Pferdeweiden müssen im Laufe des Jahres einiges aushalten. Lange Trockenperioden und strenge Winter setzen den Gräsern zu, zudem strapazieren Pferde die Grasnarben mit tiefem Biss und scharfem Tritt – besonders wenn sie Eisen tragen und gerne herumtoben. Vor allem auf intensiv genutzten Grünflächen leiden die flach wurzelnden Gräser. Sie können sich oft nur schwierig regenerieren, was den tiefer wurzelnden Unkräutern wie Löwenzahn und Disteln ermöglicht, sich ungehindert auszubreiten. Vor der Eröffnung der Koppelsaison ist deshalb eine Frühlingskur fällig.

Unkräuter wie Quecke und Sauerampfer kann man in ihre Schranken weisen, indem man sie grosszügig aussticht. Auf Herbizide sollte man möglichst verzichten, da diese nicht nur die unerwünschten Pflanzen, sondern auch schmackhafte, gesunde Kräuter verschwinden lassen.

Stolperfallen rechtzeitig glätten
Abhängig vom Zustand der Weide sollte man die Bodenstruktur mit Schleppe, Egge oder Walze verbessern. Bevor man der Koppel aber mit Maschinen zu Leibe rückt, ist erst einmal Pferdeäpfelabsammeln angesagt. Sonst verteilt man den Kot und mit ihm unter Umständen Wurmlarven über die ganze Fläche und erhöht das Gesundheitsrisiko.

Maulwurfshügel und Trittschäden, welche die Stolpergefahr erhöhen und auf Mähweiden für Erdklumpen im Heu verantwortlich sind, werden durch Abschleppen beseitigt, wenn der Boden ausreichend abgetrocknet ist, das Gras aber noch nicht wächst. Spriesst auf der Weide kaum noch Gras, aber viel Moos, muss die Egge dran. Eine Wiesen- oder Grünlandegge ritzt die Grasnarbe an und sorgt auf verfilzten, verdichteten und vermoosten Böden dafür, dass wieder Luft und Wasser an die Graswurzeln kommen.

Sehr lockere Böden, die zum Auffrieren neigen, vertragen allerdings weder Schleppen noch Eggen. Hier wird besser gewalzt. Wenn die Walze im Kriechgang mit weniger als zwei Stundenkilometern über die Wiese rollt, drückt sie mit ein bis zwei Tonnen Druck pro Quadratmeter aufgefrorene Grasnarben an, was die Wurzeln wieder mit der Erde verbindet. Gleichzeitig presst sie Steine in den Boden und verringert so die Verletzungsgefahr. Damit die Walze keinen Schaden anrichtet, sollte der Boden gerade so feucht sein, dass sich ein Fussabdruck zwar abzeichnet, aber keine Pfütze mehr hinterlässt. So gut mechanische Pflegemassnahmen bei richtiger Durchführung für die Gesundheit der Grasnarbe sind, so störend und gefährlich sind sie für am Boden brütende Vögel, Insekten und Kleinstlebewesen.

Spätestens Ende April sollten Walzen und Co. deshalb in der Scheune stehen bleiben. Das ist auch aus einem anderen Grund sinnvoll. Denn alle mechanischen Pflegemassnahmen können gut mit Nachsäen oder Düngen verbunden werden, und auch das geschieht am besten im zeitigen Frühjahr.

Dünger bringt die Nährstoffe in den Boden zurück, die ihm durch das Grasen der Pferde, die Heuernte oder Silagegewinnung entzogen wurden. Er fördert Wachstum und Gesundheit der Gräser, kann Unkrautwachstum eindämmen und hat Einfluss auf den Nährstoffgehalt des Grases, also das Pferdefutter.

