Unter natürlichen Bedingungen sind Freigänger-Katzen saisonal polyöstrisch, das heisst, nur in gewissen Jahreszeiten treten mehrere Brunstzyklen in regelmässigen Abständen auf», sagt die Tierärztin Anna Geissbühler, die im bernischen Ins eine Kleintierpraxis führt. Die sexuelle Aktivität sei von der Dauer der Lichteinwirkung abhängig und werde, sobald sie mehr als zwölf Stunden pro Tag betrage, in Gang gesetzt. «In dieser Zeit kann eine Kätzin, die keinen Kontakt zu einem Kater hatte, alle zwei bis drei Wochen rollig werden», sagt die Fachfrau. 

Die Rolligkeit, bestehend aus einer Vor­brunst und einer Brunstphase, wird durch das Ansteigen von weiblichen Sexualhormonen im Blut eingeleitet. Beim Eintreten in die Brunst sind bei Katzen, im Gegensatz etwa zu Hündinnen, keine offensichtlichen Veränderungen an den äusseren Geschlechtsteilen sichtbar. Das Verhalten ändert sich jedoch. «Die Kätzinnen werden oft zu Beginn anhänglicher und miauen häufiger.» Für einige weitere Tage sind Unruhe, Wälzen sowie ein dauerndes Sichkrümmen und -reiben zu beobachten. Die Dauer der Rolligkeit ist je nach Rasse unterschiedlich. Der Eisprung wird meistens durch den Deckakt ausgelöst, kann aber auch spontan erfolgen. 

Kurz vor der Geburt werden die Katzen in der Regel unruhig und essen weniger
Nicht selten ist mehr als ein Kater für die künftige Nachkommenschaft verantwortlich. «Wenn man den Deckakt nicht beobachtet hat, ist es am Anfang schwierig herauszufinden, ob die Kätzin trächtig ist oder nicht», weiss die Tierärztin aus Erfahrung. Erst im letzten Trimester fallen einem der immer dicker werdende Bauch und die gegen Ende der Schwangerschaft grösser werdenden Zitzen auf. Die Katze hat in dieser Zeit einen erhöhten Kalorienbedarf. Trotzdem sollte sie nicht überfüttert werden, denn das erschwert die Geburt. Normale ausgewogene Fütterung ohne Vitaminzusätze reicht allemal.

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 Bijou kurz vor der Geburt. Bild: Hannes Wink

Die Trächtigkeit bei Katzen dauert zwischen 64 und 70 Tagen. Die Unterschiede sind zum einen rassenbedingt und hängen zum anderen davon ab, ob das Büsi zum ersten Mal Mutter wird. Um der Kätzin die Geburt zu erleichtern, sollten im Vorfeld verschiedene Plätze mit Kartonkisten oder Wäschekörben bestückt werden. «Diese Wurfboxen sollten mit Frotteetüchern und nicht etwa mit Stroh oder Heu ausgelegt werden. Ein Halm könnte einem Jungen ins Auge stechen und ihn verletzen.» 24 Stunden vor der Geburt verweigert die Katze oft die Nahrungsaufnahme. Sie wird unruhig. Sehr menschenbezogene Katzen werden in dieser Zeit wohl die Nähe ihres Halters aufsuchen, eigenständigere Büsi werden sich eher zurückziehen. Was auch immer die Samtpfote vorzieht, der Mensch muss es akzeptieren. Ansonsten bedeutet es für den Vierbeiner Stress – und der ist für eine Geburt alles andere als förderlich.

Wenn die Kleinen kommen, sollte der Halter nur im Notfall eingreifen
Die Geburt wird eingeleitet mit der Öffnung des Gebärmutterhalses. Obwohl das der Katze Schmerzen bereitet, ist von aussen kaum etwas zu sehen. Nach sechs bis acht Stunden beginnen die sichtbaren Wehen. Falls die Kätzin es vorzieht, nicht im Versteckten zu gebären, kann man beobachten, wie sie ihr Hinterteil übermässig putzt, nachdem die Fruchtblase geplatzt ist. 

«In dieser Phase sollte innerhalb von etwa einer Stunde das erste Katzenbaby kommen. Zwischen dem ersten und zweiten kann es bis zu einer Stunde dauern. Die restlichen sollten zügiger kommen», sagt Geissbühler. Nach jedem Jungen kommt etwa zehn Minuten später eine Plazenta, die von der Kätzin aufgefressen wird. Der Mensch sollte nicht eingreifen. «Wenn ein Junges noch mit Eihaut überzogen ist, darf man sie vorsichtig entfernen. Aber nur wenn man bemerkt, dass die Katzenmutter aus Stress oder wegen Unerfahrenheit ein Kleines vernachlässigt.» Eingreifen muss man auch, wenn sich nach beginnender Wehentätigkeit innerhalb von drei Stunden kein Junges zeigt. Dann sollte man unverzüglich den Tierarzt aufsuchen.

Darf man die Frischgeborenen anfassen? Lieber nicht. Für die meisten Katzenmütter bedeutet dies Stress. Nach drei bis vier Tagen kann man die Kleinen halten und streicheln – man sollte sie aber nicht von der Wurfbox entfernen. Wenn sich die Katzenmutter durch zu frühes oder zu intensives Streicheln ihres Nachwuchses bedrängt fühlt, wird sie die Jungmannschaft immer wieder woanders hinzügeln. Diese Umplatzierungen können zum Verlust eines Jungen führen.