Ein «unglaublicher Meilenstein» sei der Start des James Webb Telescopes. Ein Wunderwerk der Technik. Webb-Programmdirektor Gregory Robinson überschlug sich Anfang des Jahres im Nasa-Hauptsitz in Washington vor Begeisterung. Sein Enthusiasmus ist zu verstehen, angesichts der riesigen Bedeutung des Mammut-Weltraumprojekts, für das die amerikanische NASA, die europäische ESA und der kanadischen CSA zusammenspannen. Die Hoffnungen, die sie hegen, sind ebenfalls immens.

Das James Webb Space Telescope soll immerhin das legensdäre Hubble Telescope ablösen. Zur Erinnerung: Hubble hat die Art und Weise, wie wir den Kosmos wahrnehmen, massgeblich verändert. Dank seiner Hilfe wurde es plötzlich möglich, einen Blick in ferne Galaxien zu werfen. Auch explodierende Sonnen und Supernovae wurden dank ihm für eine breite Öffentlichkeit sichtbar. Hubble habe das Weltall in Wohnzimmer gebracht, war immer wieder zu lesen. Nun will man einen Schritt weiter gehen, noch mehr Einsichten und Erkenntnisse gewinnen. 

Gemeinsam wollen die Weltraumorganisationen nun die Einblicke in bislang unbekannte Welten vertiefen und den Geheimnissen des Alls näherkommen. Aus diesem Grunde startete am 25. Dezember eine Ariane-Trägerrakete vom europäischen Weltraum-Bahnhof Kourou in Französisch-Guayana ins All. Ihre Last: das James Webb Space Telescope. Die ganze Welt blickte gebannt auf den gross angekündigten Auftakt zu diesem Forschungsprojekt. Teleskop hat einen weiten Weg vor sich: 1,5 Millionen Kilometer weit soll es erst mal in den Weltraum fliegen. Bei Erscheiden dieser «Tierwelt—Ausgabe sollte diese Etappe geschafft sein. 

Video: Die «ARD» streamte den Start der Trägerrakete live

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Wie war das damals, beim Urknall?

Die Hoffnungen der Wissenschaftler sind gross. Sie erhoffen sich unter anderem Erkenntnisse über die Zeit nach dem Urknall vor rund 13,8 Milliarden Jahren. Bis die ersten verwertbaren Daten allerdings auf der Erde eintreffen, dürfte es Sommer werden. Erst muss das Teleskop nämlich auf die Aufgaben weit weg von der Erde vorbereitet werden. Langweilig wird es den Wissenschaftlern bis dahin allerdings nicht. Laufend treffen News ein. Manchmal sorgen sie für Anspannung. Die letzte grosse Zitterpartie liegt rund drei Wochen zurück. Das Teleskop klappte das Sonnenschild erfolgreich auf, ein kritisches Manöver. 14 mal 21 Meter gross ist es und soll das Gerät vor Überhitzung schützen. Vor zwei Wochen der nächste Schritt: Ein wichtiger Riesenspiegel wurde in Stellung gebracht.  

Eine Meldung, welche die Weltraumorganisationen in Jubel versetzte, folgte vor kurzem. Wie sich herausstellte, wurde beim Bilderbuchstart der Trägerrakete so viel Treibstoff gespart, dass der verbleibende nun ausreicht, um das Teleskop 20 Jahre lang zu betreiben. Damit reicht er länger, als man dachte. Die nächste Stufe ist derweil bereits eingeläutet: Bis im Sommer muss das Teleskop auf minus 233 Grad Celsius abgekühlt werden. Dies wird seine Betriebstemperatur sein. Die Anforderungen an die Technik sind immens. 

Wie das James Webb Space Telescope arbeitet

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Weit entfernt von der Erde kreist das Teleskop um die Sonne

Doch was soll das Das James-Webb-Weltraumteleskop genau untersuchen? Sobald es den rund 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernten Lagrange-Punkt L2 von Erde und Sonne erreicht hat, wird es in einer Umlaufbahn operieren. Im sogenannten Langrange-Punkt halten sich die Anziehungskräfte von Erde und Sonne insofern die Waage, dass ein leichter Körper wie ein Asteroid – oder eben ein Teleskop – antriebslos den massereicheren Himmelskörper umkreisen kann. In diesem Falle die Sonne. Das Teleskop bleibt somit in immer gleicher Entfernung zur Erde und reist ganz genau gersagt mit ihr um die Sonne, immer auf unserer Nachtseite. In dieser Umluafbahn soll es störungsfrei arbeiten können.

Dadurch hoffen die Forschenden, Bilder von Sternen zu erhalten, die viel älter sind als unser Sonnensystem. Es ist denkbar, dass sie schon lange nicht mehr existieren, das Licht aber noch aus der Vergangenheit beim Teleskop eintrifft. Die Webseite «Ingenieur.de» schrieb gar, manche Wissenschaftler*innen würden gar auf Hinweise auf eine zweite Erde spekulieren, auf einen weiteren bewohnbaren Planeten. Im selben Artikel wird Klaus Jäger vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg mit den Worten zitiert: «Eines steht meiner Meinung nach schon fest und ist eine Erfahrung aus vielen anderen Meilensteinprojekten: Wir werden mit dem Teleskop Entdeckungen machen, von denen wir jetzt noch nichts ahnen». 

Es bleibt also spannend. Wer weiss, vielleicht hilft das James Webb Space Telescope dabei, ein weiteres Puzzlestück aufzudecken, auf dem Weg zur «Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest», wie in Douglas Adams’ «Per Anhalter durch die Galaxis».