Farne sind die Dinosaurier unserer Gärten. Nicht, weil sie riesengross und mächtig sind, sondern aufgrund ihres Alters: Die Wurzeln unserer heutigen Gartenfarne lassen sich 360 bis 300 Millionen Jahre zurückdatieren. Damals lebten ihre Vorväter als Baumfarne inmitten von Wäldern aus Bärlapppflanzen und Schachtelhalmen. Heute sind Farne weltweit mit über 10 000 Arten vertreten, in Europa mit ungefähr 200 und in der Schweiz mit rund 100 Arten.

Farne haben die Eleganz für sich gebucht: Ihre filigranen Wedel bringen Leichtigkeit in den Garten; gleichzeitig wirken ihre feingliedrigen Blätter mystisch. Meist assoziieren wir Farne mit schattigen Rabatten in Kombination mit Schaumblüte (Tiarella), Golderdbeeren (Waldsteinia) oder Funkien (Hosta). Dabei wird aber oft vergessen, dass viele Farne gerade im Winter besonders reizvoll sind, denn je nach Sorte und Witterung behalten sie ihre Farbe – und peppen den farblos-braunen Garten mit frischem Grün auf. Selbst kalte Nächte sind dann höchst willkommen, denn der Raureif verpasst den Wedelspitzen zarte Zuckerkrusten.

[IMG 2]

Bescheiden, wie sie sind, brauchen Farne kein grosses Blüten-Brimborium, um zu gefallen. Ihren Reiz machen die teils überhängenden, teils gerade emporstrebenden Wedel aus. Manche sind einfach gefiedert, andere doppelt oder dreifach. Beim Hirschzungenfarn wiederum bestehen die Wedel aus einem einzigen Blatt. 

Wenn sich die Wedel im Frühjahr entfalten, ist Dramatik angesagt. Je nach Sorte ähneln die sich entrollenden Blätter einem Geigenkopf, einem Schneckenhaus oder einem um sich greifenden Kraken. Elisabeth Jacob von der Gärtnerei Blattgrün in Rifferswil ZH hat sich auf Schattenstauden spezialisiert. Auf ihrem 1,2 Hektaren grossen Areal werden über 800 Arten und Sorten kultiviert, darunter 60 Farnarten. Viele davon sind einheimische. «Farne haben etwas Elegantes, etwas Zeitloses», sagt sie. «Sie sind wie ein Ruhepol im Garten und geben Pflanzungen mit Gehölzen und Stauden Struktur.» 

Das viktorianische FarnfieberBekanntlich hegen die Briten eine spezielle Zuneigung zu ihren Pflanzen. Weniger bekannt ist, 
dass im Vereinigten Königreich zwischen 1840 und 1890 ein regelrechtes Farnfieber ausbrach. Es hatte Einfluss auf alle Aspekte des viktorianischen Lebens: Farne tauchten als Pflanzen und Motive in Haus, Garten, Kunst und Literatur auf. Bilder von Farnen schmückten Teppiche, Nachttöpfe, Gartenbänke und sogar Puddingcremegebäck. Scharenweise marschierten die Menschen in die Wälder, um nach heimischen Farnen zu suchen. Man baute spezielle Gewächshäuser und errichtete Farngärten. Die traurige Seite des Farnfiebers: Es brachte einige europäische Farnarten an den Rand des Aussterbens. 

Zu den bekanntesten Vertretern der wintergrünen Farne gehören der Borstige Schildfarn (Polystichum setiferum) und der Glanz-Schildfarn (Polystichum aculeatum) mit seinen glänzend grünen Wedeln. Jacob, die dieses Jahr gemeinsam mit der Gesellschaft der Schweizer Staudenfreunde ein Farnbuch publiziert hat (siehe Literaturtipp), kombiniert Schildfarn gerne mit Streifenfarn (Asplenium). Zu den in Mitteleuropa heimischen Arten zählt auch der Hirschzungenfarn (Asplenium scolopendrium). «Manche seiner Sorten haben so stark gekräuselte oder gerüschte Blätter, dass sie an Salatpflanzen erinnern», findet die Fachfrau. 

Gute Figur im Topf
Für Trockenmauern oder in Töpfen empfiehlt Jacob den Braunen Streifenfarn (Asplenium trichomanes), eine genügsame und ebenfalls einheimische Art. Weitere wintergrüne Vertreter gibt es bei den Wurmfarnen, vor allem der Entferntfiedrige Wurmfarn (Dryopteris remota), der Nepal-Schwarzschuppenfarn (Dryopteris wallichiana) sowie der Goldschuppenfarn (Dryopteris affinis). 

[IMG 3]

Auch im Topf machen Farne eine gute Figur. Hier lassen sich jene Gattungen problemlos ziehen, die einen leicht sauren Boden schätzen, wie der Königsfarn (Osmunda regalis) oder der Rippenfarn (Blechnum spicant), dessen Wedel tatsächlich ein wenig an ein Gerippe erinnern.

Farne sind sehr langsam wachsende Pflanzen. Umgepflanzt zu werden, mögen sie gar nicht. «Werden sie mit anderen Stauden kombiniert, müssen sie genug Platz haben, denn um sich zu entwickeln, brauchen sie mehr Zeit», erklärt die Expertin. Aufwendig in der Pflege sind sie jedoch nicht. Im Gegenteil. «Sind ihre grundlegenden Standortvorstellungen erfüllt, sind die meisten Farne wirklich sehr pflegeleicht.» 

Standort spielt wichtige Rolle
Gerade mit dem Klimawandel werde die Standortfrage immer wichtiger. Farne schätzen eine halbschattige bis schattige Lage und tiefgründige, humose Böden. Je sonniger der Standort, desto feuchter muss der Boden sein. «Dünger brauchen sie nicht. Ideal ist, wenn im Herbst eine Laubschicht auf die Pflanzen fällt, das gibt Nährstoffe fürs neue Jahr», sagt Jacob. Bei manchen Sorten müsse man den Ausbreitungstrieb jedoch im Auge behalten. «Gerade Straussfarne sind mit Vorsicht zu geniessen, vor allem in kleinen Gärten. Sie neigen dazu, zu wuchern.» 

Während des Winters soll man laut Elisabeth Jacob die alten Wedel auf alle Fälle stehen lassen. «Sie schützen das Rhizom der Pflanze und sind ein guter Unterschlupf für Tiere und Insekten.» Manchmal auch für unerwartete Gäste: «In meinem Garten legen die Rippenfarne im Herbst ihre Blätter wie ein halbrundes Dach auf den Boden», erzählt sie. Prompt hat sich eine Ente das «Farnhaus» als Domizil ausgesucht. Noch bevor der frische Austrieb kam, habe sie unter den Wedeln ihr Nest gebaut.

[IMG 4]

Gesellschaft Schweizer Staudenfreunde: «Farne»,
Bestellungen: sekretariat(at)staudenfreunde.ch
oder auf: www.staudenfreunde.ch/de/jahrbuch-bestellen,
Fr. 30.– plus Versandkosten.