Zu viel Dünger ist kontraproduktiv
Allerdings richtet zu viel beziehungsweise der falsche Dünger mehr Schaden als Nutzen an. Dann lässt er das Gras zu schnell wachsen, was besonders für empfindliche Tiere eine Gesundheitsgefahr darstellt, die Umwelt belastet und das Grundwasser verseucht, weil er ausgewaschen wird. Verzichtet man dagegen ganz auf Dünger, kann Nährstoffmangel dazu führen, dass die Gräser verkümmern und sich Unkräuter ungehindert ausbreiten. Dosieren nach Augenmass ist selbst für erfahrene Landwirte schwierig, mit einer Bodenanalyse kann man aber zum Glück sehr einfach herausfinden, was dem Erdreich fehlt.

Bei der Nachsaat unterscheidet man zwei Methoden. Mit der sogenannten Übersaat schliesst man kleinere Lücken, bei Bedarf mehrfach pro Jahr. Das Saatgut wird nicht in den Boden abgelegt, sondern oberflächlich per Hand oder mit einem Schleuderstreuer breit über der Grasnarbe verteilt. Erst durch Regen oder Huftritte gelangt es in den Boden.

Bei stärker in Mitleidenschaft gezogenen Weiden ergibt eine «Durchsaat» meist mehr Sinn. Mit Spezialmaschinen, zum Beispiel einem Striegel mit Prismenwalze, werden Rillen für das Saatgut in den Boden geritzt. Damit die jungen Pflänzchen gut keimen und wachsen können, sollte der Boden bei der Durchsaat ausreichend feucht sein. Bis sich die neuen Gräser etabliert haben, hält man die Altnarbe möglichst kurz, etwa durch frühen Schnitt oder die Beweidung durch Schafe und Rinder. Rund vier Wochen nach der Durchsaat dürfen auch Pferde wieder die Koppel nutzen.

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Die Weide sollte im Frühling sorgfältig gepflegt
werden.

Bild: Heidi van Elderen

Pferde behutsam wieder anweiden
Bevor die Pferde allerdings überhaupt wieder nach Herzenslust auf der Koppel fressen und spielen können, müssen sie nach dem Winter im Stall und auf dem grasfreien Paddock ganz allmählich an das frische Grün gewöhnt werden. Denn der Wechsel von Heu auf Gras ist eine enorme Umstellung für den Verdauungstrakt des Pferdes und kann zu Durchfall, Koliken und Hufrehen führen. Bei gesunden Pferden rechnet man für das sogenannte Anweiden etwa vier bis sechs Wochen.

Vor den ersten Weidegängen sollte man reichlich Heu füttern, um den Heisshunger zu stillen und den Raufaserbedarf zu decken. Am ersten Anweidetag darf rund 15 Minuten gegrast werden, damit sich die Mikroorganismen im Darm langsam an das Frischfutter gewöhnen können. Jeden zweiten Fresstag kommt eine weitere Viertelstunde dazu. In der zweiten Woche ist eine Stunde Koppel am Vormittag und eine weitere am Abend erlaubt.

Verbringen die Vierbeiner viel Zeit mit Toben oder Fellpflege, dürfen sie dementsprechend länger draussen bleiben. Alle zwei Tage wird der Weidegang um jeweils eine halbe Stunde verlängert, bis das Pferd nach etwa vier bis sechs Wochen ganztägig ins Grüne darf. Braucht das Pferd in dieser Zeit eine mehrtägige Boxenruhe, zum Beispiel wegen einer Verletzung, sollte man mit dem Anweiden wieder bei Null anfangen.

Leichtfuttrige Rassen wie Islandpferde, übergewichtige, kranke und empfindliche Pferde müssen oft noch schonender, also mit kürzeren Fressintervallen, angeweidet werden. Im Zweifel sollte man die Strategie mit dem Tierarzt absprechen. 

Literaturtipp:
Birgit van Damsen: «Der Weideratgeber – Anlage, Pflege, Nutzung», Verlag: Cadmos, ISBN:  978-3-86127-533-6, ca. Fr. 18.–