Manchmal kommt es bei Seniorhunden «nur» zu einer Art Altersstarrsinn. Manche bereits früher aufgetretene Macken verstärken sich jetzt. Gründe für plötzliche Schrulligkeiten sind beispielsweise Durchblutungsstörungen oder Verkalkungen im Gehirn. Oftmals sind Verhaltensänderungen aber auch die Folge von körperlichen Beschwerden wie Sehschwäche, Schwerhörigkeit, organischen Erkrankungen oder Schmerzen.

«Früherkennung ist bei einem alten Hund extrem wichtig. Ab acht Jahren sollte man mindestens einmal im Jahr einen Gesundheitscheck beim Arzt machen», sagt Tierärztin Susanne Winhart aus Ebersberg (D). Ausserdem sei eine Unterstützung durch geriatrische Medikamente für alternde Tiere sehr hilfreich. «So manch ein Vierbeiner wird im Alter vergesslich oder leidet unter dem Kognitiven Dysfunktionssyndrom, das der Altersdemenz beim Menschen entspricht», sagt Winhart. Andere würden zunehmend die Orientierung verlieren, laufen auf einem bekannten Spazierweg plötzlich in die falsche Richtung.

Nichts verändern, Rituale behalten
«Manchmal verläuft sich der Senior auch innerhalb der eigenen vier Wände, sucht den Wassernapf oder steht plötzlich fiepend hilflos im Gang, fühlt sich allein gelassen und weiss nicht mehr weiter», sagt Winhart. In solchen Situationen sei es wichtig, Ruhe zu bewahren und mit liebevoller Souveränität über den Hänger des Vierbeiners hinwegzugehen, indem man den Hund behutsam wieder auf den richtigen Weg führt und ihm so zeigt, dass alles okay ist. «Ein ruhiges Streicheln und körperliche Nähe des Menschen beruhigen den Senior, wenn er sich desorientiert und einsam fühlt.»  

Vielleicht löst sich der Hund auch mal unbewusst im Wohnzimmer, weil er vergessen hat, dass er gar nicht im Freien ist. Dann ist es wichtig, kein Drama daraus zu machen, sondern lieber schon im Vorfeld Vorkehrungen zu treffen wie beispielsweise die Auslage waschbarer Teppiche, die solch ein Missgeschick schnell und hygienisch beseitigen lassen.

«Aus Erfahrung weiss ich, dass gerade für Hunde mit schwächer werdendem Geist feste Rituale zur selben Zeit wichtig sind», berichtet Lore Köhne, deren letzte Beaglehündin sie fast 17 Jahre lang begleitet hat. Sie rät: «Verändern Sie nichts an Ihrer Wohnungseinrichtung! Belassen Sie Futter- und Wassernapf, sowie die Liegeplätze des Hundes stets an derselben Stelle!» Auch könne es nötig sein, bestimmte Gefahrenstellen wie steile Treppen oder Kellerschächte mittels eines Schutzgitters zu entschärfen. «Bei uns hat es sich bewährt, nachts ein Licht brennen zu lassen, damit sich der Senior besser orientieren kann, vorausgesetzt natürlich, er ist noch nicht blind», sagt Köhne.

Die Souveränität lässt nach
Manche alte Hunde zeigen grundsätzlich eine verstärkte Unruhe. Aber auch eine erhöhte Ängstlichkeit, Schreckhaftigkeit, plötzliche Angst vor dem Alleinsein, Unsicherheit gegenüber fremden Menschen und Situationen, sowie Teilnahmslosigkeit und Desinteresse treten auf. Alte Hunde werden ausserdem zu Langschläfern. Sie mutieren zu Morgenmuffeln, die erst eine gewisse Anlaufzeit brauchen, ehe sie in die Gänge kommen, zumal nun auch die Tiefschlafphasen zunehmen.

Einige Senioren zeigen auch eine verstärkte Bellneigung. Häufig geben sie in Situationen Laut, in denen sie nicht mehr weiterwissen oder in denen sie sich einsam fühlen. In einem solchen Fall hilft Ablenkung mit einem kleinen Spiel oder Kauröllchen. Viele Methusalems werden extrem anhänglich, andere gehen lieber ihre eigenen Wege. All diese altersbedingten Verhaltensweisen, die im Rahmen eines ganz normalen Alterungsprozesses auftreten können, darf man einem Seniorhund nicht übel nehmen.

Fitnesstipps für Geist und Seele

  • Kleine Aufgaben und anregende Aktivitäten fordern den Geist eines alten Hundes. Ausserdem sorgen sie für Erfolgserlebnisse, die wiederum das Selbstvertrauen stärken und Lebensmut geben.
  • Tägliche Bewegung an der frischen Luft garantiert eine gute Sauerstoffversorgung, die wichtig fürs Gehirn ist.
  • Graue Schnauzen brauchen genügend Zeit und Ruhe, sich auf neue Situationen, fremde Orte und Menschen einzustellen.
  • Hunde, die auch im Alter noch gerne knabbern, sollten ab und zu Gelegenheit dazu bekommen (Kauröllchen, -wurzel), denn Kauen baut Stress ab.