äuglein beginnen sich ab dem Alter von 10 Tagen zu öffnen. Nach vier Wochen Nestlingszeit fliegen sie aus. Im Alter von zwölf Wochen sind sie selbständig.
Lustig
Die Haube ist ein Stimmungsanzeiger. Wird sie ganz aufgerichtet und zeigt vornüber, ist der Nymphensittich beunruhigt, hat etwas entdeckt, das ihn verunsichert, und er wird wohl bald fliegend die Flucht ergreifen. Balzt er und ist interessiert, ist sie ganz angelegt. In normaler, entspannter Situation steht die Haube halb aufgerichtet.
Namensgebung
Die wissenschaftliche Bezeichnung lautet Nymphicus hollandicus. Die Artbezeichnung hollandicus geht auf den ersten Namen Australiens zurück. Der Kontinent wurde erstmals durch niederländische Seefahrer entdeckt, die ihn als Neu-Holland bezeichneten. 1792 legte der schottische Arzt und Ornithologe Robert Kerr die Artbezeichnung fest. Der deutsche Zoologe Johann Georg Wagler stellte 1832 die Gattung Nymphicus auf.
Besonderheit
Der Nymphensittich nimmt in der zoologischen Nomenklatur eine systematische Sonderstellung ein. Er ist monotypisch, das heisst, dass er einziger Angehöriger seiner Gattung ist. Zu seiner Verwandtschaft gibt es verschiedene Thesen. Sein Aussehen lässt wenig Zweifel, dass es sich um ein Bindeglied zwischen den Kakadus und den Sittichen handelt.
Manuel Eisenring aus Wallenwil (TG) hat es sogar geschafft, Nymphensittiche unter Aufsicht frei fliegen zu lassen:
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