Ein Team der Technischen Universität Münschen (TU München) und der Zoologischen Staatssammlung München hat Artenlisten und Schmetterlingssammlungen seit dem Jahr 1840 ausgewertet. Die Untersuchung zeigt einen Artenschwund in Bayern in den letzten Jahrzehnten. Offenbar sei der Natur- und Artenschutz wenig effektiv, schreibt die TU München dazu in einer Medienmitteilung. Die Resultate wurden im Fachmagazin «Conservation Biology» veröffentlicht.

Sämtliche Daten stammen von Schmetterlingsforschern aus Gebieten rund um Regensburg. Die dortigen Südhänge entlang der Donauschleifen bestehen im Wesentlichen aus seltenen Magerrasen-Gebieten und damit nährstoffarmen Biotopen für Schmetterlinge und andere Insekten. Etwa 45 Hektar sind seit 1992 Naturschutzgebiet.

Von 117 auf 71 Arten
«Die Beobachtung über einen Zeitraum von 200 Jahren bestätigt den allgemeinen Trend, dass spezialisierte Arten stark rückläufig sind, obwohl sie im Fokus des Naturschutzes stehen», erklärt Jan Christian Habel vom Lehrstuhl für Terrestrische Ökologie der TU München. Beispielsweise wurden zwischen 1840 und 1849 noch 117 Tagfalterarten und Widderchen (tagaktive Nachtfalter) verzeichnet, zwischen 2010 und 2013 sind es nur noch 71 Arten.

Zudem hat sich die Zusammensetzung der Schmetterlingsarten verändert. Lebte früher eine vielfältige Schmetterlingsgemeinschaft in der Region, dominieren nun wenige Lebensraum-Generalisten. Verschwunden sind viele Spezialisten, die bestimmte Raupenfutterpflanzen und Lebensraumstrukturen zum Überleben benötigen.

Fossile Brennstoffe und intensive Landwirtschaft sind die Ursache
Die Ursachen sind laut der Studie vor allem in den hohen Emissionen reaktiven Stickstoffs zu suchen. Hauptquellen reaktiven Stickstoffs sind die Verbrennung fossiler Brennstoffe sowie Dünger in der Landwirtschaft. Stickstoff wirkt als Dünger und fördert das Wachstum bestimmter Arten wie Löwenzahn, Disteln und Sauerampfer, welche wiederum andere Pflanzen verdrängen, die früher typisch waren und von gewissen Raupen als Futter benötigt werden.

Trotz Klimaerwärmung nehmen laut der Studie auch diejenigen Arten ab, die es vor allem warm und trocken mögen. Das mag erstaunlich klingen, erklärt sich jedoch ebenfalls durch die Stickstoffbelastung. Habel: «Durch die Stickstoffeinträge wächst die Vegetation schneller. Dadurch wird es schattiger am Boden, zu schattig für wärmeliebende Schmetterlinge.»

Mit Naturschutzgebiete lässt sich wenig dagegen ausrichten, wie Habel erklärt: «Die meisten Schutzgebiete sind sehr klein und isoliert und nur dünn über die Landschaft verteilt. Luftstickstoff macht aber an Grenzen der Schutzgebiete nicht halt.»