Wer sich auf eine konzentrierte Trainingsstunde mit seinem Pferd freut und bei der Ankunft in der Halle enttäuscht feststellen muss, dass fünf andere Reiterkollegen die gleiche Idee hatten, kann natürlich noch kurzfristig das Programm ändern und ins Gelände, in die Longierhalle oder auf den Aussenplatz ausweichen. Wobei Letzterer zu bestimmten Stosszeiten wie am frühen Abend auch nur dann einigermassen leer ist, wenn es regnet oder stürmt.

Man kann den Trubel in der Halle aber auch sportlich nehmen: Immerhin fördern Mitreiter die eigene Aufmerksamkeit. Zudem tun die nötigen Ausweichmanöver und Übergänge der Durchlässigkeit des Vierbeiners gut. Und um Zusammenstösse und andere unschöne Zwischenfälle zu verhindern, gibt es eine Reihe von Bahnregeln. Die gelten überall, ganz egal, ob man in Zürich, in Bern oder auf einem Lehrgang in Brüssel oder München durchs Viereck trabt. Die Verkehrsordnung für den Hufschlag hat ihren Ursprung in der deutschen Heeresdienstvorschrift von 1937, die unter anderem regelte, wie sich die Soldaten beim Pferdetraining auf dem Platz verhalten sollten.

Die erste Regel lautet: Bevor man eine Reitbahn betritt, in der schon ein oder mehrere andere Reiter unterwegs sind, macht man sich mit einem gut hörbaren «Tür frei, bitte» bemerkbar. Und tritt auch erst dann ein, wenn ein «Tür ist frei» ertönt. Das Gleiche gilt natürlich auch beim Rausgehen. Wenn man Jacken, Abschwitzdecken oder Gerten abholen oder ablegen möchte, heisst es «Bande frei».

Wer von links kommt, hat Vortritt
Zum Auf- und Absteigen und zum Nachgurten geht man in die Zirkelmitte. Ist an der Seite eine Aufstieghilfe installiert, darf man natürlich auch die nutzen, nachdem man zuvor um «Ecke frei» oder «Hufschlag frei» gebeten hat. «Hufschlag frei» sollte man übrigens auch rufen, wenn man auf dem Hufschlag anhalten oder rückwärtsrichten will. Im Normalfall tut man das, genauso wie das Schritt-Reiten, aber auf dem zweiten oder dritten Hufschlag. Und obwohl man sehr nett quatschen kann, wenn man beim Warm- oder Trockenreiten nebeneinander reitet, ist das tabu, wenn andere gleichzeitig trainieren wollen. Zur eigenen und allgemeinen Sicherheit sollte man auch auf das Telefonieren und Simsen im Sattel verzichten.

Im Viereck gilt: links vor rechts. Reiter, die auf der rechten Hand reiten, weichen den Entgegenkommenden also aus. Es gibt aber einige Ausnahmen: Wer auf der linken Hand im Schritt unterwegs ist, muss Reitern in einer schnelleren Gangart auch ausweichen, wenn diese auf der rechten Hand reiten. Ausserdem müssen alle Reiter auf gebogenen Linien, wie dem Zirkel oder Volten, denen ausweichen, die geradeaus, also «Ganze Bahn», reiten. Diese Regeln sollten aber niemanden davon abhalten, einem anderen, zum Beispiel weil der gerade eine Lektion übt oder ein junges Pferd unterm Sattel hat, auch mal höflich den Vortritt zu gewähren.

Das bunte Durcheinander kann wunderbar funktionieren, wenn alle sich an die Regeln halten, vorausschauend reiten und nicht zu viele Pferde in der Bahn sind. Bevor es zu chaotisch oder gar gefährlich wird, sollte man sich darauf einigen, auf einer Hand zu reiten. Der Reiter, der die meiste Erfahrung hat oder für diese Aufgabe ausgewählt wurde, ordnet dann die Handwechsel an. Um die Unfallgefahr so weit wie möglich zu minimieren, hält man zu anderen Pferden immer einen Mindestabstand von 2,5 Metern. Longiert werden darf, wenn alle anwesenden Reiter einverstanden sind und nur, wenn nicht zu viel Betrieb herrscht. Mit den anderen abstimmen sollte man auch, ob Cavalettis oder Pylonen aufgestellt werden.