Es ist helllichter Tag. Die Sonne tunkt den Behandlungsraum im Zürcher Zollikon in ein warmes Licht. Von Kerzen, Räucherstäbchen oder sonstigen Schamanen-Utensilien fehlt jede Spur. Lediglich zum Verkauf stehende Cremes, Zertifikate über Massage-Lehrgänge und Presseartikel zieren die Gesundheitspraxis von Brigitte Lippuner. Zusammen mit der Therapeutin liegen Chio, mein eigenwilliger Cocker Spaniel, und ich auf einer Decke am Boden. Warum? Um aus ihm einen ausgeglichenen und entspannten Hund zu machen – mittels Energieheilung.

«Du musst ein bisschen schlafen. Entspann Dich. Ja, so ist es gut», flüstert Brigitte Lippuner, während sie meinem Hund sanft vom Kopf herab über den Bauch streichelt. Als Heilerin ist sie darauf bedacht, seinen Energiefluss in Einklang zu bringen. Daher ist die Richtung des Streichelns entscheidend. Chio ist erstaunlich ruhig dafür, dass ihm eine fremde Person so nah kommt, steht aber dennoch ab und an auf und dreht eine Runde durch den Raum. Doch nach einer guten Viertelstunde hat Lippuner ihn dort, wo sie ihn haben will: mit ausgestreckten Beinen entspannt am Boden liegend. «Er muss lernen ruhig zu bleiben, damit er die Behandlung besser aufnimmt», sagt Lippuner, deren energetische Fähigkeiten durch die Rauchentwöhnung bekannt geworden sind. Seit über 15 Jahren nimmt sie Rauchern durch Handauflegen die Sucht und kooperiert dabei mit Ärzten. 

Seit einiger Zeit behandelt sie auch Hunde, Katzen und Pferde, die entweder nervös oder aber in schulmedizinischer Behandlung sind, die nicht richtig anschlägt. Über ihre Hände löst sie Barrieren im Energiefluss des Körpers und sorgt so beispielsweise für eine reibungslose Verarbeitung der Medikamente. Nach einer weiteren Viertelstunde ist das Spektakel, das zu meinem Erstaunen gar keines war, vorbei. Denn ausser Streicheln ist nichts passiert – zumindest augenscheinlich. 

Auch Schulmediziner sind von Lippuners energetischen Fähigkeiten überzeugt
Eine der Medizinerinnen, mit denen Brigitte Lippuner zusammenarbeitet, ist die Pferdefachärztin Dory Czech aus dem Aargau. Sie wandte sich vor einiger Zeit mit ihrem eigenen, krebskranken Schäferhund an Lippuner, um ihm seine letzten Monate erträglicher zu gestalten. «Er hat unglaublich auf sie angesprochen und ist viel ruhiger geworden», berichtet Czech. «Im Auto war er zum Beispiel immer sehr hektisch, nach ein paar Behandlungen aber total ruhig.» Sehr erstaunt war die Tierärztin auch, als Lippuner durch reines Fühlen bemerkte, dass ihr Hund innere Blutungen habe. Nach einer logischen Erklärung suche sie schon gar nicht mehr, gesteht sie. Es sei halt einfach so.  

Ein Musterknabe ist mein Chio noch nicht, aber er ist schon toleranter geworden
Brigitte Lippuners Fähigkeiten fielen als Erstes ihrem Vater auf. Der rationale Mathematiker animierte seine Tochter schon im Kindesalter dazu, ihr Talent zu nutzen, um anderen zu helfen. So begann sie neben ihrer Ausbildung zur Tanz- und Turnlehrerin und der Arbeit als Bewegungs- und Massagetherapeutin ihre Freunde und später auch Fremde von Süchten wie Nikotin und Alkohol zu befreien und eröffnete schliesslich ihre eigene Praxis. 

Wer so wie ich keine Zeit hat, mehrere Male nach Zollikon zu fahren, für den greift Lippuner auf ihre Bachblüten-Kenntnisse zurück. Chio erhält seit einigen Wochen viermal täglich einige Tropfen Springkraut, Weinrebe und andere Blüten-Essenzen, um die energetische Therapie zu unterstützen. Am wichtigsten sei jedoch, dass ich die Entspannungszeremonie täglich wiederhole. Zwar fehlen mir die besonderen Fähigkeiten ihrer Hände, doch auch ich könne meine Ruhe durch fliessende Bewegungen auf den Hund übertragen, sagt die Heilerin. «Sie müssen sich vorstellen, wie Ihre Energie fliesst. Am Besten legen Sie sich abends mit ihm auf die Couch, damit Sie wie im Rudel auf gleicher Höhe sind», erklärt sie. Also streichle ich nun täglich mindestens eine Viertelstunde meinem Vierbeiner den Bauch. 

Mittlerweile sind gut zwei Monate vergangen und aus Chio ist zwar kein Musterknabe geworden, aber dennoch ist eine Verbesserung eingetreten. Zeigte er zuvor etwa vor allem im Büro ein ausgeprägtes Revierverhalten, toleriert er jetzt alle Arbeitskollegen, die «sein» Territorium durchstreifen. Auch zu Hause wechselt er nur noch selten im Minutentakt seine Sitzplätze und wirkt insgesamt entspannter. Bis zu einem vollends ausgeglichenen Wesen ist es bei einem solch quirligen Hund wohl noch ein längerer Weg, doch der Anfang ist getan. 

Mehr Infos unter www.blippuner.ch