Misch- oder Wechselbeweidung ist vermutlich die schönste Form der Weidepflege, sicher aber auch eine der ökologischsten und effektivsten. Denn das Weideverhalten von Pferden und Wiederkäuern ergänzt sich so gut, dass bei der richtigen Zusammensetzung von Vierbeinern kaum Weidereste anfallen und die Ruhezeiten für die Weiden kürzer werden.

Während Pferde in Bezug auf ihren Speiseplan recht wählerisch sind, grasen Rinder und Schafe genau wie die südamerikanischen Alpakas, die auch hierzulande immer beliebter werden, die Koppel ziemlich gleichmässig ab. Und Ziegen fressen zwar auch sehr selektiv, stürzen sich aber mit Vorliebe auf Sträucher und Disteln und sind deshalb ideal auf Weiden, denen Verbuschung oder Verunkrautung droht. Auch die Weidehygiene profitiert: Rinder fressen nämlich das Gras an den Geilstellen (Wiesenfleck, der besonders dicht und grün bewachsen ist) der Pferde, während diese auch noch die Pflanzen rund um die Kuhfladen schmackhaft finden.

Die Wurmlarven der einen Tierart werden im Magen-Darm-Trakt der anderen Tierart verdaut, ohne Schaden anzurichten. Eine Ausnahme sind Lungenwürmer, die von Schafen und Ziegen auf Pferde übertragen werden und besonders im Feuchtgrünland ein Problem sein können. Das ist leider nicht das einzige Gesundheitsrisiko, das eine Mischweide mit sich bringen kann. Bei den kleinen Wiederkäuern können sich Pferde mit dem lebensgefährlichen Borna-Virus anstecken, Rinder übertragen die Rinderflechte und andere Hautkrankheiten. Mit regelmässigen Entwurmungen, Stallhygiene, guter Pflege und Tierarztkontrollen ist die Ansteckungsgefahr zwischen den Tierarten aber gering.

Der Zaun muss allen gerecht werden
Verschiedene Tierarten können in grosser Harmonie zusammenleben und sogar Freundschaften schliessen. So eine friedliche Weidegemeinschaft sieht nicht nur idyllisch aus, sondern bringt auch beim Reiten handfeste Vorteile: Ein Pferd, das sich die Koppel mit Rindern und Schafen teilt, wird sich auch beim Ausreiten nicht mehr vor den fremden Tieren erschrecken. Westernreiter können hofeigene Rinder beim Cutting- und Roping-Training einsetzen.

Man sollte jedoch nie vergessen, dass unterschiedliche Arten auch unterschiedliche Sprachen sprechen und sich potenziell gefährlich werden können. Eine Gewöhnungszeit, in der die Tiere zwar Sichtkontakt haben, aber noch durch einen Zaun getrennt sind, ausreichend Platz und Rückzugsmöglichkeiten sind deshalb Pflicht. Besonders, wenn Nachwuchs da ist, sollte die Gruppe gut beobachtet und gegebenenfalls wieder getrennt werden. Ist die Weide zu klein für eine gemischte Gruppe, ist Wechselbeweidung, bei der die verschiedenen Tierarten die Grünfläche abwechselnd nutzen, eine sinnvolle Alternative.

In jedem Fall wichtig ist ein guter Zaun. Und der sieht für kleine Wiederkäuer ganz anders aus, als für Pferde oder Rinder. Vor allem unter Ziegen und Alpakas gibt es wahre Ausbruchskünstler, die einen normalen Holz- oder Kunststoffzaun mit Leichtigkeit überwinden und sich dann über Nachbars Blumengarten hermachen. Recht sicher ist zum Beispiel ein stabiler Holzzaun in Kombination mit einem gut gespannten Maschendraht und Abstandisolatoren mit doppeltem E-Zaun, wobei man darauf achten sollte, dass sich im Maschendrahtzaun keine Pferdehufe verheddern können. Aus dem gleichen Grund sind mobile Schafnetze, eine praktische Hilfe für die Wechselbeweidung, für Mischweiden ungeeignet.