Ziervogellexikon
Japanisches Mövchen: ein Vogel, den es in der Natur nicht gibt
Japanische Mövchen werden seit Jahrhunderten gezüchtet, zuerst in China, dann in Japan und Europa. Sie sind durch Kreuzung entstanden, denn in der Natur kommen sie nicht vor. Es sind ideale Hausgenosse, weil sie sehr friedfertig sind.
Steckbrief Wissenschaftliche Bezeichnung: Lonchura striata var. comestica
Herkunft: Menschliche Züchtung durch Kreuzung verschiedener Arten und Unterarten der Gattung Lonchura entstanden.
Grösse: zwischen 11 und 13,5 cm
Wildfarbe: keine Wildform vorhanden, da es die Art in der Natur nicht gibt.
Mutationen: Die Farbe des standardisierten Japanischen Mövchens ist schwarzbraun. Es werden viele weitere Mutationsformen gezüchtet wie nougat, fuchsrot, gescheckt, weiss, falbe.
Geschlechtsunterschiede: Beim standardisierten Typ sind die Geschlechter leicht zu unterscheiden. Das Männchen ist schwarzbraun und hat eine weissliche Brust, das Weibchen ist analog gefärbt, jedoch in Hellbraun.
Ringgrösse: 2,7 mm
Lebenserwartung: 7 bis 10 Jahre, manchmal auch älter
Platzansprüche: gesetzliche Vorschrift für zwei bis vier Japanische Mövchen ist ein Käfig von 60 x 40 x 50 cm. Weder macht die Haltung in solch einem kleinen Käfig Freude, noch ist sie dauerhaft gut für die Vögel. Viel besser ist ein Käfig mit den ungefähren Massen von 1,50 x 0,50 x 0,50 Meter oder gar eine Zimmervoliere.
Ausstattung: Natürliche Zweige, frisches Laub aus dem Wald, Sand, Badegelegenheit, welkes Laub am Boden.
Stimme: Das Männchen fällt durch seine Lautäusserungen auf.
Haltung: Zu zweit, dürfen nicht einzeln gehalten werden. Auch die Haltung im Schwarm ist möglich. Wenn keine Zuchtabsichten bestehen, können auch reine Männchengruppen gehalten werden.
Herkunft und Geschichte
Das Japanische Mövchen zeigt, dass die Vogelhaltung tief verwurzelt in der Menschheit ist, denn es wurde bereits vor Jahrhunderten in China zum Heimtier. Bereits in weiter Vergangenheit wurden Vögel gezüchtet und gekreuzt, denn Japanische Mövchen hat es in der Natur nie gegeben. Dieser domestizierte Vogel entstand durch die Kreuzung mehrere Arten und Unterarten von Angehörigen der Gattung Lonchura. Grosse Ähnlichkeiten mit Spitzschwanz-Bronzemännchen (Lonchura striata) sind nicht von der Hand zu weisen.
Eignung als Heimtier
Es handelt sich um ideale Hausgenossen. Japanische Mövchen sind ausserordentlich friedfertig und haben äusserst dezente Lautäusserungen. Sie sind an das Leben unter Menschenobhut seit jeher gewohnt und ziehen ihre Jungen bereitwillig im Flugkäfig in der Wohnung auf.
Erwerb
Japanische Mövchen werden manchmal von Zoohandlungen angeboten, sind oft auch an Vogelbörsen zu finden oder können direkt bei Züchtern erworben werden. Der Besuch von Vogelausstellungen ist eine gute Möglichkeit, mit Züchtern in Kontakt zu kommen.
Ernährung und Pflege
Japanische Mövchen sind Körnerfresser und sollten mit einem fettarmen Futter ernährt werden. Hirsesorten, Spitzsaat und die Saat von Ramtillkraut sind ideal. Der Fachhandel hält Fertigmischungen für Prachtfinken bereit, die sich gut zur Ernährung von Mövchen eignen. Körnerfutter kann zeitweise auch gekeimt gereicht werden. Hirsekolben, rote und weisse, bieten den Vögeln Beschäftigung und Abwechslung, ebenso zahlreiche Gräser aus der Natur wie Knaulgras, Schwingelgras, Weidelgras und weitere Arten. Auch Vogelmiere, Sauerampfer, Salatblätter, Gurke, Apfel, Trauben und Rüebli, immer in kleine Stücke geschnitten, werden gerne genommen. Ein kommerzielles Eifutter ist besonders während der Jungenaufzucht wertvoll.
Zucht
Japanische Mövchen schreiten bereitwillig zur Zucht. Da bei der Grundfarbe die Geschlechter äusserlich einfach zu unterscheiden sind, ist eine Paarzusammenstellung einfach. Die Zucht gelingt am besten paarweise im Käfig. Bei der Schwarmhaltung in der Voliere ist es so, dass oft alle Mövchen im gleichen Nest brüten wollen und die Eier darum nicht mehr gut bebrütet werden können. Ein Paar baut gerne in einen halb offenen Nistkasten oder in einen geschlossenen Nistkasten ein Nest aus Gräsern und Kokosfasern. Es werden vier bis sechs Eier gelegt, und es wird vom ersten Ei an gebrütet. Es brüten beide Geschlechter abwechselt, des Nachts sind oft beide im Nest, manchmal auch tagsüber. Die Jungen schlüpfen nach zwölf Tagen Brutzeit und fliegen nach 24 Tagen Nestlingszeit aus. Während der Jungenaufzucht benötigen die Altvögel Keimfutter und ein Eifutter, das mit geriebenen Rüebli angereichert werden kann. Nach weiteren drei Wochen sind die Jungen selbständig. Männchen erlernen nach drei bis vier Monaten den Gesang. Man sollte Japanische Mövchen erst ab dem Alter von einem Jahr brüten lassen.
Lustig
Das Männchen singt eigentlich nicht richtig, sondern es schnurrt und knattert, reckt sich in die Höhe und sträubt die Brustfedern, wenn es einem Weibchen imponiert.
Namensgebung
Der deutsche Name ist irreführend, denn Japanische Mövchen entstanden eigentlich in China. Sie werden nur so genannt, weil sie in der Vergangenheit von Japan erstmals nach Deutschland gelangten. Das Japanische Mövchen kam durch den Vogelhandel nach Japan. Weil es von Japan nach Europa und insbesondere nach Deutschland eingeführt wurde, gab ihm der deutsche Fachautor und Altmeister der Vogelhaltung, Dr. Karl Russ, den Namen Japanisches Mövchen.
Besonderheit
Das Japanische Mövchen ist ein Vogel, den es in der Natur nicht gibt, ähnlich den Hunderassen, die seit Jahrhunderten herausgezüchtet werden. Es entstand durch Einkreuzungen und hat sich weltweit in der Vogelhaltung etabliert. Es gibt Züchter, die sich auf die Farbformen der Mövchen spezialisieren und verschiedene Varianten herauszüchten, ausstellen und von speziell ausgebildeten Zuchtrichtern prämieren lassen.
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